Leichtathletik
►Eine von Deutschlands schnellsten Frauen auf „Walk of Sport“ verewigt
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Susanne Böhm
Christine Wachtel aus Neubrandenburg ist bis heute die zweitschnellste 800 Meter–Läuferin Deutschlands. Ihre Freiluft–Bestzeit (1:55,32 min) bei der Leichtathletik–Weltmeisterschaft 1987 in Rom wurde bis heute nur von ihrer damaligen Trainingskameradin Sigrun Wodars knapp überboten. Keine andere deutsche Frau rannte die beiden Stadionrunden seither so schnell.
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Nun erinnert eine Bronzetafel auf dem „Walk of Sport“ in Neubrandenburgs Stadtzentrum an die Leistungen der Spitzensportlerin, die seit ihrer Hochzeit Christine Guth heißt.
Ihre ins Pflaster der Stargarder Straße eingelassene Ehrentafel wurde am Sonnabend vor Publikum enthüllt. „Wir sind gemeinsam durch Höhen und Tiefen gegangen. Am Ende ist doch etwas dabei herausgekommen“, sagte die Neubrandenburgerin mit Dank an ihre Eltern, an den SV Turbine Neubrandenburg und an andere Wegbegleiter. Sie freue sich, dass auf Deutschlands bislang einmaligen „Ruhmespfad des Sports“ Neubrandenburgs erfolgreiche Athleten in Erinnerung bleiben.
Mehrfach Weltmeisterin und olympische Silbermedaillengewinnerin
Walter Gladrow, ihr langjähriger Trainer beim SC Neubrandenburg, berichtete von einer für ihn unvergesslichen Episode aus dem Jahr 1976. Die damals Elfjährige habe sich zunächst im 60 Meter–Lauf, im Weitsprung und im Schlagball ausprobiert.
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Eines Tages habe sie gefragt, wie schnell sie laufen müsse, um auf 800 Metern Erste zu werden — „von sich aus, dieses kleine Mädel“. 30 Sekunden schneller als die Schnellste, habe er geantwortet. „Sie lief 2:25,5, unglaublich, beeindruckend.“ Bis zum Ende ihrer langen Laufbahn im Jahr 1994 wurde Christine Wachtel mehrfach Weltmeisterin, olympische Silbermedaillengewinnerin und Europameisterin.

Im Alter von zwölf Jahren, erinnerte Walter Gladrow, kam die gebürtige Altentreptowerin in die Kinder– und Jugendsportschule Neubrandenburg. „Trotz der hohen Belastung im Leistungssport wurde sie nach der Schule Wirtschaftskauffrau und absolvierte ein Fernstudium."
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Einen Rückschlag habe sie überwunden, nachdem 1984 ein Spalt in ihrer Wirbelsäule entdeckt wurde. Das habe das Aus ihrer Profisport–Karriere bedeuten können. Durch spezielles Training habe sie es jedoch zurück auf die Laufbahn geschafft. „Wie sie auf und davon flattert, das ist ein Wachtelflug“, habe Sportreporter Heinz Florian Oertel einst gerufen.
Heute sei die 58–Jährige im öffentlichen Dienst tätig, sei Ehrentrainerin beim SV Turbine und wegen ihrer ebenfalls sportlichen Kinder dem Fußball zugewandt.
Hollywood ist Vorbild
Seit dem Jahr 2020 folgt die Stadt Neubrandenburg dem berühmten „Walk of Fame“ in Hollywood und ehrt herausragende Sportler auf dem „Walk of Sport“.

Mit der ersten Plakette wurde Kanut Andreas Dittmer geehrt. Im Jahr 2021 wurden die nächsten Bronzetafeln dem Kanuten Rüdiger Helm, Kugelstoßerin Astrid Kumbernuss und Kanutin Carola Zirzow, verheiratete Drechsler, gewidmet. Darauf folgten Sigrun Grau, Brigitte Köhn, Bernd Olbricht und Martin Hollstein.
Alle Tafeln werden mit Hilfe von Spenden finanziert, die für Christine Wachtel sponserte der SV Turbine.