Endlich ist wieder was los auf Burg Klempenow
Klempenow / Lesedauer: 5 min

Das gab es noch nie – einen Frühlingsmarkt auf Burg Klempenow. Los geht es am Sonnabend ab 10 Uhr. Im Grunde steckt hinter dem Frühlingsmarkt der abgesagte Adventsmarkt, der im Dezember hätte stattfinden sollen. Wie so viele Veranstaltungen entfiel auch dieser wegen der Corona-Pandemie. Aber schließlich sind der Veranstalter, der Kultur-Transit-96 e.V., und Kulturschaffende recht kreativ. So wurde kurzerhand der Frühlingsmarkt ausgerufen.
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Gescheitert war damals die Veranstaltung daran, dass man am Eingang die Besucher kontrollieren und gleichzeitig Corona-Tests hätte durchführen müssen. „Das war nicht zu schaffen. Dazu wäre es eine Riesenverantwortung gegenüber unseren Besuchern gewesen, die wir nicht tragen wollten. Schließlich kommen die Menschen hierher, um etwas Positives zu erleben und nicht schlimmstenfalls mit einer so schweren Krankheit angesteckt zu werden“, erklärt Peter Schuldt, Vorstandsmitglied des Vereins.
Handwerkliches und auch Kulinarisches im Angebot
Umso mehr Mühe hat sich der Verein mit der Organisation des Frühlingsmarktes gegeben. Zu sehen gibt es allein 20 Stände von Handwerkern aus verschiedenen Bereichen. Dabei geht es nicht nur um Schmuck und Keramik, sondern auch um die Bereiche Textilien und Holzkunsthandwerk. Die Waren sind alle von den Handwerkern selber hergestellt worden und somit Unikate.
Unter anderem wird Klaus Stecker erwartet, der wieder seine kunstvollen Holzschalen anbietet. Einst hatte dieser sich in der mittelalterlichen Musikszene mit seinen Dudelsäcken einen Namen gemacht. So spielt unter anderem bei In Extremo auf seinen Musikinstrumenten. „Es ist ein sehr schönes Gefühl, jetzt wieder einen Markt zu veranstalten. Die Reaktionen der Besucher und der Händler zeigen uns, dass sich alle auf das Wochenende freuen“, berichtet Peter Schuldt.
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Auf dem Frühlingsmarkt werden nicht nur die Handwerker ihre Waren anbieten, sondern es gibt auch ein weitreichendes kulinarisches Angebot. Und das im doppelten Sinne. Neben den Ständen mit Speisen und Getränken veranstaltet der Kultur-Transit-96 e.V. noch die jährliche Saatgutbörse. Diese steht mit dem Frühlingsmarkt unter dem Motto „Frieden pflanzen fürs Weltklima“. Die Saatgutbörse mit regionalen Gärtnern lädt zum Austausch von selbst gezogenem Saatgut und Pflanzen ein. Hier kann gekauft, aber auch getauscht werden. „Unser Verein setzt sich für die Artenvielfalt ein. Das betrifft sowohl die Pflanzen als auch die Tiere. Nur eine pestizidfreie, blütenreiche Landschaft bietet Insekten genug Nahrung, die dann zugleich die Lebensgrundlagen der Vögel bilden“, sagt Undine Spillner, Pressesprecherin von Kultur-Transit-96.
Drei Videoportraits werden in Ausstellung vorgeführt
Am Sonntag steht ab 14 Uhr die Kultur mit im Mittelpunkt. Der Galeristin Charlotte Blickensdorff ist es gelungen, gleich zwei Künstler auf die Burg Klempenow zu holen. Während die Schauspielerin Esther Zimmering live vor Ort sein wird, gibt es den Künstler Matten Vogel zur Eröffnung leider nur auf einem Bildschirm zu sehen. Mit Zimmering kommt eine Schauspielerin, die nicht nur in vielen bekannten Filmen mitgespielt hat, sondern 2018 mit „Swimmingpool am Golan“ ihr Debüt als Filmemacherin gegeben hat. „Jüdische Perspektiven – Drei Videoportraits“ ist ihr Beitrag zur Ausstellung „Suchen Sichern Sichten“, der im Burgsaal zu sehen sein wird.
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Ein Video dreht sich um den jüdischen Musiker Ben Salomo, der im April 2018 aus der Hip-Hop-Szene ausgestiegen war. Dieser Rückzug geschah, weil in der Rap-Szene immer deutlicher antisemitische Verhaltensweisen deutlich wurden. Der nächste Clip handelt von dem Rabbiner Dr. Walther Rothschild, der in vielen jüdischen Organisationen aktiv ist. Der dritte Film ist ihr persönlichster Film, weil da das Leben ihrer eigenen Familie behandelt wird. Während nach dem Zweiten Weltkrieg ein Teil ihrer Familie nach Palästina auswanderte, ging der andere in die DDR. „In der heutigen Zeit ist das Thema Portrait besonders interessant. Die Burg Klempenow ist – mit ihrer jahrhundertealten Geschichte geradezu der ideale Ort für solche Ausstellungen, da dieser die Frage unterstreicht, wo kommen wir her. Portrait heißt auch, man begibt sich auf die Suche nach den eigenen Wurzeln“, schildert Charlotte Blickensdorff.
Besucher schufen Grundlage für Kunstwerk
Matten Vogel wird kurz zu den Besuchern sprechen. Sein Werk „Üm – Übermalen“ wird im Kabinett der Galerie gezeigt. Die Grundlage dieses Werkes schufen die Besucher im vergangenen Herbst selber. Der Künstler hatte im Burgsaal eine große Leinwand aufgehängt, wo jeder seine Ideen draufmalen konnte. Diese Bilder wurden von Künstler immer wieder auf bestimmte Weise übermalt. Jeden dieser einzelnen Schritte hielt Vogel in Bild und Film fest. Nachdem das Kunstwerk fertig wurde, sollte es wieder schrittweise zurück zum Ursprung gehen, in dem Vogel die einzelnen Schichten mit einem Spachtel vorsichtig abkratzte.
Doch der Krieg veränderte die Sicht. Heraus kam „Make Love not War“. Diese Ausstellung ist bis zum 21. Mai zu sehen. „Auch dieses Kunstwerk hat was mit der Suche nach den Wurzeln zu tun, dem Ursprung und deren Geschichte. So kann die Arbeit von Matten Vogel ebenfalls als ein Portrait gesehen werden, obwohl es sich um keine Abbildung eines Menschen handelt“, sagt Charlotte Blickensdorff.