Wem "gehört" Neubrandenburg?
Berliner Rocker-Chef aus Drohvideo kaum bekannt
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Nach Drohvideos eines selbst ernannten Berliner Rocker-Clubs prüft die Neubrandenburger Polizei zusammen mit anderen Strafverfolgungsbehörden mögliche Zusammenhänge. „Das Video ist bekannt”, sagte Polizeisprecherin Nicole Buchfink am Montag dem Nordkurier.
Die Beamten der Kriminalpolizeiinspektion Neubrandenburg stünden in Kontakt mit den Landeskriminalämtern Mecklenburg-Vorpommern und Berlin, „um alle möglichen Erkenntnisse zusammenzufassen”. Die Berliner Polizei teilte nach Rücksprache mit ihrer Fachdienststelle mit, dass bezüglich der Gruppierung Notorious M.C. Nomads Germany keine Erkenntnisse vorliegen.
Ritterbusch äußert sich nicht zu Fall
Nach dem Bekanntwerden der Videos im Internet am Wochenende waren auch mit Blick auf die Pressekonferenz von Neubrandenburgs Polizeipräsident Nils Hoffmann-Ritterbusch zu einer umstrittenen Polizeistation auf dem Fusion-Festival Stimmen laut geworden, er möge sich zum Rockerauftritt auf dem Marktplatz unweit des Polizeipräsidiums äußern. Polizeisprecherin Buchfink verwies darauf, dass die gemeinsame Pressekonferenz am vergangenen Dienstag in Neubrandenburg zusammen mit dem Landkreis und dem zuständigen Amt „zur Klarstellung im Rahmen der öffentlichen Debatte” erfolgt sei. Der Präsident werde sich auch künftig nicht zu Einzelsachverhalten äußern.
Im Internet kursierte in den vergangenen Tagen ein Video, in denen ein bärtiger Mann südländischen Aussehens, der sich als Präsident von Notorious M.C. Nomads Germany bezeichnet, martialisch in einer Gruppe über den Neubrandenburger Marktplatz läuft. Dabei sagt er unter vielen Beleidigungen: „Diese Stadt gehört mir, ich bin hier der Boss.“ Als Anlass für den Auftritt führt er an, dass jemand den Motorradclub bei der Polizei angezeigt und fälschlich beschuldigt haben soll. Auf einem Foto ist zu sehen, wie die Rocker bedrohlich vor dem Clubheim der hiesigen Bandidos-Rocker posieren.
Mehrere Vorfälle mit Rockern
Der Polizei in Neubrandenburg ist nach Angaben der Sprecherin aus jüngster Zeit nur eine Anzeige im Rockermilieu bekannt. Dabei ging es um eine lebensbedrohliche Machetenattacke vor dem Clubheim der Neubrandenburger Bandidos im September 2018. Für den Angriff auf einen 41-Jährigen war ein 39 Jahre alter Mann wegen versuchten Totschlags und der gefährlichen Körperverletzung im März zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden.
Neubrandenburg und die Rocker, das ist eine lange und bunte Geschichte. Nicht nur, dass hier die Bandidos ein Vereinsheim besitzen, wo in der jüngeren Vergangenheit deutschland- und europaweite Treffen über die Bühne gingen. Das Gebäude in der Warliner Straße stand erst im vergangenen Juni im Fokus. Ein Ereignis wie der 15. Geburtstag der Neubrandenburger Abteilung war für alle „Brüder“ eine Verpflichtung, sie mit einem Besuch zu ehren. Die Polizei zeigte massiv Präsenz, passiert ist aber nichts.
Bandido starb bei Unfall
Bei der Zusammenkunft der Bandidos Anfang September 2017 in Neubrandenburg starb ein Klubmitglied an den Folgen eines Unfalls vor den Toren der Stadt zwischen Neverin und Ihlenfeld. Damals kamen rund 1000 Motorrad-Rocker in Neubrandenburg zusammen.
Im August 2016 konnte der Nordkurier über eine Rocker-Hochzeit mit Hindernissen in Neubrandenburg berichten. Ein Brautpaar gab sich in der Konzertkirche das Ja-Wort – unter den Gästen auch zahlreiche Bandidos. Zwei von ihnen saßen allerdings hinterher auf dem Trockenen, anstatt bei der Feier ihrer Mitglieder die vollen Gläser zu heben. Die Polizei nahm die beiden, die vor der Kirche als Wächter der wertvollen Maschinen eingeteilt waren, bei einem ihrer Kontrollgänge fest. Gegen den einen lag ein Haftbefehl wegen Körperverletzung vor, der andere wurde wegen Nichtbezahlung einer Geldstrafe gesucht.