Energiekrise
Drohen noch mehr Streichungen an den Kliniken?
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Robin Peters
Seit Sommeranfang werden die Krankenhäuser der Region mit den Corona-Kosten weitgehend allein gelassen. Dabei gehen viele davon aus, dass der Aufwand in den Kliniken mit dem Herbst wieder ansteigt. Und nun droht die Energiekrise, das Fass zum Überlaufen zu bringen.
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Keine Planungssicherheit für Personal und Patienten
„Die massiven Preissteigerungen insbesondere in den Bereichen Energie, Medizinprodukte, ausgelagerte Wäschereien und Speiseversorgung bringen das Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum zunehmend an seine wirtschaftliche Belastungsgrenze“, heißt es aus der Geschäftsführung des größten Krankenhauses an der Mecklenburgischen Seenplatte in Neubrandenburg. Derzeit seien Kosten schon um mindestens zehn Prozent gestiegen. Zulieferer oder Wartungspersonal würden beispielsweise die hohen Preise weiterreichen.
Die gestiegenen Energiekosten seien in der Rechnung noch gar nicht berücksichtigt. Für dieses Jahr habe das Haus noch Festverträge. „Ob wir der Bevölkerung unsere Leistungen auch in Zukunft noch in vollem Umfang anbieten können oder zeitnah aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen sein könnten, unseren Versorgungsauftrag einzuschränken, ist leider völlig offen.“ Für Planungssicherheit brauche es politische Entscheidungen.
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Sorge vor teuren Auflagen für den Corona-Herbst
Auch in der Klinik Amsee der Johannesstift Diakonie in Waren fordert man Reaktionen von Bundes- und Landesregierung. „Wir können nicht beliebig Temperaturen drosseln oder bei Energie, Lebensmitteln oder Medizintechnik sparen beziehungsweise die Kosten an unsere Patienten weitergeben“, sagt Klinik-Sprecherin Lilian Rimkus. Das Wohl der Menschen stehe an oberster Stelle. Trotz Bemühungen hin zur Klimaneutralität seien Krankenhäuser schlicht „Energiefresser“ und meist auf Gas als Wärmequelle angewiesen. Selbst mit einer Senkung des Energieverbrauchs um 15 Prozent im nächsten Jahr könne der aktuelle Kostenanstieg nicht abgefangen werden.
„Die gestiegenen Preise für Dienstleistungen und Material belasten die Krankenhäuser, weil die Preise für Krankenhausleistungen quasi staatlich festgelegt wurden“, sagt Kai Firneisen, Geschäftsführer des Kreiskrankenhauses in Demmin. Das Haus könnte nicht einfach einen Inflationsaufschlag zur Refinanzierung einfordern. Noch lasse sich nicht einschätzen, ob es bald einen Zuschlag für die Krankenhäuser gibt. „Wir können nur hoffen, dass etwas kommt“, so Firneisen.
Wer soll für verschärfte Corona-Maßnahmen zahlen?
Zusätzliche Herausforderungen, die die Pandemie mit sich bringt – von Hygiene- bis Isolationsmaßnahmen müssen die Kliniken unterdessen so gut wie alleine stemmen. Gesetzliche Corona-Ausgleichszahlungen und -Versorgungszuschläge sind ausgelaufen. Für die Umsetzung weiterer Corona-Regeln ab Oktober liege bislang keine Refinanzierung vor, wird im Bonhoeffer-Klinikum gewarnt. Für die Umsetzung neuer, vom Bundesgesundheitsministerium beschlossener Meldepflichten gebe es keine geeignete Software. „Dies bedeutet weiteren personellen Aufwand, den das Krankenhaus alleine zu tragen hat.“
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In der Klinik Amsee ist die Bekämpfung der Pandemie ebenfalls weiter mit großen Anstrengungen verbunden. Laut Rimkus komme es weiterhin zu hohen Personalausfällen. „Wir haben derzeit immer wieder mit vereinzelten Ausfällen von Mitarbeitern zu kämpfen, die an Corona erkrankt sind“, schließt sich Firneisen aus dem Kreiskrankenhaus an. Darüber hinaus hätten die Corona-Erkrankungen der aufgenommenen Patienten aktuell einen etwas schwereren Verlauf als im Sommer. „Die Patienten waren und sind immer noch durchgehend da und die Pflege ist nach wie vor sehr aufwendig.“