Energiekrise

Gaspreis-Explosion trifft erste Neubrandenburger

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Die Stadtwerke haben ersten Kunden neue Angebote fürs Gas zugeschickt. Mindestens 70 Prozent mehr müssten ab dem kommenden Jahr bezahlt werden. Doch das ist nur der Anfang.
Veröffentlicht:29.09.2022, 19:10
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Die Energiekrise ist jetzt auch postalisch in den ersten Neubrandenburger Haushalten angekommen. Diese Woche schickten die Stadtwerke rund 4800 Kunden neue Tarif-Angebote. Mit einer durchschnittlichen Kostensteigerung von rund 70 beziehungsweise, 86 Prozent für einen Verbrauch von 20 000 Kilowattstunden im Jahr, wie das Unternehmen auf Nordkurier-Anfrage mitteilte. So viel benötigt in etwa ein Einfamilienhaus.

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Konkret handele es sich dabei um Kunden des Tarifs „neu.sw Gas-Fix“. Ein Gasversorgungstarif mit Preisgarantie für ein oder zwei Jahre. Fristgerecht würden zum Ablauf die neuen Angebote zugesendet, ob sie angenommen werden, entscheiden die Kunden selbst.

Stadtwerke geben lieber keine Preisgarantie mehr

In absoluten Zahlen bedeuten die prozentualen Steigerungen für ein Einfamilienhaus grob gerechnet 900 bis 1000 Euro mehr für das Jahr 2023. Zwei Jahre Preisgarantie wollen die Stadtwerke „angesichts der Unsicherheit an den Gasmärkten“ aktuell gar nicht erst geben. Die am Donnerstag gekippte Gasumlage war in diesen Angeboten noch nicht integriert. Auch mögliche Entlastungen wie eine Steuersenkung würden erst berücksichtigt, wenn die „Regelungen dazu rechtlich fixiert sind“, teilte der Energieversorger weiter mit, der mit den neuen Preisen darüber hinaus recht zufrieden wirkt: „Vergleichsrechner zeigen, dass diese neuen Preise im Vergleich zu vielen anderen Anbietern weiterhin sehr günstig sind.“

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Doch die jetzigen Angebote sind erst der Anfang. Gas-Kunden ohne Preisbindung kriegen die neuen Preise wohl Mitte November, heißt es vom städtischen Unternehmen. 2200 Kunden seien davon betroffen, noch ist unklar, wie diese ausfallen werden.

Auch Fernwärme wird erheblich teurer

Etwas früher sollen voraussichtlich die neuen Fernwärmepreise feststehen. Und diesbezüglich versorgen die Stadtwerke nach eigenen Angaben sogar rund 27 500 Haushalte, zu den Kunden gehören auch Wohnungsgesellschaften. Der Aufsichtsrat müsse den Fernwärmetarifen erst noch zustimmen, teilte das Unternehmen mit. Schon jetzt werden auf der eigenen Internetseite aber Schätzungen und Beispielrechnungen für 2023 gezeigt. Demnach werden sich die Arbeitspreise pro Kilowattstunde etwa auf das Zweieinhalbfache erhöhen.

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Für das Beispiel-Einfamilienhaus mit 20 000 Kilowattstunden Jahresverbrauch rechnen die Stadtwerke selbst vor, dass sich die Jahreskosten für Fernwärme von 2100 Euro auf 5200 Euro erhöhen könnten.

Höhere Nebenkostenabschläge ab Januar 2023

Für Mieter bei Neubrandenburgs größten Vermietern, der Neubrandenburger Wohnungsbaugesellschaft (Neuwoges) und der Neubrandenburger Wohnungsbaugenossenschaft (Neuwoba), sollen die Betriebskostenvorauszahlungen erst zum 1.  Januar 2023 angepasst werden. „Sobald die Neubrandenburger Stadtwerke ihre Kalkulationen vollständig abgeschlossen haben, wird die Neuwoges entsprechende Versorgungsverträge schließen“, heißt es von der Neuwoges auf Anfrage. Anschließend werde man die Mieter sofort informieren. Bei der Wohnungsgesellschaft geht man davon aus, dass das Ende Oktober der Fall sein wird.

Selbiges gilt auch für die Neuwoba, die ebenfalls noch auf die endgültigen Preise der Stadtwerke wartet. Neuwoba-Chef René Gansewig ist dabei wichtig „dass niemand im Regen stehen gelassen wird“. Deshalb sei man im stetigen Austausch auch mit dem Jobcenter. Wegen der Wohngeldreform zum 1.  Januar ändert, gibt es da auch noch erhöhten Redebedarf bezüglich der Energiepreise, erläutert Gansewig.