Unterschriften

Frühchen-Petition sendet starkes Zeichen an den Bundestag

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Die Freude über die angenommene Petition ist groß bei den Unterstützern der Neubrandenburger Frühchen-Station. Auch wenn es für ihr Ziel noch ein weiter Weg ist.
Veröffentlicht:30.12.2022, 06:00
Aktualisiert:30.12.2022, 06:54

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Um Weihnachten herum hatte es sich schon abgezeichnet, doch als jetzt die offizielle Zahl an Petitions-Unterstützern bekannt wurde, war die Freude groß bei den Mitarbeitern des Dietrich-Bonhoeffer-Klinikums. Mehr als 100  000 Menschen unterzeichneten innerhalb eines Monats online und auf Unterschriftenlisten die unscheinbare „Petition 139965“. 50 000 hätten gereicht, damit der Petitionsausschuss des Bundestags sich mit ihr beschäftigen muss, nun sind es doppelt so viele.

Anteilnahme aus ganz Deutschland

„Dass es so viele werden, damit hätten wir nie gerechnet“, freuen sich Mitarbeiter der Frühchenstation. Besonders die Anteilnahme aus ganz Deutschland und nicht nur aus der Region überraschten Renate Krajewski, Vorsitzende der Mitarbeitervertretung des Klinikums sowie Petitionseinreicherin und Krankenhaus-Geschäftsführerin Gudrun Kappich. Dass dies jedoch nur ein Zwischenziel auf dem Weg zum Erhalt der Frühchenstation am Neubrandenburger Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum inklusive des Perinatalzentrums Level 1 ist, wissen alle.

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„Die Chance, dass die Mindestmengen für medizinische Leistungen abgeschafft werden, ist zwar nicht groß. Die Politik ist aber zumindest gezwungen, sich erneut mit dem Thema zu beschäftigen“, sagte eine Sprecherin des Klinikums und verwies auf dessen Sonderstellung im ländlichen Raum. Die Petition fordert, den Erhalt und den Ausbau flächendeckender Frühchen- und Geburtsstationen in das nationale Gesundheitsziel „Gesundheit rund um die Geburt“ mit aufzunehmen. Damit wehrt sich das Klinikum gegen die Pläne, dass Kliniken nur nach Fallzahlen beurteilt werden. Nach diesem Kriterium müsste das Perinatalzentrum Level 1 in Neubrandenburg schließen und dürfte nur noch Notfälle, aber keine planbaren Extrem-Frühchen mehr behandeln.

Lokale Politik spricht von „Etappensieg”

Freude gibt es auch in der Politik. Neubrandenburgs Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos), dessen Abwesenheit bei einigen Protestveranstaltungen von manchen Frühchen-Demonstranten moniert wird, ordnete die angenommene Petition als „wichtigen Etappensieg“ ein. „Nun sind alle Akteure gefragt, weiterhin für die vollumfängliche medizinische Versorgung in unserer Stadt und unserer Region zu kämpfen. Ich werde mich daran selbstverständlich mit eigenen Ideen beteiligen“, sagte Witt. Auch Fraktionen der Neubrandenburger Stadtvertretung beglückwünschten die Unterstützer für die erfolgreiche Petition.

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Zu den wichtigsten politischen Unterstützern des Krankenhauses gehören auch SPD-Bundestagsmitglied Erik von Malottki und der MV-Landtagsabgeordnete der Linken, Torsten Koplin. Beide fordern von der AOK Nordost, die für das Behandlungsverbot am Klinikum zuständig ist, ihr Veto aufzuheben und nach gemeinsamen Lösungen zu suchen, damit die Level-1-Versorgung auch im neuen Jahr fortgesetzt werden kann. „Es darf nicht sein, dass Krankenkassen der Entscheidung des Petitionsausschusses vorgreifen, Fakten schaffen und damit funktionierende Strukturen zerstören“, warnte Erik von Malottki.

Mühlen der Politik mahlen allerdings langsam

Bis sich der Petitionsausschuss allerdings mit dem Anliegen befasst, kann es noch dauern. Ein Sprecher sagte auf Nordkurier-Anfrage, dass die durchschnittliche Bearbeitungszeit zwischen8 und 15 Monaten liege.

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