▶ Digitale Tafeln begeistern – nur die stolzen Preise nicht
Burg Stargard / Lesedauer: 3 min

Zackig ist Friedrich Haak unterwegs. Mit wenigen Handgriffen tippt, wischt und schreibt der stellvertretende Leiter der Grundschule „Kletterrose“ an der digitalen Tafel herum. „Das ist nicht nur eine Spielerei, auch wenn sie dazu einlädt“, sagt der 28-Jährige.
Die Möglichkeiten scheinen unbegrenzt: Tafelbilder können abgespeichert und später erneut gezeigt werden. Ein Zugang zum Internet ermöglicht es, auch bei Grundschülern schnell Fragen zu klären oder mal Bilder zu zeigen oder Audiodateien anzuwählen. „Multifunktionalität“ ist dabei das Stichwort. Dazu kann sich Friedrich Haak wie auch Kollegin Anne Bottin über das eigene Telefon mit der Tafel verbinden. Nützlich etwa, wenn der Lehrer am Pult etwas vormacht und das Bild live an der Tafel zu sehen ist.
Wer den beiden jungen Lehrern lauscht und zusieht, hat keine Zweifel mehr daran, wie überlegen die neuen Tafeln ihren Vorgängern in Grün sind. „Die Zeit des Tafeldienstes ist vorbei“, sagt Friedrich Haak lachend.
Dank zweier analoger Seitenflügel ist das Digitale Produkt auch gegen Stromausfälle gesichert. „Wenn es mal hakt, können wir hiermit immer noch arbeiten“, sagt Anne Bottin. Die ganzen Sommerferien über wurde geackert, damit für das Schuljahr 22/23 alles passt. Das nervöse „Fingernägelkauen“ in Verwaltung und Schule“ erwies sich als unbegründet.
Ein Haken liegt bei den Kosten
Es scheint keinen Haken zu geben – wenn da nicht die Kosten wären. 320.000 Euro hat die Stadt als Träger die Digitalisierung insgesamt gekostet. Umgerechnet knapp 940 Euro pro Schüler. Weitere 300.000 Euro wurden mit Mitteln aus dem „Digitalpakt Schule“ gefördert. Dafür wurden 39 Tafeln für die Grundschule und die Regionale Schule angeschafft, Lizenzen gekauft, Kabel verlegt und alles, was dazu gehört. „Es ist eine große Summe“, sagt Bürgermeister Tilo Lorenz (CDU).
Aber die Stadt wolle nicht den Gymnasien und Privatschulen hinterherhängen. „Das bringt den Schulstandort richtig voran“, sagt Rathauschef, der partout keine Abstriche machen, sondern gleich jedes einzelne Klassenzimmer ausstatten wollte.
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Auch andernorts zeigen sich die Kommunalpolitiker begeistert. Der Friedländer Bildungsausschuss besuchte jüngst die eigene Grundschule, um sich von den Vorzügen überzeugen zu lassen. „Spannend und sehr interessant“ sei das gewesen, sagte die Vorsitzende Birgit Schmidt (CDU) im Nachgang. „Schade, dass keine Einwohner dabei waren, obwohl uns ständig Nachfragen zu dem Thema erreichen“.
Die Tücken der Fördermittelpolitik
Allerdings zeigen sich an der Friedländer Grundschule „Am Wall“ auch die Tücken der Fördermittelpolitik. Das Geld langte nur für zehn Tafeln, dabei gibt es 15 Klassenräume. „Die Gelder wurden anhand der Schülerzahlen berechnet und dafür ein sehr schlechtes Jahr genommen“, erklärt Birgit Schmidt. So hat die Schule mittlerweile rund 50 Schüler mehr, als in jenem Jahr, in dem gezählt wurde. Nun muss sich die Stadt überlegen, wie die fehlenden teuren Tafeln noch angeschafft werden können. Denn im Medienentwicklungsplan, den jeder Träger erarbeiten musste, sind sie festgeschrieben.
Eine Schlüsselrolle fällt bei allen technischen Möglichkeiten weiter den Lehrern zu. In Burg Stargard sind sie diesbezüglich entspannt. „Alle Kollegen waren erst einmal offen“, sagt Friedrich Haak. Einigen fiel es leichter, andere benötigen noch Eingewöhnungszeit, die aber niemals zulasten des Unterrichts gehe. Und die Schüler hätten die Tafel begeistert aufgenommen.
Am Ende ist die Schuldigitalisierung aber noch lange nicht. Als nächstes müssten die Schulbücher „digitalisiert“ werden. „Damit die Kinder nicht mehr mit den schweren Ranzen in die Schule kommen müssen“, sagt Bürgermeister Tilo Lorenz. Diesbezüglich hätten die Bildungspolitiker auf Landesebene noch einige Aufgaben zu erledigen.