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Justiz

Diebstahl von Autoteilen – So gehen die Täter vor  

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Nach dem Diebstahl von acht Reifen samt Zubehör gingen zwei junge Männer einer Streife in die Falle. Nun stand der Prozess an, an dem aber nur eine Angeklagter vor Gericht stand.
Veröffentlicht:21.07.2023, 05:46

Von:
  • Thomas Beigang
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Ein Angeklagter ist für die Abwesenheit bei seiner Gerichtsverhandlung entschuldigt. Denn er sitzt schon hinter Gittern. In Polen wurde der Mann bereits im vergangenen September zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, weil er regelmäßig Reifen und Felgen von fremden Autos abmontierte, in seiner Werkstatt verkaufte und schließlich erwischt wurde. Für zwei ähnliche Taten aus dem Mai 2022 in Neubrandenburg und Cölpin sollte sich der „Monteur“ nun vor dem Amtsgericht in Neubrandenburg verantworten. Die polnischen Behörden waren aber schneller.

Alles wird auf den Partner abgewälzt

So sitzt sein Partner bei den Diebstählen in Deutschland allein auf der Anklagebank. Der 22-Jährige redet nicht um den heißen Brei herum, gibt alles zu und schiebt die Planung seinem abwesenden Partner zu. Der habe das Auto besorgt, mit dem sie nachts nach Neubrandenburg gefahren sind, habe die gestohlenen NB–Kennzeichen an dem Fahrzeug angebracht, das notwendige Werkzeug beschafft und schließlich auch die Autos ausgesucht, von denen sie die Räder dann gestohlen haben.

Das Prinzip war immer gleich: Die ausgespähten Zielobjekte mussten etwas abseits auf Parkplätzen stehen und durften von benachbarten Häusern nicht gut eingesehen werden können. Denn was die beiden vor sich hatten, brauchte Zeit, eine gute halbe Stunde für jede Tat. Die Autos mussten mit einem Wagenheber in die Höhe gehoben werden. Dann galt es, die Räder abzumontieren und Pflastersteine an deren Stelle zu platzieren. Eine böse Überraschung für die Autobesitzer, wenn die sich am frühen Morgen in ihre Fahrzeuge setzen wollten.

Tempolimit überschritten und kontrolliert

Die beiden waren in jener lauen Nacht im Mai aber nicht weit gekommen – selbst schuld. Viel schneller als erlaubt verließen sie die Kreisstadt und gerieten so zwei Polizisten in die Fänge, die am Neubrandenburger Stadtrand eine Standkontrolle aufgebaut hatten. Und denen kam, klar, die Angelegenheit mit den falschen Kennzeichen und dem mit Reifen und Felgen vollgestopften Auto verdächtig vor. Alles andere war nur eine Frage der Zeit.

Ihm sei von dem anderen, der jetzt in Szczecin im Gefängnis sitzt, ein Anteil am Erlös versprochen worden, erzählt der 22–jährige Angeklagte. Draußen vor dem Gerichtssaal sitzt seine schwangere Freundin, nächsten Monat soll das Baby kommen. Der werdende Vater sagt, dass er bei seinem Großvater in einem kleinen Baubetrieb arbeite und dort umgerechnet etwas mehr als 1000 Euro verdiene.

Eine Geldstrafe, aber die fällt happig aus

Der Staatsanwalt ist überzeugt davon, dass beide weitergemacht hätten, wäre der Fischzug gut für sie ausgegangen. Er plädiert für eine einjährige Freiheitsstrafe, die zur Bewährung ausgesetzt werden könnte und 1000 Euro Geldstrafe. Der Verteidiger des jungen Polen, Rechtsanwalt Jörg Fenger, denkt, dass zehn Monate ausreichen würden, und möchte die Geldstrafe um die Hälfte gekürzt sehen.

Richterin Tanja Krüske und ihre beiden Schöffen belassen es bei einer Geldstrafe. Die fällt allerdings happig aus, 3600 Euro soll der junge Mann zahlen. Der ist froh, nicht hinter Gitter zu müssen wie sein „Kollege“ in Polen und zieht mit seiner schwangeren Freundin von dannen.