▶ Für neue Wohnungen in der City stehen Bewerber Schlange
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

26 neue Mietswohnungen entstehen direkt im Herzen von Neubrandenburg. Der Rohbau des Quartier 18 am Neuen Tor ist fertig. Am Freitag feierte die Neubrandenburger Wohnungsbaugenossenschaft (Neuwoba) Richtfest. Zum Jahresende, spätestens am 31. Dezember, sollen die Mieter einziehen können.
Mehr als sieben Bewerber pro Wohnung
Wie die Wohnungen aussehen werden, ist gerade erst zu ahnen — und schon liegen bei der Neuwoba rund 200 ernsthafte Anfragen auf dem Tisch. Die Bewerber seien „jeder Couleur und jeden Alters“, sagt Vorstands–Sprecher René Gansewig. Bei derzeit mehr als sieben Bewerbern pro Wohnung, Tendenz steigend, hat der Vermieter die Qual der Wahl.
Die Entscheidungen, wer den Zuschlag erhält, sind nicht leicht und würden gemeinsam getroffen, erklärt René Gansewig. Unter anderem würden Alter, Familienstand, Bedürftigkeit, Genossenschaftszugehörigkeit und der Zeitpunkt der Anfrage berücksichtigt. Eine pauschale Aussage, welche Kriterien erfüllt werden müssen, könne er nicht treffen. Das Mietverhältnis müsse für alle Seiten passen.
Jede Wohnung mit Balkon oder Terrasse
47 bis 100 Quadratmeter große Wohnungen mit zwei bis vier Räumen stehen bald zur Verfügung. Jede hat einen Balkon oder eine Terrasse. Direkt unterm Haus wird es Tiefgaragenstellplätze geben. Jede Wohnung wird über Treppe oder Fahrstuhl erreichbar und barrierefrei sein. Wer einziehen möchte, muss durchschnittlich 10,24 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter zahlen — deutlich mehr als die derzeitige Durchschnitts–Kaltmiete in der Mecklenburgischen Seenplatte. „Die gestiegenen Baukosten spiegeln sich in den Mieten wider“, sagte René Gansewig. Mit zwei Solaranlagen wolle man daher den „extrem gestiegenen Betriebskosten“ entgegenwirken.

6,2 Millionen Euro investiert die Neuwoba nach eigenen Angaben in das Objekt in der Neutorstraße. Seit Februar 2018 beschäftige man sich mit der Idee, die damals als Parkplatz genutzte Brachfläche zu bebauen. „Das Grundstück war damals einer Innenstadt nicht würdig. Jetzt, durch das Gebäude, wirkt das benachbarte Tor gleich ein Stück größer“, sagt Bürgermeister Silvio Witt (parteilos).
Begrenzte Auswahl an Dachziegeln
Die Begleitumstände des Vorhabens seien allerdings „mehr als widrig“, so René Gansewig. 30 Jahre nach der politischen Wende habe er zum Beispiel eine reichhaltige Auswahl bei Farbe, Form und Material der Dachziegel erwartet. „Ich dachte, wir haben Globalisierung, keine Hindernisse, keine Grenzen. Unsere Dachpfannen sollten die Krönung des ganzen Objekts sein.“ Am Ende habe man gerade einmal unter zwei Varianten wählen können, beide seien rot gewesen, und man habe noch froh sein müssen, dass die Ziegel aus Ton, nicht aus Beton sind.

Neben Preissprüngen und Lieferschwierigkeiten sei unmittelbar an der Stadtmauer der Denkmalschutz eine Herausforderung gewesen. „Das ist im Stadtzentrum immer die schwierigste Hürde. Durch den Brand im Zweiten Weltkrieg haben wir wenig historische Bausubstanz. Darum wollen wir so viel wie möglich erhalten, ergänzen und in Szene setzen“, erklärt Silvio Witt. Er freue sich, dass bald Menschen in das neue Haus in der Innenstadt einziehen, die „hier essen, leben, Freunde zu Besuch haben, Multiplikatoren sind“.
Hoffen auf Normalisierung bei Baupreisen
René Gansewig hofft, dass bald wieder Normalität ins Bauwesen einkehrt. „Hätten wir nicht so eng kalkuliert, und würden wir heute bauen, hätten wir Kaltmieten zwischen 13 und 15 Euro“, so der Neuwoba–Sprecher. „Ich hoffe, dass sich alles einpegelt, Bauen bald wieder bezahlbar wird.“