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Teuerung

Fleischerei Torney setzt in der Energiekrise auf Sparkurs

Altentreptow / Lesedauer: 4 min

An der Qualität wird nicht gespart, sagt Geschäftsführer Frank Wegner. Deshalb prüft die Torney Landfleischerei Pripsleben GmbH alle Prozesse – und war erfolgreich.
Veröffentlicht:15.10.2022, 06:36

Von:
  • Anke Krey
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Die Energie-Krise hat auf den Mittelstand schon heute erhebliche Auswirkungen. So müssen die Unternehmen für Strom, Gas und Kraftstoffe, aber auch für Rohstoffe und Dienstleitungen deutlich mehr bezahlen als noch vor Jahresfrist. Und die Kunden halten das Geld zusammen. „Wir spüren es täglich: Die Leute kaufen preisbewusster ein“, sagt Frank Wegner, Geschäftsführer der Torney Landfleischerei Pripsleben GmbH. „Das war in der Zeit der Pandemie anders, da waren höherpreisige Waren gefragt. Die Kunden wollten sich was gönnen. Derzeit aber herrscht große Zurückhaltung.“

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Kostensteigerungen bereits zu Jahresbeginn

Das Unternehmen mit 22 Verkaufsfilialen zwischen Rostock und Pasewalk produziert an seinem Hauptsitz in Altentreptow rund 30 Tonnen Fleisch und Wurstwaren pro Woche, und etwa 50 000 Becher Feinkostsalate. „Energie ist nicht erst seit Kriegsbeginn teurer“, merkt Wegner an. „Die Preise sind schon zum Jahresbeginn gestiegen. So haben sich für uns die Kosten für Gas vervierfacht, der Preis für Strom hat sich gut verdoppelt.“

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Alles ist teurer geworden

Von den aktuellen Preissteigerungen ist die Landfleischerei noch nicht betroffen, berichtet der Geschäftsführer. „Das liegt daran, dass wir Jahresverträge haben.“ Doch die Preiserhöhungen kommen dann zum Jahresende. So wird sich der Preis für das Gas wahrscheinlich erneut verdoppeln.

Die Preise für Schweinefleisch sind seit Januar um 70 Prozent gestiegen, sagt Wegner. „Der Schlachthof berechnet zusätzlich eine ,Energiepauschale‘ – für uns betragen die Mehrkosten somit insgesamt 85 Prozent.“ Auch Gläser, Därme, Gewürze seien teurer geworden.

Bei Gas ein Drittel eingespart

Wie geht das Unternehmen mit dieser schwierigen Situation um? „Diese Kostensteigerungen können wir im Betrieb nicht abfedern“, stellt Wegner fest. „Deshalb müssen wir Mehrkosten weitergeben – aber wir agieren mit Augenmaß, und wir sparen nicht an der Qualität unserer Produkte. Statt dessen arbeiten wir schon seit einiger Zeit daran, den Energieverbrauch zu senken. Und es ist uns gelungen, beim Gas immerhin ein Drittel einzusparen.“

Im ganzen Haus auf LED umgerüstet

Die Torney Landfleischerei Pripsleben benötigt sehr viel Wärme und auch sehr viel Elektroenergie. Das Unternehmen betreibt deshalb ein eigenes Blockheizkraftwerk auf Basis von Gas, das nicht nur Strom, sondern gleichzeitig auch Wärme und Heißwasser liefert. „Wir haben den Betrieb optimiert und dabei alle Prozesse und Durchläufe angeschaut, wo Spareffekte möglich sind“, erklärt der Geschäftsführer. „Auch die Beleuchtung haben wir im ganzen Haus auf LED umgerüstet.“

Keine Abstriche bei Kühlung und Hygiene

Allerdings sind viele Abläufe vorgegeben: „So können wir die Kühlung nicht reduzieren, und Wurst müssen wir ebenfalls exakt nach Vorgabe brühen“, unterstreicht Wegner. „Für die Hygiene gibt es strenge Vorschriften. Das wird alles elektronisch aufgezeichnet und vom Amt überwacht – und das ist auch ganz richtig so. Denn die Qualität muss stimmen.“

Weil das Unternehmen die Kosten senken muss, werden nun geplante Investitionen überprüft und teilweise verschoben, berichtet Wegner: „Maschinen lassen wir reparieren, um sie länger zu nutzen. Noch vor zwei Jahren hätten wir vielleicht anders entschieden. Aber jetzt haben Investitionen Vorrang, die die Einsparungen ermöglichen und sich sehr schnell rechnen.“

Verträge müssen erfüllt werden

Über manche Vorstellungen von Politikern kann der Firmenchef nur den Kopf schütteln: „Ich kann nicht einfach zuschließen und eine Winterpause einlegen. Wir haben Verantwortung für die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln, und wir haben Verträge, die wir erfüllen müssen.“

Warum erst ab März?

Frank Wegner meint, die Politik solle endlich einen Draht aufbauen zu den Unternehmen, insbesondere zum Mittelstand. Und noch etwas ärgert ihn: „Politische Entscheidungsprozesse dauern einfach zu lange. Die Zeit haben wir nicht mehr. Warum kommt der Kostendeckel für Energie erst ab März? Was ist mit Januar und Februar? In den kalten Wintermonaten sollen wir voll bezahlen?“