Neubau oder Sanierung?

Desolater Zustand von Neubrandenburger Grundschule sorgt für Frust

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Die Klassenräume sind marode und auch der Brandschutz bereitet Sorgen. In den Ferien laufen in der Grundschule West zwar umfangreiche Reparaturarbeiten – aber reicht das aus?
Veröffentlicht:25.07.2022, 06:17
Aktualisiert:25.07.2022, 06:20

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Gunar Mühle ist entsetzt über den Zustand der Grundschule West. „Fenster sind zugenagelt, Kabel hängen da von der Decke – das ist nicht hinnehmbar“, echauffierte sich der Lokalpolitiker der Linken im jüngsten Ausschuss für Generationen, Sport und Bildung. Er monierte, dass die Klassenzimmer sowohl für die Kinder als auch für Lehrer unzumutbar seien.

Martin Ramp, städtischer Abteilungsleiter für den Fachbereich Schule, hielt dagegen, dass es sich bei den angesprochenen Mängeln um Provisorien handele und der Zustand nicht von Dauer sein soll. „Nichts hält länger als ein Provisorium“, konterte Mühle, der das so nicht hinnehmen will. „Schließlich geht es hier um unsere Kinder. Was sind unsere Kinder wert, wenn wir sie in so eine Schule lassen?“, fragt der Familienvater und Lokalpolitiker.

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Der schlechte bauliche Zustand der Grundschule West ist ein offenes Geheimnis. Bis vor Kurzem waren in dem Gebäude am Dükerweg 2 nicht nur die Grundschule, sondern auch die Regionalschule Nord untergebracht, die im Mai in einen Neubau zog. Auch die Stadt teilte auf eine Anfrage der Linksfraktion mit, dass das Gebäude „einen erhöhten Sanierungsbedarf aufweise“. Bis die Stadt allerdings endgültig entschieden hat, ob ein Neubau oder eine Komplettsanierung sinnvoller ist, muss sich die Schule mit Flickschuster-Arbeiten behelfen, weswegen die Provisorien entstehen.

„Wenn es sich um das Büro des Oberbürgermeisters handeln würde, wäre da schon längst was passiert“, schimpft Mühle weiter. Aus seiner Sicht werde zu wenig Rücksicht auf die Kinder genommen, die dort einen Großteil des Tages verbringen.

Feuertreppe erst im August 2023 fertig

Die Stadt verspricht allerdings baldige Besserung zum neuen Schuljahr: „In den jetzigen Sommerferien werden umfangreiche Instandsetzungsmaßnahmen umgesetzt, was neben malerischen Leistungen auch den Tausch von Fenstergläsern und die Reparatur an Fenstern beinhaltet“, erklärt die Verwaltung auf Nordkurier-Nachfrage. Zudem soll parallel die notwendige technische Infrastruktur zur Umsetzung des Digitalpakts in der Grundschule geschaffen werden.

Toni Jaschinski, Fraktionsvorsitzender der Linken in Neubrandenburg, hakte nach: Wie steht es um den Brandschutz in der Schule? Die Antwort der Stadt sorgte bei Gunar Mühle und seinen Parteigenossen für Kopfschütteln. Denn laut der Stadtverwaltung bestehe der Brandschutz erst, wenn ein zusätzlicher Treppenturm außen errichtet wird, dessen Baugenehmigung im Mai 2022 erteilt wurde. „Mit dieser Maßnahme werden die Brandschutzanforderungen erfüllt und ein Weiterbetrieb sichergestellt“, heißt es dazu aus dem Rathaus.

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„Das bedeutet doch aber, dass das ganze erste Halbjahr kein Brandschutz gewährleistet werden konnte“, schlussfolgert Gunar Mühle. Auf eine erneute Nordkurier-Frage antwortete die Stadt ausweichend. Sie sagt lediglich, dass die Feuertreppe im August 2023 fertiggestellt werden soll und dass der Brandschutz dann gewährleistet wird.

Kann Hort in die leeren Räume?

Ein weiteres Problem stellt die aktuelle Doppelnutzung in den Räumen der Grundschule dar. Sowohl Hort als auch Schule teilen sich die Räumlichkeiten. „Momentan erfolgt eine Prüfung, ob die nunmehr freigezogenen Räume dem Hort zur alleinigen Nutzung zur Verfügung gestellt werden können. Bis dahin werden die Räume weiterhin doppelt genutzt“, teilte die Stadt mit.

Die Ausschussmitglieder wollen sich nun selbst ein Bild vor Ort machen. Der nächste Ausschuss findet in den Räumen der Schule statt. Die Stadt teilt außerdem mit, dass demnächst ein Grundsatzbeschluss gefasst werden soll, der unter anderem den Neubau der Grundschule West als wirtschaftlichere Variante vorsieht.