Knappe Wahl
Der neue Stadtpräsident von Neubrandenburg ist ein Linker
Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Tim Prahle
Mit einem knappen Vorsprung ist Jan Kuhnert (Linke) zum neuen Stadtpräsidenten der Neubrandenburger Stadtvertretung gewählt worden. Die Abstimmung am Donnerstag war mit Spannung erwartet worden, fand auf Antrag von Ratsherr Robert Schnell (AfD) in geheimer Wahl statt. 18 Stadtvertreter stimmten für Jan Kuhnert, 16 für seinen Gegenkandidaten Thomas Gesswein (CDU/FDP), fünf Stimmen waren ungültig. Vier Stadtvertreter fehlten bei der Sitzung.
Spaltung der Stadtvertretung sichtbar
Kuhnert versicherte, die Zusammenarbeit zwischen den Fraktionen und der Verwaltung wieder zu stärken. Der Gewerkschafter folgt auf Dieter Stegemann, der zurücktrat, nachdem seine Stellvertreterin Renate Klopsch (Linke) unbelegte Mobbing-Vorwürfe gegen Oberbürgermeister Silvio Witt vortrug. Das hatte die Stadtvertretung Neubrandenburgs im April in eine mehrmonatige Krise gestürzt.
Hintergrund: Woher kommen die Mobbing-Vorwürfe gegen Silvio Witt?
Die Spaltung war auch direkt vor der Wahl noch zu erkennen, als die Grünen-Fraktion beantragte, die Wahl zu verschieben. „Auf einen Zeitpunkt, an dem wir uns alle auf einen Kandidaten einigen können”, wie Werner Freigang sagte. Der Antrag wurde mit großer Mehrheit abgelehnt.
Der gelernte Maler und Lackierer Kuhnert machte in seiner Bewerbungsrede deutlich, dass er aus seinem Herzen „nie eine Mördergrube gemacht” habe. Seine Äußerungen würde nicht immer auf Zustimmung stoßen, aber er sei „lernfähig”.
Trotz geheimer Wahl interessante Stimmenabgaben
Trotz geheimer Wahl ist auch sicher, dass der Linken-Ratsherr auch Stimmen von der AfD oder der „Bürger für Neubrandenburg” auf sich vereinigen konnte. Letztere, jüngst abgespalten von der CDU-Fraktion hätten sich damit gegen den Kandidaten aus der eigenen Partei ausgesprochen. Jedenfalls sofern die CDU/FDP-Fraktion für den eigenen Kandidaten stimmte und auch die SPD-Faktion wie angekündigt Thomas Gesswein geschlossen die eigenen Stimmen gab.
„Die Neubrandenburger haben es nicht verdient und verstehen die innere Zerrissenheit in diesem Hause nicht mehr, manchmal verstehe ich sie selber nicht”, sagte Wahlsieger Kuhnert und ergänzte: „Nur redenden Menschen kann geholfen werden. Das solle sich in Zukunft auch in der Neubrandenburger Stadtpolitik wieder bessern. Als Stadtpräsident sitzt Jan Kuhnert fortan der Stadtvertretung vor, nimmt mit dem Ooerbürgermeister zusammen repräsentative Aufgaben wahr und leitet auch die Sitzungen.
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