Polizeieinsatz
Flüchtlingsbusse könnten Friedland mit Friedland verwechselt haben
Friedland / Lesedauer: 3 min

Andreas Becker
Vor Ort selbst war alles perfekt vorbereitet. Die Verantwortlichen in Friedland (Mecklenburgische Seenplatte) hatten alles organisiert, damit die für Donnerstagabend angekündigte Ankunft von ukrainischen Flüchtlingen reibungslos ablaufen kann. Doch dann wurden die fleißigen Helfer überrollt – im wahrsten Sinne des Wortes. „Statt der ursprünglich vorgesehenen 300 Flüchtlingen in drei Bussen kamen über 500 Flüchtlinge in sieben Busse”, berichtete Innenminister Christian Pegel am Freitagmorgen im Anschluss an eine Sitzung des landesweiten Flüchtlings-Krisenstabes.
Der Landkreis als zuständige Behörde hatte am Donnerstagabend Polizeihilfe angefordert – Landes- und Bundespolizei kamen zum Einsatz. Es folgten gegenseitige Beschimpfungen zwischen Kräften vor Ort und den Busfahrern – mittendrin im entstandenen Chaos die verängstigten Flüchtlinge. Am Ende war eine Menge Improvisationskunst nötig, um die aufgeheizte Situation in der Kleinstadt mit rund 6000 Einwohner konstruktiv zu lösen.
Zu den Hintergründen:Eskalation bei Flüchtlingsaufnahme in Friedland
Nach hitzigen Diskussionen wurden laut einer Polizeisprecherin etwa 360 Businsassen, vor allem Frauen und Kinder, in Friedland untergebracht. Knapp 30 Flüchtlinge wurden in eine Unterkunft nach Loitz (Vorpommern-Greifswald) gefahren, weitere 38 Menschen kamen in eine Unterkunft nach Waren an der Müritz. Und noch ein weiteres Problem tauchte auf: Bei Überprüfungen der Personalien war auch festgestellt worden, dass nicht alle Businsassen aus der Ukraine kamen.
Das Video zeigt Eindrücke aus Friedland von Donnerstagabend:
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Pegel: Koordination liegt beim Bund
Die Situation in Friedland nahm Pegel zum Anlass, mögliche Fehlerursachen im Gespräch mit dem Bund schnell abzustellen. Denn, das stellte der Innenminister aus Mecklenburg-Vorpommern unmissverständlich klar, die Koordination des Flüchtlingsstromes aus der Ukraine liegt beim Bund. Konkret: beim Bundesamt für Güterverkehr (BAG). Dort würden zwar keine Flüchtlingsexperten sitzen, dort sei aber logistische Kompetenz vorhanden, sagte Pegel. Die BAG fungiere quasi als Drehscheibe und beauftrage über die Deutsche Bahn die entsprechende Busse und Züge, um die Flüchtlinge möglichst zielgerichtet zu verteilen.
Allerdings sei die Kommunikation zwischen den Bundesstellen und dem Landkreis Mecklenburgische Seenplatte am Donnerstagabend nicht optimal gewesen. „Wir erwarten schon verlässliche Daten wer und wann wo ankommt”, betonte der MV-Innenminister. Da müsse jetzt dringend bei der Informationsweitergabe nach geschärft werden.
Zweites Friedland in Niedersachsen
In dem Zusammenhang wollte Pegel nicht ausschließen, dass bei der Koordination der Busse das Friedland an der Seenplatte mit dem Friedland in Südniedersachsen verwechselt worden sei. Im fast doppelten so großen Friedland in Niedersachsen gibt es seit Jahrzehnten eine große Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge. „Wir müssen jetzt schnell schauen, dass in der Flüchtlingslogistik die beiden Städte trotz des gleichlautenden Namens eine unterschiedliche Kennung erhalten”, sagte Pegel.

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