Schönheitswahl hat ein Nachspiel

Disqualifikation macht Neubrandenburger zum Mr. MV

Neubrandenburg / Lesedauer: 4 min

Eigentlich war der gebürtiger Neustrelitzer Denny Kambs zum schönsten Mann Mecklenburg-Vorpommerns 2017 gewählt worden. Doch dessen Verstoß gegen Regularien sorgte nun dafür, dass Tony Eberhardt aus der Viertorestadt den Titel tragen darf.
Veröffentlicht:01.12.2016, 15:26
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  • Author ImageJörg Franze
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Des einen Freud, des anderen Leid: Der schönste Mann Mecklenburg-Vorpommerns kommt nun doch aus Neubrandenburg: Tony Eberhardt aus der Viertorestadt ist im Nachhinein zum Gewinner der Wahlen zum Mr. Mecklenburg-Vorpommern 2017 gekürt worden. Der gebürtige Neustrelitzer Denny Kambs, der die Wahl in einem Schweriner Club eigentlich für sich entschieden hatte, wurde nachträglich disqualifiziert. Eberhardt kämpft damit am 10. Dezember in Linstow im Finale um den Titel. Mr. Germany.

Hintergrund ist nach Auskunft von Karim Ghadhab vom Veranstalter, der Miss Germany Corporation, eine Satzungsänderung, die Anfang des Jahres vorgenommen wurde. Kambs habe für die Bewerbung ein altes Formular ausgefüllt, in dem die Bedingung, dass Bewerber kinderlos sein müssen, noch nicht aufgeführt war. „Es tut mir sehr leid für Denny. Dieser Fehler fällt in die Kategorie ,dumm gelaufen'", erklärt Ghadhab. Vor der Wahl habe Kambs zwar in einem neuen Formular erklärt, dass er Vater einer vier Jahre alten Tochter sei, aber dies sei zum einen nicht aufgefallen, zum anderen hätten die schriftlich dargelegten Bedingungen im Formular seine Teilnahme dann ausgeschlossen. „Auch wenn wir Denny den Titel gönnen – wir müssen gemäß der Satzung handeln. Ansonsten kommen auch andere Bewerber und pochen auf eine Ausnahme”, macht Karim Ghadhab deutlich.

Profi-Stand-Up-Paddler Denny Kambs, der sich gerade im Trainingslager auf Fuerteventura befindet, zeigt sich verärgert. „Ich hatte mich schon sehr auf die Mister Germany-Wahl gefreut und nun so was. Ich möchte davon nichts mehr hören“, winkt der 29-Jährige ab.

Große Freude herrscht hingegen bei Tony Eberhardt, der derzeit Bundesfreiwilligendienst (BFD) im Sprachheilpädagogischen Förderzentrum Neubrandenburg ableistet. „Ich war gerade auf einem Lehrgang in Barth, als ich informiert wurde.” Er habe keinen Moment gezögert, den Titel auch anzunehmen, erklärt der 22-Jährige. Denn auch wenn es ihm für den Konkurrenten leid tue, „ich habe ja keinen Anteil an seiner Disqualifikation.” Die Regeln setze der Veranstalter. „Warum sollte ich diese Chance nicht ergreifen?”

Es ist schon sein zweiter Titel

Es ist nicht der erste Titel für den 22-Jährigen. Vor knapp einem Jahr gewann Tony Eberhardt bereits die Wahl zum „Mister Gay Germany“ und wurde zum attraktivsten schwulen Mann Deutschlands gewählt. Punkten konnte der heute 22-Jährige damals nicht nur mit seinem Aussehen, sondern auch mit seiner Persönlichkeit und seinem Engagement für die Schwachen der Gesellschaft. Denn Tony Eberhardt hat am eigenen Leib erfahren, wie es ist, ausgegrenzt zu werden. Wegen einer Innenohrentzündung ist der Neubrandenburger seit seinem zweiten Lebensjahr hörgeschädigt und musste schon als Kind lernen, mit den Spötteleien seiner Mitmenschen klarzukommen. Später, nach seinem Bekenntnis zur Homosexualität, kamen auch homophobe Beleidigungen hinzu. So war es ihm als Mr. Gay Germany ein Bedürfnis, sich für die Gleichberechtigung der Menschen und den Abbau von Vorurteilen einzusetzen.

Trotz seiner Verpflichtungen, die mit diesem Titel verbunden waren, baute Tony Eberhardt im zurückliegenden Sommer an einer Berliner Spezialschule für Hörgeschädigte ein Abitur von mit einem Durchschnitt von 2,5. In Zukunft würde er gern eine Studium als Lehrer beginnen, aber vorerst ist der Weitiner zu seinen Wurzeln zurückkehrt. An der Sprachheilschule Neubrandenburg hat er ein Jahr im Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) begonnen.

Demnächst muss er aber erst einmal Urlaub beantragen, um am Bundesfinale und der Wahl zum Mr. Germany 2017 am 10. Dezember teilnehmen zu können. Der begeisterte Handballer, der derzeit beim SV Stavenhagen trainiert, freut sich auf die Herausforderung. Schließlich hat er genug Bühnenerfahrung, um dem Wettbewerb optimistisch entgegen zu sehen. Seit 2012 ist Tony Eberhardt als Model aktiv. Er war schon zu Foto-Shootings in Oslo, lief mehrmals bei der Fashion Week in Berlin – und präsentierte sich regelmäßig seiner Heimatstadt beim längsten Laufsteg Boulevard XXL. Aber für den Titelgewinn am 10. Dezember würde der 22-Jährige jeden Modeljob eintauschen: „Auf dem Laufsteg ist man zumeist nur ein beweglicher Kleiderständer, als Mr. Germany aber auch eine Persönlichkeit”, macht er klar, dass es für ihn um mehr als Schönheit geht.