Weihnachtsmarkt abgesagt

▶ Das sind die Hintergründe der Weberglockenmarkt-Entscheidung

Neubrandenburg / Lesedauer: 4 min

Einen Tag nach seiner Eröffnung haben Stadt und Landkreis den Weihnachtsmarkt in Neubrandenburg gemeinsam abgesagt. Das sind die Hintergründe der Entscheidung.
Veröffentlicht:26.11.2021, 11:06
Aktualisiert:06.01.2022, 22:25

Von:
  • Author ImageTim Prahle
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Der Vorhang fiel am Donnerstag um 14 Uhr im Haus der Kultur und Bildung (HKB). „Die Gesundheit unserer Bürger steht an erster Stelle und insofern müssen wir zu deren Schutz Maßnahmen ergreifen, die vielleicht bei dem einen oder anderen auf Unverständnis treffen“, leitete Vize-Landrat Kai Seiferth (SPD) ein. Was am Vormittag noch mit einem blassen Fragezeichen versehen war, wurde zur Tatsache. Der Neubrandenburger Weberglockenmarkt 2021 ist nach einem Tag beendet. „Das Hoffen, dass es irgendwie gut geht, kann man im Moment nicht verantworten“, betonte Seiferth. Es müsse jede Möglichkeit ergriffen werden, das Infektionsgeschehen zu stoppen.

Ein „Weiter so“ bedeute Böses für Weihnachten

„Wir haben Inzidenzen im Landkreis, die das überhaupt nicht zulassen“, sagte die Leiterin des Gesundheitsamtes Cornelia Ruhnau. Es sei ein diffuses Geschehen, dass bei einem „Weiter so“ für Weihnachten nur Böses erahnen lasse.

Während Massen an Besuchern noch am Mittwoch Glühwein und Co. genossen, herrschte bei den Verantwortlichen vom Veranstaltungszentrum (VZN) Hochbetrieb. Es brauchte ein neues Hygienekonzept, nur Geimpfte und Genesene sollten mit einem negativen Schnelltest noch an den Buden bedient werden dürfen. Die neue Corona-Landesverordnung schreibt diese „2-G-Plus-Regel vor“, 70.000 Bänder lagen offenbar schon bereit und sollten an die Besucher verteilt werden. „Das wäre sogar noch gegangen“, sagte Frank Benischke, Geschäftsführer der Neubrandenburger Wohnungsgesellschaft (Neuwoges), zu der das VZN gehört. Doch eine andere Auflage hätte sich wohl auch mit der letzten Anstrengung nicht gewährleisten lassen. Vier Quadratmeter hätte jeder Besucher haben müssen. „Wir können die Turmstraße nun mal nicht einzäunen“, machte er deutlich. Schon wegen der Rettungswege.

Witt: Kommunen wird Verantwortung zugeschoben

In von den Behörden mehrfach betonter enger Zusammenarbeit brüteten das Gesundheitsamt, die Stadt und der Veranstalter über die Möglichkeiten, um den Weberglockenmarkt noch zu retten. Drastische Maßnahmen wie im vergangenen Jahr sollten nicht ergriffen werden – und doch musste es geschehen, machten die Verantwortlichen deutlich. Alle Ideen scheiterten an den realen Begebenheiten des Marktes. „Es ist ein Signal der Verantwortung“, verdeutlichte Neubrandenburgs Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos). Weihnachtsmärkte seien nicht das richtige Zeichen in der jetzigen Zeit sind, zitierte ihn die Stadt zudem in einer weiteren Mitteilung.

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Kritik äußerte der Rathauschef an Bund und Land: Noch vergangenes Jahr habe es von dort klare Entscheidungen gegeben, mittlerweile seien es nur noch „Vorgaben, deren Prüfung und Umsetzung für uns zu einer kaum zu bewältigenden Belastung werden.“ Den Kommunen und Landkreisen werde die gesamte Verantwortung zugeschoben.

Noch vor drei Wochen auf grüner Warnstufe

Die Veranstalter, die trotz der ansteigenden Zahlen den Weberglockenmarkt eröffnet hatten, wurden von Vize-Landrat und Oberbürgermeister in Schutz genommen. Noch am 1. November sei der Landkreis auf der grünen Corona-Warnstufe Stufe gewesen, beschrieb Seiferth das Tempo der vierten Welle. Benischke skizzierte, wie kurzfristig der Bund mit seiner neuen Ampel-Koalition selbst zu Entscheidungen gekommen war, die dann mit immer neuen Rechtsrahmen umgesetzt werden mussten. Unter anderem nannte er dabei das Auslaufen der epidemischen Notlage.

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Barbara Schimberg vom VZN hob das Engagement der Händler hervor. „Sie sind den ganzen Weg mit uns gegangen und haben uns die Treue gehalten“, sagte sie. Nun werde sich die Turmstraße sicher schnell leeren. Zumindest das weihnachtliche Flair mit der Beleuchtung solle aber erhalten bleiben. Aus Sicht von City-Manager Michael Schröder treffe diese „Tragödie“, wie er die Absage nannte, auch die vom Markt profitierenden Läden in der Innenstadt hart. Er könne nur appellieren, gerade in der jetzigen Zeit dem lokalen Einzelhandel weiter dem Rücken zu stärken.