ÖPNV
Busverkehr soll besser werden – müssen Schüler leiden?
Seenplatte / Lesedauer: 4 min

In vielen Schulen der Mecklenburgische Seenplatte könnte sich bald der Zeitpunkt des Unterrichtsbeginns ändern – wegen einer neuen Bus-Taktung. Und das sorgt für Wirbel. Eltern sind in Sorge, weil sie ihre Arbeitszeiten und Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder nicht einfach anpassen können. Für den Kreiselternrat Mecklenburgische Seenplatte (KER) kommt der Beginn der Gespräche reichlich spät, falls man schon im nächsten Schuljahr starten wolle. Zahlreiche Eltern seien von den Plänen überrascht worden, berichtet Torsten Zarnikow aus dem Vorstand des KER.
Im Ausschuss für Bildung und Soziales der Stadt Neustrelitz sorgte das Thema bereits für Diskussionen. Die Neustrelitzer Stadtvertreterin und Schulleiterin der Evangelischen Grundschule Stella Schüssler (Fraktion Grüne/FDP/PuLS) merkte an, dass die Verschiebung der Busfahrzeiten gerade für Neustrelitzer Schulen gravierende Auswirkungen haben könnte. Denn die Stadt sei ein Knotenpunkt für den Nahverkehr in der Seenplatte und würde entsprechend viel Änderungen im Fahrplan erfahren, hieß es bereits in ersten Gesprächen, die mit Schulen geführt wurden. Die große Frage sei, was mit den Schülern und Schülerinnen passiert, die weiterhin um 7 Uhr vor der Tür stehen werden, weil ihre Eltern entsprechend früh zur Arbeit müssen. „Wir brauchen dann einen Frühhort“, sagte Schüssler.
Schulamt in Gesprächen mit Kreisverwaltung
Kathleen Supke (SPD), ebenfalls Stadtvertreterin und Leiterin der Beruflichen Schule in Neustrelitz, gab zu Bedenken, dass sich auch nach der Schule einiges verschieben müsse – sei es der Musikschul–Unterricht oder das Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche in Vereinen.
Aus dem Staatlichen Schulamt hieß es auf Nordkurier-Anfrage, bislang sei nichts festgeschrieben. Derzeit werde über Änderungen diskutiert, weil die Schülerbeförderung grundsätzlich an den Nahverkehrsplan gekoppelt sei.
Zur Erinnerung: Der Kreistag hatte einen neuen Nahverkehrsplan beschlossen, der Verbesserungen für alle Fahrgäste, inklusive der Schüler, vorsehen soll. Im Schulamt sieht man die weitere Vorgehensweise folgendermaßen: Der Landkreis werde seine Änderungspläne zur Verbesserung des ÖPNV-Angebots vorstellen, anschließend gebe es Möglichkeiten zur Stellungnahme. „Ziel ist es, das Einvernehmen herzustellen“, heißt es. Zur konkreten Zahl der Schulen, bei denen sich Veränderungen ergeben können, könne der Landkreis erst nach dem Herstellen des Einvernehmens eine Aussage treffen.
Konzept greift frühestens zum Schuljahr 2023/24
Ein fertiges Konzept liegt nach Angaben der Kreisverwaltung noch nicht vor. Aktuell stimme man sich mit Verkehrsbetrieben, der Landesregierung und Schulen ab. „Der Landkreis ist an einer breiten Öffentlichkeitsbeteiligung interessiert und hat diese auch geplant. Daher werden die Schulen, bei denen sich nach dem derzeitigen, fortgeschrittenen Bearbeitungsstand des Konzeptes eine notwendige Schulzeitverschiebung abzeichnet, frühzeitig informiert und entsprechende Abstimmungsgespräche geführt“, heißt es. Mit Schulen aus den Planungsräumen Müritz und Neustrelitz seien bereits Beratungen erfolgt. Die dort eingesammelten Stellungnahmen werde man berücksichtigen und die Schulen weiterhin aktiv in den Planungsprozess und die Erstellung neuer Fahrpläne einbeziehen. Vor Beginn des neuen Schuljahres 2023/2024 sei nach aktuellem Bearbeitungsstand nicht mit einer Umsetzung zu rechnen.
Den Mitgliedern des Ausschusses für Kreisentwicklung des Kreistages hatte Constantin Pitzen von der beauftragten Fahrplangesellschaft Potsdam vor kurzem die ersten Pläne eines Integralen Taktfahrplans in der Seenplatte vorgestellt. Es werde versucht, bei geringer Fahrzeugzahl ein Maximum an Verbindungen herauszuholen. Für jeden einzelnen Schulstrom, der mit den Bussen der MVVG unterwegs sei, müsse der neue Fahrplan funktionieren. Schüler und Eltern sollen von mehr Verbindungen auf Hauptnetzen profitieren. Aus seiner Erfahrung sei es zwar schwierig, mit einer einzelnen Schule über Zeitanpassungen zu sprechen. Wenn die Veränderung aber für alle Schulen und Fahrgäste Verbesserungen schaffen würden, steige die Akzeptanz.
Umfrage des Elternrates läuft noch
„Wie sich die Umstellung genau auswirkt, können wir noch nicht sagen. Daher bitten wir Eltern von Kindern, die davon betroffen sind, uns eine Rückmeldung zu geben“, so Torsten Zarnikow vom Kreiselternrat. Vor Kurzem hat der Kreiselternrat eine anonyme Online-Umfrage gestartet, um die Situation im Schülerverkehr ohne Bezug auf Schulzeitänderungen abzufragen. Dort wird unter anderem nach der Länge des Weges, Wartezeiten, Pünktlichkeit und Sicherheit gefragt. „Immer noch haben Schüler oft einen unzumutbaren Weg zur Schule“, heißt es in dem Aufruf. Die Umfrage läuft noch bis Juni.