Untersuchung

Brunnen-Wasser birgt Gefahr für kleine Kinder

Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Zahlreiche Brunnenbesitzer ließen in Neubrandenburg ihr Wasser untersuchen. Nun stellt der VSR-Gewässerschutz fest: Es kann für Säuglinge sogar lebensbedrohlich werden.
Veröffentlicht:18.07.2022, 06:13
Aktualisiert:18.07.2022, 06:09

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Wasser aus Brunnen in Neubrandenburg und der Umgebung ist teilweise gefährlich für stillende Mütter beziehungsweise ihre Kinder. Das ergibt eine Analyse des Vereins zum Schutze des Rheins und seiner Nebenflüsse (VSR), der am 9.  Mai in Neubrandenburg zahlreiche Wasser-Proben von privaten Brunnenbesitzern untersuchte. Mit einem mobilen Labor auf dem Marktplatz analysierten die Experten insgesamt 46 eingereichte Proben. Besonders achtgab das Team um Wissenschaftler Harald Gülzow vom VSR-Gewässerschutz auf die Nitratwerte im Wasser.

Säuglingen droht Blausucht

„Gerade für Familien mit Säuglingen und Kleinkindern ist es wichtig, dass das Wasser keine höhere Nitratbelastung als 50 Milligramm pro Liter aufweist“, erklärt Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende im VSR-Gewässerschutz. Wenn Babynahrung aus Wasser mit hohen Nitratkonzentrationen zubereitet würde, könne es bei Säuglingen zur Blausucht kommen, führt die Expertin aus. Dabei handelt es sich um eine Unterversorgung des Blutes mit Sauerstoff, die für Kleinkinder lebensbedrohlich sein kann.

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Die Proben ergaben, dass jeder dritte untersuchte Brunnen einen zu hohen Nitratwert aufwies und damit den Grenzwwert der Trinkwasserversorgung überschritt. Insgesamt wurde das Wasser von 46 privat genutzten Brunnen aus dem Raum Neubrandenburg, Friedland und Galenbeck analysiert.

Hohe Nitratwerte, wo viel Weizen angebaut wird

Harald Gülzow und sein Team fanden bei den Untersuchungen 125 Milligramm Nitrat pro Liter in einem privat genutzten Brunnen in Sandhagen. Weitere mit Nitraten stark verschmutzte Brunnen stellten die Umweltschützer in Friedland mit 116 Milligramm pro Liter, in Rosemarsow mit 117 Milligram pro Liter, in Neubrandenburg mit 83 Milligram pro Liter, in Sponholz mit 115 Milligram pro Liter und in Cölpin mit 83 Milligram pro Liter fest.

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Bei ihrer Recherchearbeit fiel den Gewässer-Experten auf, dass gerade in den Kreisen, in denen viel Weizen angebaut wird, auch eine höhere Nitratbelastung vorliegt. Im Kreis Mecklenburgische Seenplatte mache der Weizenanbau 32 Prozent der Ackerflächen aus, teilte ein Landkreissprecher auf Anfrage mit. Nitrat ist in Weizendüngemittel enthalten. Wenn die Pflanzen den Dünger nicht vollständig aufnehmen können, gelangt er in den Boden und sickert somit auch ins Grundwasser, vermuten die Experten einen Zusammenhang.

Sie fordern die Politik zum Handeln auf, damit das Grundwasser nicht noch weiter verseucht wird. Der Landkreis kündigte an, sich des Problems anzunehmen, man wolle sich aber auch nicht von einer nicht-repräsentativen Untersuchung verrückt machen lassen. Das als Trinkwasser ausgewiesene Wasser aus der Region sei weiterhin von einer sehr hohen Qualität, so ein Landkreissprecher.