Gelungene Festivalpremiere am Tollensesee
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Auch ohne den Rammstein-Engel und trotz strenger Hygieneregeln konnten die Macher für eine neue Festival-Tradition in Neubrandenburg einen soliden Grundstein legen. Am Sonnabendmorgen hatte Sängerin Bobo von der Band „Bobo in White Wooden Houses“, die einst der international bekannten Band „Rammstein“ ihre Stimme für den Hit „Engel“ lieh, den Auftritt beim neuen Neubrandenburger Festival der Künste „Studio am See“ kurzfristig abgesagt.
Festival-Tradition soll wieder aufleben
„Sie liegt mit hohem Fieber im Bett“, berichtete Mitorganisator Georg Saßnowski auf der Bühne in der Halle 8 auf dem RWN-Gelände über den morgendlichen Schreck, bei dem er sich „fast an seinem Müsli verschluckte“. Fieberhaft war dann auch die Suche nach einem passenden und vor allem verfügbaren Ersatz. Nach „gefühlt einer Million Anrufen“ erklärte sich laut Saßnowski die Leipziger Sängerin June Cocó spontan bereit, als erste von drei Bands am Sonnabend in Neubrandenburg aufzutreten. Immerhin wartete dort ihr Mikrofon, das sie beim Konzert auf dem 21. „Immergut“-Festival in Neustrelitz vergessen hatten, wie sie den Zuschauern verriet. Eine Festival-Tradition wie in der Residenzstadt will auch der Verein „Studio“ in der Vier-Tore-Stadt wieder aufleben lassen, nachdem sich ein erster Anlauf 2005/06 mit Freiluftkonzerten im Kulturpark auch aufgrund mangelnder Unterstützung der Stadt im Sande verlief. Der Verein wurde jedoch nicht aufgelöst in der stillen Hoffnung, in Neubrandenburg mal wieder laute Rock- und Pop-Musik auf die Bühne bringen zu können, die nicht ganz dem Massengeschmack entspricht, wie der Vereinsvorsitzende und Profi-Musiker Bert Wenndorff stets betonte.
Rathaus spendierte 14.000 Euro
Die Voraussicht und das Warten haben sich gelohnt. Diesmal kam die Stadt auf den Verein zu, ob die Mitglieder ein Festival ausrichten könnten, wie Kulturdezernent Birger Maßmann schilderte. Die Bereicherung des Programms in der Kultur- und Eventstadt ließ sich das Rathaus mit 14.000 Euro auch was kosten, damit die Premiere der Veranstaltung mit Unterstützung weiterer Sponsoren auf die Beine gestellt werden konnte.
Diese sollte sich nicht nur auf Musik beschränken, sondern als „Festival der Künste“ alle Sinne und viele Zielgruppen ansprechen. Entsprechend waren Installationen in der liebevoll zum Konzertraum umfunktionierten Bootshalle zu sehen und Maler Tom Wollenberg demonstrierte live sein künstlerisches Können neben der Bühne. Auf der brachten neben June Cocó die Gruppen „Niels Frevert & Band“ und „Razz“ das nach langer Live-Abstinenz dankbare Publikum zum Mittanzen und -singen wie schon am Nachmittag die Combo „Eule & Lerche“ beim Kinderkonzert. Dieses fing etwas verspätet an, weil viele Besucher den obligatorischen Corona-Test erst im mobilen Testzentrum machten.
Witt kündigt weitere Unterstützung an
Oberbürgermeister Silvio Witt, der am Morgen den Startschuss für das Frauenrennen der Mecklenburgischen Seenrunde (MSR) gegeben hatte, dankte zu später Stunde auf der Bühne dem Studio e.V. für dessen „tolles Engagement“ und kündigte für 2022 eine weitere Unterstützung der Stadt an. „Das wollen wir auf jeden Fall wieder machen.“
Auch bei den Künstlern, die sich allesamt froh zeigten, mal wieder vor Publikum spielen zu dürfen, hinterließ das Kulturevent am Tollensesee Eindruck. Der Hamburger Sänger und Songwriter Niels Frevert schwärmte, „ich habe schon lange nicht mehr ein Festival gesehen, das mit so viel Liebe gemacht ist.“
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