Bäcker verkauft Brötchen mit unterschiedlichen Preisen
Neubrandenburg / Lesedauer: 4 min

Die Neubrandenburger Bäckerei Gesche geht wegen der gestiegenen Energiepreise einen eher ungewöhnlichen Weg. In der Hauptfiliale des lokalen Handwerksbetriebs im Neubrandenburger Marktplatz Center gibt es jetzt das gleiche Brötchen mit unterschiedlichen Preisen.
Diese variieren um 10 Cent, je nachdem, wo das Brötchen gebacken wurde. Was auf den ersten Blick kurios anmutet, hat für Bäckermeister Thomas Gesche einen ernsten Hintergrund. Für den leidenschaftlichen Bäcker geht es um das wirtschaftliche Überleben seiner Zunft, aber auch das Wohlbefinden seiner Kunden.
Brötchen in der Oststadt um 10 Cent günstiger
Im Gespräch mit dem Nordkurier sagte der Handwerksmeister, durch die gestiegenen Strompreise habe er den Preis für die in der Filiale gebackenen Brötchen erhöhen müssen. Als günstigere Alternative biete er in der Backstube in der Oststadt gebackene Brötchen an, die zehn Cent weniger kosten. Das Backen in der Filiale verursache einen energetischen Mehraufwand, führt er an.
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Die Teiglinge befänden sich in einer sogenannten Langzeitführung, damit sie geschmacklich und von der Verträglichkeit her gut sind. Dafür würden diese in einer Kühlzelle mit Luftfeuchtigkeit gelagert, damit sich keine Haut bilden. Und nicht zuletzt werde der Backofen mit Strom betrieben, während der in der Backstube mit Heizöllaufe.
Seine Kunden hat Thomas Gesche per Aushang über die preislichen Alternativen informiert. Damit hätten Verbraucher, die beispielsweise Wert auf warme Brötchen legen, die Wahlmöglichkeit, die sie aber auch bezahlen müssten. Kunden, denen das nicht so wichtig sei, könnten zu den günstigeren Brötchen greifen, die am Morgen in der Backstube gebacken worden seien.
Bäckermeister will keine Kunden verlieren
Der Bäckermeister gibt zu bedenken, dass er durch die gestiegenen Energiekosten und die damit verbundenen Kostensteigerungen auf allen Ebenen, die Preise "völlig neu" habe kalkulieren müssen. Die alten Preise habe sein Betrieb nicht mehr halten können. "Um die Kunden durch die erhöhten Preise nicht zu vergraulen, bieten wir eine preislich günstigere Alternative an“, sagt Thomas Gesche, der das Familienunternehmen seit 31 Jahren führt.
„Die Preise für Strom haben sich verdreifacht, Mehl kostet das Doppelte, aber für uns Handwerksbäcker ist es schon sehr schwierig, die Preise um 20 Prozent zu erhöhen, ohne Kundenverluste in Kauf zu nehmen.“
Für den handwerklichen Bäckerbetrieb, von denen es immer weniger in Deutschland gibt, wäre es eine andere Möglichkeit, Abstriche in der Qualität zu machen. Doch das kommt für Thomas Gesche überhaupt nicht in die Brötchentüte. "Wir wollen echtes Handwerk mit echten Produkten, die dem Kunden einen Mehrwert bieten."
„Brötchen ist nicht gleich Brötchen‟
Mit den Preisen etwa für Backwaren in den Supermärkten könnten die kleinen Bäckereien ohnehin nicht mithalten. Sein Unternehmen setze weiterhin auf natürliche Zutaten und lange Teigführungen für alle Produkte von mehr als zwölf Stunden.
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In den Selbstbedienungs–Backshops in den Supermärkten wird nach Darstellung von Thomas Gesche viel getrickst. So werde das Brot teils in den Märkten einfach nur warm gemacht, aber nicht gebacken. "Wir könnten die Brötchen hinten in der Filiale auch einfach in die Mikrowolle stecken, aber das entspricht nicht einem vernünftigen Handwerk."
Backwaren aus Supermärkten schlechter verdaulich
Hier rät er den Kunden, genau hinzuschauen. "Brötchen ist nicht gleich Brötchen, Kuchen ist nicht gleich Kuchen und Brot ist nicht gleich Brot." Für Thomas Gesche ist das größte Kompliment die Aussage von Kunden, "wenn ich bei Ihnen Backwaren kaufe, kriege ich keine Bauchschmerzen.“
Auch seien die Backwaren beim handwerklichen Bäcker mit Blick auf Rohstoffe und Verarbeitung von ganz anderer Qualität. Die Pulverisierung der Zutaten etwa für Supermarkt–Backwaren mache diese beispielsweise schlecht verdaulich.