Bauernprotest

▶ Bauern sorgen für Stau auf Engels-Ring in Neubrandenburg

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Bauern und Landwirte haben ihren Unmut über die aktuelle Politik auf die Straße getragen. In Neubrandenburg blockierten sie den Friedrich-Engel-Ring und verursachten lange Staus.
Veröffentlicht:18.12.2019, 16:49
Aktualisiert:06.01.2022, 19:24

Von:
  • Author ImageMirko Hertrich
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Mitten im abendlichen Berufsverkehr haben Landwirte am Mittwoch in Neubrandenburg mit einem Korso aus Landwirtschaftsmaschinen für eine stärkere Berücksichtigung ihrer Belange protestiert - und für massive Verkehrsbehinderungen gesorgt. Die Bauern hatten sich zu einem sogenannten Flashmob an mehreren Einfallstraßen mit ihren Treckern gesammelt, unter anderem an der Y-Kreuzung in Broda, und fuhren dann gemeinsam auf den Friedrich-Engels-Ring. Dort sorgten die langsam fahrenden Landwirtschaftsmaschinen für starke Verkehrsbehinderungen. Laut Polizei war der Korso nicht angemeldet. Ähnliche Protestfahrten waren auch für andere Städte in MV kurzfristig angekündigt worden.

Bauern protestieren gegen Agrarpolitik

Die Bauern wendeten sich mit ihren Protesten gegen die ihrer Ansicht nach restriktive Agrarpolitik der jüngsten Zeit und forderten, dass man ihnen mehr auf „Augenhöhe” begegnet. „Wir haben den Eindruck, dass bei unseren bisherigen Protesten die Gesprächsangebote zwar öffentlichkeitswirksam angenommen wurden, dann kommt aber nichts bei raus”, sagte Landwirt Sönke Andresen aus Tarnow bei Rosenow vor der Rundfahrt im Gespräch mit dem Nordkurier. Als Beispiel dafür führte er den „Agrargipfel” Anfang Dezember im Berliner Bundeskanzleramt an, bei welchem die rund 40 landwirtschaftlichen Verbänden und Organisationen jeweils gerade mal drei Minuten Redezeit bekommen hätten.

Globale Politik regt Landwirte auf

Besonders erbost sind die Bauern in der Region nach den Worten Andresens über den Referentenentwurf für die neue Düngemittelverordnung. „Dieser Entwurf zeigt, dass unserer Bedenken überhaupt nicht wahrgenommen werden.” Auch die möglichen Folgen des EU-Mercosur-Abkommens zwischen der Europäischen Union und Südamerika treiben die Landwirte um. Sie fürchten, dass bei einem Abschluss des Abkommens über die größte Freihandelszone der Welt der hiesige Markt mit Agrarprodukten überschwemmt werden könnte, die nach geringeren Qualitätsauflagen hergestellt werden als hierzulande.

"Welchen Schwachsinn müssen wir noch erdulden"

Der Tarnower Landwirt warnte auch vor einer „Ideologisierung” in der Landwirtschaft, etwa beim Arten- oder Insektenschutz. „Wir wir kämpfen gegen landwirtschaftliche Auflagen wie die Düngemittelverordnung, welche de facto nicht umsetzbar sind. Wir entfernen uns immer weiter von einer Politik mit Augenmaß hin zu einer Politik der Demagogie.” Andresen fügte hinzu, die Politik habe noch nicht begriffen, „wie ernst es die Landwirte meinen”. Die grundsätzliche Frage sei, „welchen Schwachsinn müssen wir noch erdulden”. Den Landwirten gehe es dabei nicht um Geld. Sie wünschen sich „Fairness und Augenmaß im konkreten Umfang miteinander” und warnen zugleich vor einer „Verbotslandschaft”. Andresen, der auch mit der Politik seines eigenen Bauernverbands hadert, betonte, „die Rahmenbedienungen müssen stimmen”.

Auch in der Uckermark haben Landwirte am Mittwoch ihre Solidarität mit den Bauernprotesten in den Niederlanden gezeigt. In unserem Video sehen Sie den Flashmob in Prenzlau.