Demos von Muslimen, AfD und Linken bleiben friedlich
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Muslime der Ahmadiyya-Muslim-Gemeinschaft haben am Samstag auf dem Neubrandenburger Marktplatz den Dialog mit Bürgern gesucht, um über den Islam aufzuklären. Rund zehn Mitglieder der reformierten islamischen Gemeinde sind vormittags aus Hamburg in die Viertorestadt gereist, um ihre rund drei Monate andauernde Tour durch Mecklenburg-Vorpommern zu beginnen.
In den kommenden Monaten wollen Gemeindemitglieder immer wieder vor allem in den Osten Mecklenburg-Vorpommerns kommen, um mit den Menschen über den Islam zu sprechen. Die Touren laufen unter dem Motto „Liebe für alle, Hass für keinen”.
„Von einigen Menschen mussten wir uns dumme Sprüche anhören, doch darauf waren wir schon vorbereitet”, sagt der 18-jährige Schüler Mohamad Saawaiz Khan, der sich ehrenamtlich in der Ahmadiyya-Gemeinde engagiert. „Mich freut, dass viele Leute trotz ihrer Skepsis angehalten und mit uns gesprochen haben”, so Khan.
Selbst die AfD ist zufrieden
Die Gemeinschaft befürwortet die Trennung von Kirche und Staat, steht für die Gleichberechtigung von Mann und Frau ein und spricht sich gegen jede Form von Gewalt aus. „Im Islam ist Gerechtigkeit das höchste Gebot. Und eine Gesellschaft, in der sich alle Kulturen und Religion an unabhängige staatliche Gesetze halten ist gerechter als eine, in der eine Religion die Gesetze für alle bestimmt”, sagt Adnan Mahmood von der Hamburger Ahmadiyya-Gemeinde.
Im Vorfeld der Veranstaltung hatte der AfD-Kreisverband Mecklenburgische Seenplatte und die Nachwuchsorganisation Junge Alternative zu einem Gegenprotest mobilisiert. Angeführt wurde die Demonstration vom Neubrandenburger Bundestagsabgeordneten Enrico Komning, der die Ahmadiyya-Gemeinde im Vorfeld noch als „Wolf im Schafspelz” bezeichnete. Komning besuchte die Muslime an ihrem Stand und diskutierte rund eine Stunde mit ihnen über den Islam und seinen Stellenwert in der deutschen Gesellschaft – und zeigte sich anschließend zufrieden.
Linke Gruppen melden Spontandemo an
„Ich bin zwar noch nicht hundertprozentig überzeugt, dass die Ahmadiyya-Bewegung immer das Grundgesetz über den Islam stellt, doch ich kann vielem zustimmen, was die Gemeindemitglieder mir heute über ihre Sicht des Islam erzählt haben”, sagte Komning. Bedauernswert sei, dass nicht mehr Muslime in Deutschland diese liberale, weltoffene Deutung des Islam pflegten. Die Ahmadiyya-Muslim-Gemeinschaft hat in Deutschland rund 40.000 Mitglieder.
Nachdem bekannt wurde, dass sich die Ahmadiyya-Gemeinde und die AfD am Samstag auf dem Marktplatz versammeln würden, formierte sich bereits am Freitagabend in den sozialen Netzwerken eine dritte Gruppe bestehend aus den Jugendorganisationen der Linken, der SPD und anderer linker Gruppen. Der stellvertretende Landesvorsitzende der Jusos in MV, Felix Willer, meldete daraufhin am Samstagmorgen eine Spotandemo an. „Uns war wichtig, als Teil der Zivilbevölkerung ein Zeichen zu setzen und deutlich zu machen, dass Neubrandenburg mehr kann als Hass und Hetze – nämlich bunt und vielfältig sein”, sagte Willer.