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Sommerspektakel im Schauspielhaus

Das Neubrandenburger Theater wird zum Broadway

Neubrandenburg / Lesedauer: 4 min

Als Sommerspektakel an der Seenplatte gibt es diesmal das Kult–Musical „Ein Käfig voller Narren“. Der Regisseur setzt auf Show, Gefühle — und auf ein tanzendes Publikum.
Veröffentlicht:05.05.2023, 17:29

Von:
  • Susanne Schulz
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Pinkfarbene Stilettos in Größe 48 sind wahrlich eine Herausforderung — für die Kostümabteilung ebenso wie für 1,96–Mann Momo Böhnke, der auf spitzen hohen Absätzen die Showtreppe herunter schwebt. In einen glamourösen Nachtclub nämlich verwandelt sich in den nächsten Wochen das Schauspielhaus Neubrandenburg, wo vier Wochen am Stück das Kult–Musical „Ein Käfig voller Narren“ gespielt wird, mit Böhnke als Bühnenstar Zaza und Thomas Pötzsch als seinem Lebenspartner Georges

Berühmte Hits und Broadway–Atomsphäre

Mit dem berühmten Stück, das am Broadway schon mehrere „Wiedergeburten“ erlebte, weckt die Theater und Orchestergesellschaft tog große Erwartungen an ihr diesjähriges Sommerspektakel. Eine „Aufforderung zum Erfolg“ verheißt denn auch Schauspieldirektorin Tatjana Rese ihrem Gastregisseur Stephan Bruckmeier. „Druck ist gut“, nimmt der Österreicher den Ball auf und verspricht eine Inszenierung, die vom Wechsel lebt, von großer Show und tiefen Gefühlen, von Hits wie Zazas „Ich bin, was ich bin“ und innigen Duetten, von Lachen und Weinen. Gerade durch die kleinen Momente werde „das Große noch größer“, so dass auch ohne ein riesiges Aufgebot von Musikern und Tänzerinnen reichlich Broadway–Atmosphäre durchs Schauspielhaus wehen werde.

Dabei geht es dem Regisseur um einiges mehr als schillernde Nachtclub–Atmosphäre und Glamour in pinkfarbenen High Heels. Dem „einzigen Problem“ zum Trotz, dass ein Musical „immer ein bisschen glatt“ sei, will Bruckmeier das Publikum berühren mit der durchaus konfliktgeladenen Geschichte um Zaza und Georges und ihre Liebe. Denn die Heiratspläne von Georges‘ unehelichem Sohn und die drohende Begegnung mit der stockkonservativen Familie seiner Angebeteten fordern das schwule Paar zur Täuschung heraus. Oder zur Selbstverleugnung? „Ein Kind, das man liebt, in einer Situation zu unterstützen, die gegen einen selbst geht“, ist für den Regisseur der entscheidende Punkt der Musical–Story. Und ein zweiter: der Umgang mit Paradiesvögeln, die in einer doch vermeintlich so modernen, offenen Gesellschaft letztlich doch immer noch als Außenseiter behandelt werden.

Livemusik und ein Laufsteg im Theatersaal

Dieser Gegenentwurf zum extrem bürgerlichen Leben mache gleichermaßen die Komik und die Tragödie der Geschichte aus, stellt Stephan Bruckmeier fest. Er liebe es, Komödien zu inszenieren, „aber man wird auch weinen“, kündigt der Regisseur an. Das Stück werde die Menschen berühren, „weil wir zwei tolle Schauspieler haben“, preist er Böhnke und Pötzsch, die im Zentrum der aufwendigen Produktion stehen.

Das ganze Schauspiel–Ensemble wirkt in der Inszenierung mit, die auch den tanzenden „Cagelles“ aus dem Nachtclub jeweils individuelles Gepräge zugesteht. Zur Seite steht den gesangserfahrenen Mimen außerdem eine Live–Band um den Musikalischen Leiter Jonas Timm, der dem Swing des Originals den Sound von 2023 geben will.

Im eigens fürs Sommerspektakel umgebauten Theatersaal wird es einen bespielten Steg durch den Zuschauerraum und natürlich eine Showbühne geben, überdies eine komplette Verwandlung nach der Pause. Das Publikum, das an Tischen platziert wird, darf gern in zum Stück passender Verkleidung erscheinen; einige Zuschauer werden sogar fürs Finale zum Mittanzen gebeten.

Momo Böhnke als Albin alias Zaza und Thomas Pötzsch als Georges holen das Publikum in ihren Käfig voller Narren. (Foto: Susanne Schulz)

„Dann machen wir das Schauspielhaus zur Musical Hall“, kündigt Bruckmeier an, der erst vor wenigen Tagen mit dem von ihm gegründeten Hope Theatre Nairobi ein Gastspiel in Neubrandenburg gab. Der Nordosten ist ihm schon durch Regiearbeiten an der Vorpommerschen Landesbühne — zuletzt „Peter Pan und die Insel der verlorenen Jungs — vertraut; an der tog inszeniert er zum ersten Mal.

Schon jetzt sind mehr als 1000 Karten verkauft

Das Format der Sommerspektakel im Schauspielhaus, eröffnet 2014 mit dem „Hauptmann von Köpenick“, geht mit dem „Käfig voller Narren“ in die neunte Saison. Lediglich 2020 musste wegen der Corona–Pandemie pausiert werden. „Diese Reihe hat einen besonderen Platz in unserem Spielplan und in Neubrandenburg“, sagt Schauspieldirektorin Tatjana Rese. Aus dem Start mit zwölf Vorstellungen wurden angesichts wachsender Nachfrage mittlerweile 18 Vorstellungen pro Saison, gespielt wird jeweils von donnerstags bis sonntags. Für die diesjährigen Aufführungen sind bereits mehr als 1300 Tickets — mehr als die Hälfte der verfügbaren Karten — gebucht. 

„Ein Käfig voller Narren“ hat am 2. Juni um 19.30 Uhr Premiere im Schauspielhaus Neubrandenburg. Weitere Vorstellungen gibt es am 3., 4., 8. bis 11., 15. bis 18., 22. bis 25. Juni sowie vom 30. Juni bis 2. Juli; Kartentelefon 0395 5699832.