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Baum des Jahres hat nicht nur Freunde

Siedenbollentin / Lesedauer: 2 min

Die Moorbirke wurde als Baum des Jahres 2023 ausgewählt. Zugleich gibt es Stimmen, die nahelegen, dass der Name dieser Baumart eigentlich unpassend ist.
Veröffentlicht:25.07.2023, 06:51

Von:
  • Kai Horstmann
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Eine Birke kennt wohl ein jeder, jedoch ist den meisten nicht bewusst, dass es weltweit über 60 verschiedene Birkenarten gibt. Davon wachsen in Mitteleuropa und somit auch in Deutschland allerdings nur zwei. Das eine ist die Hängebirke (Betula pendula), die auch Sandbirke genannt wird. Diese wurde 2000 zum Baum des Jahres gewählt.

Moor–Birke weit verbreitet

In diesem Jahr ist dagegen die Moorbirke (Betula pubescens) der Baum des Jahres, auch wenn es nicht ganz leicht ist, die beiden Baumarten voneinander zu unterscheiden. Während das Blatt der Hängebirke dreieckig rautenförmig ist, hat die Moorbirke ein ei– und rautenförmiges Blatt. Zudem hat sie kürzere Fruchtflügel. Aber nicht nur in Mitteleuropa ist diese Birkenart zu finden, sondern auch in Island, Süd–Grönland und bis hin nach Ostsibirien.

Von der „Baum des Jahres Stiftung“ wird sie als eine typische Baumart der Moore bezeichnet. Moorbirken sind unter anderem im Anklamer Stadtbruch, im Kieshofer Moor bei Greifswald und dem Hangquellmoor Binsenberg östlich von Altentreptow vertreten. „Moore sind für die Bindung von CO2 wichtig und ein Zuhause für seltene Arten“, erklärt Stefan Meier, Präsident der Baum des Jahres Stiftung.

Birken in Moorgebieten kein gutes Zeichen

Etwas differenzierter sieht das Christoph Linke vom Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt (StALU). So wachsen laut seiner Aussage Birken hauptsächlich am Rande von Mooren, und wenn diese im Moor wachsen, sind diese recht zierlich und klein. Vielmehr würde die Moorbirke nährstoffarme Torfe bevorzugen, also entwässerte beziehungsweise trockene Moore.

Für Carl Barnick von der Michael Succow Stiftung ist die Moorbirke trotz des Namens ebenfalls keine typische Art der naturnahen Moore, weil es ihnen da zu nass sei. Er vertritt die Meinung, dass naturnahe Moore frei von Bäumen und Wald sind. Durch das Ziehen von Gräben seien Moore entwässert worden und seien durch die niedrigeren Wasserstände nicht mehr naturnah. Nur deshalb könne die Moorbirke dort gedeihen.

Birke kann typische Moor–Pflanzen verdrängen

In entwässerten Mooren könne sie sogar zu einem Problem werden, wenn sie dichte Bestände bildet und dadurch die typische Vegetation aus oft selten gewordenen Moorarten verdrängt. Dieses sei unter anderem in den Naturschutzgebieten „Birkbuschwiesen“ im Tollensetal und den „Beseritzer Torfwiesen“ im Kleinen Landgrabental zu beobachten. „Somit ist die Moorbirke für uns von der Michael–Succow–Stiftung daher mehr ein Zeichen für entwässerte Moore als für naturnahe Moore“, argumentiert Carl Barnick.