Bürokratie

Ehepaar darf in der Seenplatte sein Traumhaus nicht bauen

Neuwalde / Lesedauer: 4 min

Sie kamen extra aus Sachsen–Anhalt in die Seenplatte. Als Fachkräfte arbeiten sie direkt vor Ort. Doch der Traum vom eigenen Haus ist mittlerweile ein Albtraum geworden. 
Veröffentlicht:16.08.2023, 14:53
Aktualisiert:16.08.2023, 15:22

Von:
  • Kai Horstmann
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Seit drei Jahren versuchen Alexander (32) und Saskia Mauer (29) vergeblich, in Neuwalde, einem Ortsteil von Pripsleben, ein Haus zu bauen. Dabei stehen beide für eine positive Gemeindeentwicklung, immerhin brauchen Dörfer in einem Flächenland wie MV junge Leute, um weiter existieren zu können. Die Mauers zogen aus Sachsen-Anhalt hierher. Doch aus ihrem Traum vom Haus ist mittlerweile ein Albtraum geworden.

Ehepaar wartet seit Jahren auf eine Baugenehmigung

Alexander Mauer wurde Leiter der Pflanzenproduktion bei der Torney Milch und Fleisch Genossenschaft in Pripsleben, während seine Frau in der Pflanzenschutzberatung arbeitet. Fachkräfte also, die die Unternehmen so händeringend suchen. „Die Gemeinde hat dem Bauvorhaben schon lange zugestimmt, mit dem ausdrücklichen Zusatz, sie möchten, dass wir hier bauen“, berichtet Alexander Mauer. „Wie sich immer mehr herausstellt, hat die Gemeinde im Grunde nichts zu sagen.“

Das Haus soll auf einem Grundstück gebaut werden, auf dem früher eine Scheune stand. Nach dem Abriss war die Fläche vermüllt. Ehepaar Mauer räumte sie. Hinter dem Haus ist ein Acker, ringsherum stehen Häuser. Ein Neubau sollte da eigentlich kein Problem sein. Dennoch wartet das Ehepaar seit Jahren auf eine Baugenehmigung. „Als Grund für die Nichtgenehmigung des Bauantrages wird gesagt, die Fläche liege im Außenbereich. Landkreis und Landesregierung möchten somit eine Zersiedelung der Landschaft verhindern“, sagt Alexander Mauer. „Dabei liegt die Fläche mitten in Neuwalde und von der Zerstörung einer wichtigen ökologischen Fläche kann keine Rede sein.“

Stellungnahme von 60 Leuten

Die Mauers müssen dem Bauamt nach eigener Aussage unter anderem nachweisen, dass sie in den vergangenen drei Jahren alle wichtigen Mindestfristen eingehalten haben. Dazu sollen die beiden noch einmal alle Bauunterlagen einreichen. „Für uns hat sich nichts geändert, die Baupläne sind immer noch die gleichen“, sagt Saskia Mauer. „Ein Kritikpunkt ist der Abstand zu den Windrädern. Auch da hat sich nichts geändert.“

Das Grundstück auf der rechten Seite ist noch kein Bauland, auch wenn hier viele Häuser stehen. (Foto: Kai Horstmann)

Ein anderes Beispiel ist ein Löschteich, der auf dem Grundstück errichtet werden sollte. Es brauchte drei Monate, damit die Behörde die Löschwasserentnahmestelle akzeptierte. „Damit wir eine Baugenehmigung bekommen können, mussten wir von 60 Leuten eine Stellungnahme einholen. Darunter waren unter anderem Vertreter des Bergbaus, des Abwasserzweckverbands, der Feuerwehr, Polizei, vom BUND und NABU“, behauptet Alexander Mauer. „Hätte einer von denen nicht zugestimmt, hätten wir keinen Durchführungsvertrag erhalten.“

Baupreise schon 40.000 Euro teurer

Laut den Mauers haben auch die bürokratischen Möglichkeiten wie Abrundungssatzung und Privilegiertenregelung den Landkreis nicht überzeugt. Privilegiert ist man zum Beispiel, wenn man gleich neben der Arbeitsstelle baut. Das Baugrundstück habe ihm Torney–Geschäftsführer Hans Gabel verkauft, damit er möglichst nahe der Arbeitsstelle wohnt, sagt Alexander Mauer. Die fängt im Grunde gleich hinterm Gartenzaun an, denn der Acker gehört Torney, und die Betriebsstätte ist knapp 800 Meter Luftlinie entfernt.

Doch das überzeugte das Bauamt bislang nicht. Das verlangte zudem noch ein Lärmgutachten. „Durch die Zeit, die die Bürokratie bis jetzt verbraucht hat, ist allein schon nur das Haus durch die gestiegenen Baupreise über 40.000 Euro teurer geworden“, ärgert sich Alexander Mauer.

Pripslebens Bürgermeister Kai–Uwe Zirzow findet es völlig unverständlich, wie ein Verwaltungsakt für eine Baugenehmigung drei Jahre dauern kann. Für ihn hätte das Haus schon lange stehen können. „Solch eine Bürokratie verursacht Kosten, die zu Lasten der Gemeinde gehen“, sagt Kai–Uwe Zirzow. „Wir haben in diesem Jahr 118.245 Euro an Kreisumlage zu zahlen und haben davon als Gemeinde gar nichts.“

Ehepaar bekommt endlich einen Termin

Dazu passt, dass eine dreiteilige Anfrage des Nordkurier an den Landkreis im Grunde unbeantwortet bleibt. „Grundsätzlich bitten wir um Verständnis, dass der Landkreis keine Auskunft über laufende baurechtliche Verfahren erteilt. Im konkreten Fall ist das Bauvorhaben an ein Bebauungsplanverfahren der Gemeinde gebunden. Dieses Verfahren ist bisher nicht abgeschlossen“, antwortet Eike Schumann aus der Pressestelle der Kreisverwaltung.

Nach der Anfrage des Nordkurier erhielten Alexander und Saskia Mauer nun zumindest endlich einen Termin beim Landkreis, um nach einer Lösung für das Bauvorhaben zu suchen. Drei Jahre nach ihrem Antrag.