Verhandlung mit Eigentümer

Falsches Spiel bei Bahnhofsverkauf? Altentreptower sind sauer

Altentreptow / Lesedauer: 3 min

Der Frust sitzt tief: Obwohl die Stadt deutlich gemacht hat, den Bahnhof kaufen zu wollen, bietet der Eigentümer den Gebäudekomplex im Internet an — für den doppelten Preis. 
Veröffentlicht:22.04.2023, 12:23

Von:
  • Tobias Holtz
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Ist der anfängliche Hoffnungsschimmer für Altentreptows Sorgenkind schon wieder verflogen? Die Menschen in der Tollensestadt sind jedenfalls mächtig wütend wegen des aus ihrer Sicht falschen Spiels, das der Eigentümer von Bahnhofsgebäuden nun schon seit Monaten mit der Stadt treibt. Erst sah es ganz danach aus, als er ob sich mit den von der Verwaltung angebotenen 15.000 Euro zufrieden geben würde. Doch der Mann aus dem Allgäu scheint darauf bedacht zu sein, möglichst viel Geld für die stark sanierungsbedürftige Immobilie herauszuschlagen.

Angebot des Eigentümers im Internet

Anders lässt sich es wohl kaum erklären, warum er mittlerweile nicht mehr nur den von ihm als „Wirtschaftsgebäude“ deklarierten Nebengelass auf ebay Kleinanzeigen für 4000 Euro anpreist, sondern ausgerechnet am 1. April auch noch das Empfangsgebäude eingestellt hat — ohne die Stadt als potenziellen Kaufinteressenten darüber in Kenntnis zu setzen (der Nordkurier berichtete). 25 000 Euro ruft der Bayer als Mindestgebot allein für den Hauptkomplex auf, und das, obwohl er 2017 bei einer Auktion nur 6500 Euro hingeblättert hat. 

Immerhin wurde das Angebot bis Freitagabend über 2800–mal aufgerufen. Somit ist das Risiko für die Stadt, von anderen Interessenten ausgebootet zu werden, durchaus gegeben. Vermutlich waren es aber auch viele Altentreptower, die sich vergewissern wollten, dass das Angebot kein harmloser Aprilscherz, sondern bittere Realität ist. 

Stadt denkt an die Folgekosten

Bürgermeisterin Claudia Ellgoth (parteilos) stellte auf Nordkurier–Anfrage klar, dass die Stadt diesen Preis garantiert nicht bezahlen wird. So sei dem Besitzer noch einmal verdeutlicht worden, an dem zuletzt gemachten Angebot festhalten zu wollen. Allerdings nur, wenn in der Kaufsumme wie vereinbart auch wirklich das ganze bebaute Flurstück enthalten ist. „Mehr Geld ist von unserer Seite nicht drin, da wir die Folgekosten für die Instandsetzung nicht ausblenden dürfen“, betonte Ellgoth, die mit der aktuellen Situation alles andere als glücklich ist.

Denn wenn es nach der Verwaltung und den Stadtvertretern geht, wäre der Ankauf des Bahnhofs schon längst notariell vorbereitet worden. Doch offensichtlich versucht der Eigentümer noch ein wenig Zeit zu schinden. Die endgültige Entscheidung, ob das Geschäft zustande kommt oder nicht, soll voraussichtlich Anfang Mai fallen. „Wir hoffen, eine positive Rückmeldung zu bekommen, damit das Eingangstor unserer Stadt nicht noch weiter verfällt“, wünscht sich die Rathauschefin.


Kommentar - Zum Altentreptower Bahnhof muss jetzt eine Einigung her

Was wollte der Mann aus Süddeutschland nicht alles in Angriff nehmen, um den Bahnhof wieder mit Leben zu füllen. Doch außer leeren Versprechungen ist in den zurückliegenden sieben Jahren nichts passiert. Das Gebäudeensemble, von dem einige Teile nach wie vor der Deutschen Bahn gehören, verkommt mit jedem Tag mehr und ist alles andere als ein einladendes Aushängeschild.

Aber das kommt wohl dabei heraus, wenn man bei einer Auktion mal eben ungesehen einen Bahnhof in einer weit entfernten Kleinstadt kauft und nun versucht die Immobilie für den höchst möglichen Gewinn wieder abzustoßen. Dabei sollte sich der Eigentümer doch eigentlich glücklich schätzen, in der Stadt eine Interessenten gefunden zu haben, der ihm die baufällige Bruchbude wieder abnimmt.

Es wäre wirklich zu wünschen, wenn am Ende die Vernunft siegt und sich die Stadt doch noch mit dem Eigentümer einig werden kann. Sonst steht der Bahnhof garantiert weiter für viele Jahre auf dem Abstellgleis.