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Daten-Angriff

Evangelische Schule von Hackern erpresst

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Nicht Covid-19, sondern ein Computer-Virus macht der Evangelischen Schule St. Marien derzeit zu schaffen Zumindest der Schulalltag soll aber verschont bleiben.
Veröffentlicht:14.01.2022, 20:27

Von:
  • Tim Prahle
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Die Evangelische Schule St. Marien in Neubrandenburg ist Opfer einer erpresserischen Virusattacke geworden. Wohl schon in der Nacht zum Montag hatten Kriminelle den Schulserver angegriffen, wie Schulleiter Karsten Quaschning auf Nordkurier-Anfrage bestätigte. „Sämtliche Daten wurden verschlüsselt, und wir bekamen eine Mitteilung, dass wir uns für die Entschlüsselung an eine bestimmte E-Mail-Adresse wenden sollten“, schildert Quaschning den Vorfall.

Unter den nun nicht mehr zugänglichen Informationen befänden sich auch sensible Daten. „Daher haben wir auch die Eltern umgehend informiert“, sagt Karsten Quaschning. Darüber hinaus wurden die Kirche als Träger, der Datenschutzbeauftragte des Landes und die Datenschutzbehörde verständigt. Zudem bestätigte die Polizei, dass am Donnerstag eine Anzeige zu dem Vorfall eingegangen ist. Die Ermittler arbeiten schon auf Hochtouren.

Wie viel die Erpresser von der Schule für die Freigabe der Daten verlangt hätten, bleibt unklar. Die Schule, eine Bildungseinrichtung für insgesamt 530 Kinder und Jugendliche an zwei Standorten der Stadt, ist allerdings gar nicht erst auf die Forderungen eingegangen.

Polizei rät zu doppelter Absicherung

Im Schulalltag soll jedoch nichts von dem Angriff zu spüren gewesen sein. „Es handelt sich vor allem um lehrerspezifische Daten“, sagt Schulleiter Quaschning und meint etwa Kurseinteilungen und Unterrichtspläne. „Aber keine Noten oder Zeugnisse“, betont er. Das Programm „Office 365“, das die Schule für Distanzunterricht als Kommunikationsplattform nutzt, sei nicht betroffen. Doch zumindest einen Teil der von außen angegriffenen Daten habe die Schule doppelt gesichert und sie wieder herstellen können.

Zu genau dieser doppelte Absicherung raten auch die Spezialisten bei der Polizei. Die Kriminalinspektion Neubrandenburg hält für diese Art der Cyberkriminalität ein eigenes Fachkommissariat vor. Nach dortiger Einschätzung sind derartige Angriffe zumindest in der Neubrandenburger Region noch eher die Ausnahme. „Wir wissen von einzelnen Fällen, bei denen Institutionen oder Firmen angegriffen worden sind, diese jedoch keine Anzeigen erstattet haben“, teilt das Präsidium auf Anfrage mit. Vermutlich, weil bereits Lösungen mit den eigenen IT-Fachleuten gesucht und gefunden worden seien.

Doch trotz digitaler Absicherung scheint niemand ganz vor Übergriffen durch Hacker sicher. Erst vergangenes Jahr hatten groß angelegte Angriffe unter anderem auf die Kreisverwaltungen Ludwigslust-Parchim und Nordwestmecklenburg für Aufmerksamkeit gesorgt und für das Thema Datensicherheit sensibilisiert.

Wohl keine Daten gestohlen

Wie der Angriff auf die Server der Schule in Neubrandenburg gelingen konnte, ist unklar. „Üblicherweise muss eine reale Person am betreffenden Computer etwas geklickt haben, um den Virus auch aktiv herunterzuladen und auf dem Computer quasi dadurch zu ‚installieren‘, erläutert die Polizei. Doch wer soll das an einem Sonntag in der Schule gemacht haben? „Der Datenschutzbeauftragte des Landes hat uns bereits bestätigt, dass wir alle nötigen Maßnahmen ergriffen haben“, sagt Schulleiter Karsten Quaschning.

Er gehe nicht davon aus, dass die Hacker auch Daten gestohlen haben, führt Quasching aus. Ausschließen könne er das allerdings nicht. Die Polizei warnt vor der hohen Professionalität der Kriminellen. Die Zeiten, in denen die Zweifelhaftigkeit von Virus-Post durch Rechtschreibfehler einfach zu erkennen ist, sei lange vorbei. Eine grundsätzliche Wachsamkeit gerade bei eingehenden E-Mails seien daher weiter das höchste Gebot.