Diana Kuhk - Käsekuchen, Crosstrainer, Karriere
Neubrandenburg / Lesedauer: 6 min

Jeden Morgen, wenn die halbe Stadt noch schläft, kommt Bewegung in einen Bungalow im Neubrandenburger Ortsteil Küssow am östlichen Rand der Stadt. Diana Kuhk steht um 5 Uhr auf, geht in ihr Wohnzimmer und stellt sich dort auf den Crosstrainer. Eine halbe Stunde Bewegung am frühen Morgen, das muss sein. „Ich bin Frühaufsteher, ich kann nicht anders“, sagt sie und lacht. Damit es beim Frühsport aber nicht etwa langweilig wird, klemmt sie ihr iPad an das Sportgerät und bereitet den Tag auch schon im Kopf vor: E-Mails lesen und erste Recherchen stehen dann an.
Als Leichtathletin eher "mittelprächtig"
Dies und ab und zu das Hobby Segeln – mehr ist ihr nicht geblieben vom Sport. Dabei war die gebürtige Neubrandenburgerin in den 80er Jahren fit genug für die hiesige Kinder- und Jugendsportschule. Als Leichtathletin lief sie die Mittelstrecke. „Da war ich aber eher so mittelprächtig“, meint sie im Rückblick. Deshalb verließ sie später die Spezialschule wieder, um ihr Abitur 1988 an der EOS „Frédéric Joliot-Curie“, dem heutigen Albert-Einstein-Gymnasium, abzulegen.
Ihre Kindheit verbrachte sie in der Ihlenfelder Vorstadt. Sie wuchs mit zwei älteren Geschwistern auf, ihre Mutter arbeitete als Verkäuferin, ihr Vater als Technischer Leiter beim VEB Kraftverkehr. Er war SED-Mitglied, politisch geprägt sei sie durch ihr Elternhaus aber nicht gewesen. Das kam erst viel später.
Doktorarbeit über Usedomer Schriftsteller
Was sie vom Elternhaus aber mitbekam, das war ihre Heimatverbundenheit, sagt sie. Diana Kuhk begann ein Medizinstudium in Leipzig. Nach einem Semester hielt sie es aber so weit entfernt von der Mecklenburger Heimat nicht aus und wechselte sowohl den Studienort als auch das Fach. Die junge Frau begann ein Studium der Germanistik und Slawistik in Neubrandenburg und Greifswald, das sie 1994 mit einem Magister abschloss. Fünf Jahre später hielt sie ihre Promotionsurkunde in der Hand. Ihre Doktorarbeit schrieb sie über den Usedomer Schriftsteller Wilhelm Meinhold, der 1843 den Roman „Maria Schweidler, die Bernsteinhexe“ veröffentlichte.
1999 begann sie, als Dozentin, als Personalleiterin und als Projektleiterin für verschiedene Bildungsträger zu arbeiten. 2007 nahm sie ihre heutige Tätigkeit als Geschäftsführerin der Ausbildungsgemeinschaft Industrie, Handel und Handwerk Neubrandenburg e. V (ABG) auf. Der in der Oststadt ansässige Verein hilft Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf und jungen Erwachsenen bei der beruflichen Integration.
Kuhk sieht in der CDU ihre Werte am besten vertreten
Ihre politische Laufbahn begann sie um die Jahrtausendwende. 2001 ist Diana Kuhk – obwohl bis heute konfessionslos – in die CDU eingetreten, weil sie dort ihre Werte am besten vertreten sieht, sagt sie. Besonders Otto Schulz, der jahrzehntelang als Stadtvertreter in Neubrandenburg wirkte, habe sie geprägt und sie gefördert. Ihm sei sie bis heute dankbar.
Ihre Karriere in der ehrenamtlichen Kommunalpolitik nahm ihren Lauf: Nachdem sie zwei Jahre lang als sachkundige Bürgerin mitgearbeitet hatte, kam sie 2004 als Ratsfrau in die Neubrandenburger Stadtvertretung. 2009 und 2014 wurde sie wieder gewählt. Sie etablierte sich, war Chefin des Kulturausschusses und übernahm 2011 nach einem internen Streit den Vorsitz der städtischen CDU-Fraktion, den sie bis heute inne hat. 2014 wurde sie auch in den Kreistag gewählt, dort ist sie jetzt Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses. Fast in jeder Woche ist sie fünf Abende unterwegs.
Verheiratet, eine Tochter
Das bedeutet jede Menge Arbeit neben ihrer Tätigkeit bei der ABG und natürlich ihrer Familie. Seit 1995 ist sie mit ihrem Mann Volkmar (48) verheiratet, der als Heizungsinstallateur arbeitet. Beide haben eine 16-jährige Tochter. „Man muss gut organisiert sein“, sagt sie auf die Frage, wie man all diese Aufgaben parallel bewältigen kann. Und ganz wichtig: „Meine Familie unterstützt mich.“
In der Stadtvertretung hat sich Diana Kuhk einen Namen als sachliche und hartnäckige Verfechterin ihrer Ideen gemacht. Mit ihr als CDU-Fraktionschefin gelang es auch, gemeinsam mit der SPD und den Linken punktuell fraktionsübergreifende Einigkeit bei Themen zu erzielen, die allen wichtig sind. Dabei hatte Diana Kuhk nie Berührungsängste, bei strittigen Fragen auch kampfeslustig in Konfrontation zu gehen zu ihrem Parteifreund Paul Krüger, dem jetzigen Oberbürgermeister. Dafür erntete sie auch Respekt bei der politischen Konkurrenz.
Manchmal zu schnell, zu zielstrebig, zu nüchtern
Immer hart am Thema und dabei manchmal vielleicht auch ein wenig zu schnell, zu zielstrebig und zu nüchtern – das hängt ihr bei einigen Weggefährten an. Das ist ihr bewusst – und war übrigens auch ein Grund, weshalb sie diesem Image einen Strich durch die Rechnung machte und auf ihrem Wahlkampfflyer ausgerechnet ein eigenes Backrezept für Käsekuchen drucken ließ. Ganz bewusst keine Inhalte – nur Kontaktdaten, einige Erklärungen zur Briefwahl und das Kuchenrezept. „Darüber kann man wunderbar mit den Menschen ins Gespräch kommen“, sagt sie.
Diana Kuhk will unbedingt Oberbürgermeisterin von Neubrandenburg werden. Sie wäre nach Charlotte Schlundt (1950–1952) und Ilse Höwe (1967–1968) erst die dritte Frau, die diesen Sprung schafft. „Eine spannende Aufgabe, in der man was bewegen kann“, so denkt sie über den Posten an der Rathausspitze. Die erste Hürde schaffte sie Anfang Dezember, als sie von der CDU-Basis als Kandidatin gewählt wurde. Dabei musste sie sich gegen ihren Parteikollegen Peter Modemann durchsetzen. Die innerparteiliche Konkurrenz war eine schwierige Situation – „aber für mich auch eine Prüfung, wie ernst mir die Sache ist.“ Sie gewann mit 41 zu 28 Stimmen. „Ein gutes Ergebnis, bei dem niemand sein Gesicht verloren hat“, sagt sie.
Falls sie die Wahl gewinnt, weiß sie genau, was sie bewegen will. An Bauwerke denkt sie dabei nicht. Der Arbeitsmarkt, die Förderung von Jugend, Sport, Kultur und Senioren – da sieht sie eher ihre Themen. „Ich will erreichen, dass es Neubrandenburg weiter gut geht.“ Die größte Herausforderung sei die Beziehung zwischen Stadt und Kreis. „Die Menschen müssen begreifen, dass wir zusammengehören“, sagt sie.