Stadtförster machtlos

Datzeberger sauer über Wildschweine

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Fast bis unter die Balkone wühlen sich die Wildschweine am Datzehang. Spaziergänger sehen sie auch am Tage und mancher meidet Wege aus Angst vor den Tieren. Die wachsende Rotte in den Griff zu kriegen, ist eine schwere Aufgabe für den Jäger.
Veröffentlicht:01.02.2018, 20:38
Aktualisiert:

Von:
Artikel teilen:

„Das ist von heute Nacht, das war vor drei Tagen“, sagt Thomas Langer und zeigt auf die durchgewühlte Erde links und rechts des Weges. Sein Hund Akiro steckt seine Nase in die frisch gebuddelten Löcher und schnüffelt. Seit einigen Wochen wird er am Hang des Datzeberges und auch oben hinter den Häusern an der Alfred-Haude-Straße einen Geruch ziemlich oft in der Nase haben: den von Wildschweinen. Die Schwarzkittel leisten ganze Arbeit an den Wanderwegen, am Ufer der Datze, im Bereich des Hundeplatzes, auf Wäscheplätzen hinter Neubaublöcken. Überall ist die Erde gründlich mit der Schnauze umgegraben. „Ein Bekannter hat von seinem Balkon aus 30 Tiere gezählt“, sagt Thomas Langer.

Auch tagsüber wurden die Tiere gesichtet

Er selbst sei bei seinen täglichen Spaziergängen mit dem Hund oder auch an Wochenenden mit seinen Enkeln glücklicherweise noch keinem Wildschwein begegnet. Aber ein gutes Gefühl habe er nicht mehr. Eine ältere Dame habe zu ihm gesagt, sie traue sich seit Wochen nicht mehr, diese Wege zu nutzen. „Ein Bekannter nutzt morgens um 4.30 Uhr die Treppe am Datzeberg hinab und stand schon mehrfach vor der Rotte. Auch tagsüber wurden die Tiere schon gesichtet“, erzählt Thomas Langer. Selbst vormittags um 10 Uhr an der Haude-Straße und gegen 11 Uhr im Bereich der Datze-Brücke an der Ihlenfelder Straße seien schon Wildschweine gesichtet worden. Jetzt sei die Zeit, in der in der Rotte Frischlinge geboren werden. Wenn die das Revier auch noch als ihres annehmen, befürchtet der Neubrandenburger „gefährliche Berliner Verhältnisse“. Zumal die Wege auch täglich von Kindergruppen aus Kindergärten des Datzebergs genutzt würden. „Wenn man das beherrschen will, hilft nur eine Drückjagd“, ist er überzeugt. Er wandte sich an die Stadt, aber dort fühle man sich „nicht verantwortlich“, sagt er.

Stadtförster Carsten Düde betont auf Nordkurier-Nachfrage, was er auch schon Thomas Langer gesagt hat: Die Stadt und auch er als zuständiger Förster könne sich hier nicht einfach einmischen, denn zuständig sei der Jagdpächter, nur der habe das Jagdausübungsrecht. „Ich habe ihm aber Beratung und Hilfe angeboten und dass wir ihm mit Logistik helfen. Wir sind mit ihm im Gespräch“, so Düde, der aber verstehen kann, dass die Leute Befürchtungen haben, und auch weiß, dass eine Bejagung dort durch die Nähe zum Wohngebiet und die vielen Spaziergänger schwierig ist.

Population durch milden Winter stark angewachsen

Der „Jagdausübungsberechtigte“ für das Revier am Datzeberg weiß über die Problematik genau Bescheid. Der Mann will seinen Namen lieber nicht öffentlich nennen – in dem Revier habe er in der Vergangenheit schon genug Ärger gehabt, sagt er. Nicht nur einmal seien Hochsitze im Revier angesägt worden.

Die Probleme, die jetzt angesichts der „Schweinerei“ auf dem Datzeberg hochkochen, seien symptomatisch für viele Regionen, „wo Natur und Zivilisation eng aufeinander treffen“. Zumal die Population des Schwarzwildes angesichts der milden Winter in den vergangenen Jahren stark anwachsen konnte. „Jagden hier am Datzeberg sind nicht einfach“, schüttelt der Jäger mit dem Kopf. „Die vielen Spaziergänger, die unübersichtlichen Lagen an den Hängen“, nennt der „Grünrock“ Eigenschaften des Reviers, die das von den meisten anderen unterscheiden.

Und trotzdem. Seit Beginn des Jagdjahres im vergangenen Frühjahr hat der Jäger vom Datzeberg schon 33 Wildschweine in seinem Revier zur Strecke gebracht. Das bislang letzte gerade in der Nacht von Dienstag zu Mittwoch. „Viel mehr“, sagt der Mann, „geht einfach nicht“.

An diesen Orten kann man im Nordosten Wildbret kaufen: