Notfall-Plan

Blackout in Neubrandenburg – wohin gehen, wenn nichts mehr geht?

Neubrandenburg / Lesedauer: 4 min

Wie gut ist Neubrandenburg für einen Blackout gewappnet? Stadtvertreter und Bürger fordern Infos, das Rathaus reagiert verhalten. Gemeinden im Umland sind da schon weiter.
Veröffentlicht:25.01.2023, 19:24
Aktualisiert:25.01.2023, 19:31

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Was muss ich tun, sollte es zu einem Blackout kommen? Wo kann ich mich aufwärmen, wenn die Heizung ausfällt? Funktioniert meine Toilettenspülung dann noch? Wo gibt es Informationen? All das sind Fragen, die Nordkurier-Leser im Moment beschäftigen – auch, wenn eine flächendeckende Havarie nach wie vor sehr unwahrscheinlich ist, wie ein Sprecher des Innenministeriums von Mecklenburg-Vorpommern jüngst einschätzte.

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Hagen Tiepers aus Neubrandenburg etwa wünscht sich klarere Informationen von offizieller Stelle. Zum Beispiel durch einen Brief der Stadt mit allen wichtigen Informationen. „Beunruhigung entsteht ja durch Nicht-Wissen“, meint der Rentner aus der Südstadt, „Ich will keine Panik verbreiten, aber trotzdem ist es doch besser, wenn wir wissen, wo wir im Fall der Fälle Hilfe kriegen. Ich will ja auch nicht die Feuerwehr rufen müssen, aber es ist gut, die Nummer zu kennen und zu wissen, wo der Feuerlöscher hängt“, bringt er als Beispiel an. Er höre zwar in den Nachrichten von Wärmeinseln und dergleichen, aber das nütze ihm ja nichts, wenn er nicht wisse, wo solche in seiner Heimatstadt sind.

16 Wärmeinseln in Neubrandenburg vorgesehen

In Neubrandenburg bereitet sich der Krisenstab in Abstimmung mit dem Landkreis als zuständige Behörde für den Katastrophenschutz seit Monaten auf solche Szenarien vor. Der Landkreis veröffentlichte vor Kurzem auch eine Liste von Wärmeinseln, also Orten, zu denen Bürger kommen können, wenn die Heizung ausfällt. 16 solcher Standorte sind im Stadtgebiet vorgesehen. Sogenannte „Leuchttürme“, also Info-Punkte, sind nicht aufgezählt. Allerdings weist die Stadtverwaltung auf Nordkurier-Nachfrage darauf hin, dass die veröffentlichte Liste nicht mehr aktuell sei. „Hinsichtlich der Leuchtturm-Standorte hat die Stadt Neubrandenburg mögliche Orte eruiert. Dabei können auch Wärmeinseln als Leuchttürme fungieren“, so ein Rathaus-Sprecher.

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Doch wie und wann werden die Bürger über genau solche Dinge informiert? „Die Stadt hält sich unterschiedliche Kommunikationsformen als Optionen vor“, heißt es auf Nordkurier-Nachfrage nur.

Ein Umstand, der Stadtvertreter Marco Messner (Bürger für Neubrandenburg) sauer aufstößt. Im jüngsten Stadtentwicklungsausschuss fragte er nach genau so einer Informationsstrategie und brachte die Nachbargemeinden ins Spiel, die schon deutlich weiter seien. In Woggersin zum Beispiel informierte Bürgermeister Martin Ernst in einem Schreiben zum Jahreswechsel die Gemeinde über die möglichen Folgen eines Blackouts. Darin zeigte er auf, wo Wärmehallen und Anlaufstellen im Dorf eingerichtet werden würden.

„Die Bürger müssen sich selbst bevorraten“

Ebenfalls informierte Ernst, dass bei einem flächendeckenden Stromausfall die Abwasserentsorgung wohl nicht mehr funktionieren würde, „weil es für die Pumpwerke keine Notstromversorgung gibt. Die Bürger werden ihre Notdurft im Garten verrichten müssen“, schreibt der Bürgermeister und ruft zur Ruhe und Nachbarschaftssolidarität auf, sollte es tatsächlich zu einer Ausnahmesituation kommen.

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Sein Amtskollege in der Gemeinde Datzetal, Jan Umlauft, geht ebenfalls davon aus, dass im Falle eines Stromausfalls die Wasserver- und -entsorgung nicht mehr funktioniert. „Die Bürger müssen vorsorgen und sich selbst bevorraten“, rät er. Seine Gemeinde hat zwei Wärmeinseln vorgesehen, eine im Salower Speicher und eine im Feuerwehrgerätehaus in Sadelkow. Dies sei natürlich mit Kosten verbunden. Die Kommune hat unter anderem ein Notstromaggregat angeschafft, hält Diesel vor und kriegt eine mobile Tankstelle, damit man für den Katastrophenfall gerüstet ist.

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Jan Umlauft ist gespannt, ob alle Ausgaben für den Katastrophenschutz wie vorgesehen vom Landkreis ersetzt werden. Bei der Beschaffung der Gerätschaften hatte der Bürgermeister keine Probleme. Das meiste habe er bei einem Online-Riesen einfach bestellt. Er hat keine Sorgen, dass die Anschaffungen später nur rumstehen. Aber natürlich müssten diese auch gewartet und gepflegt werden, was Aufwand für die Kameraden Freiwillige Feuerwehr bedeute.