Joel (6) erstochen

▶ Getöteter Junge bei Neubrandenburg – ein Dorf in Schockstarre

Pragsdorf / Lesedauer: 3 min

An diesem Freitagmorgen hat sich in Pragsdorf alles verändert. Der sechsjährige Joel wurde am Abend zuvor das Opfer eines Gewaltverbrechens. Die Einwohner sind fassungslos.
Veröffentlicht:15.09.2023, 12:06

Von:
  • Thomas Beigang
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Vor dem Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr in Pragsdorf, einem kleinen Dorf zehn Kilometer östlich von Neubrandenburg entfernt, stehen Männer und rauchen. Einige ihrer Kameraden sitzen im Vereinsraum und trinken schweigend Kaffee. Nach dem Einsatz am Donnerstagabend, bei dem ein verschwundener sechsjähriger Junge gesucht und tot aufgefunden worden war, haben sich die Männer am Freitag von der Arbeit abgemeldet.

Vielleicht ist ja noch etwas zu tun, sagt einer. Und außerdem, der Schock sitze noch immer tief. Schließlich seien es zwei Feuerwehrleute gewesen, die den übel zugerichteten kleinen Joel im Gebüsch unweit des Haussees am Donnerstag gegen 21 Uhr gefunden haben. Das steckt keiner so schnell weg.

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Tatwaffe noch nicht gefunden

Nicht nur die Kameraden aus Pragsdorf und dem benachbarten Dewitz haben nach dem kleinen Joel gesucht, auch viele Einwohner haben sich an der Suche beteiligt. Halb sieben sollte der Sechsjährige, der sich bei seinen Eltern zum Spielen abgemeldet hatte, wieder Zuhause sein. Als er nicht kam, suchten die beunruhigten Eltern vergebens nach dem Kind, verzweifelt alarmierten sie dann kurz vor 20 Uhr die Polizei. Ein Polizeihubschrauber soll schließlich eine Stunde später mithilfe einer Wärmebildkamera den Jungen entdeckt und die Koordinaten nach unten weitergegeben haben.

Das Gelände rund um die Badestelle ist auch am Freitagvormittag noch mit rot-weißem Band abgesperrt, noch immer sollen dort Spezialisten nach Spuren suchen. Für alle Fälle, so erfuhr der Nordkurier, haben sich Polizeitaucher und Hundeführer in Bereitschaft gehalten. Die Tatwaffe blieb aber noch verschwunden. Die Ermittler der Mordkommission in Neubrandenburg haben bereits am Donnerstagabend Befragungen gestartet, die hielten am Freitag weiter an. Auch eine erste Hausdurchsuchung gab es noch am Donnerstagabend – ohne Ergebnis. Die Polizei sucht aber weiter nach möglichen Zeugen. Jeder, so eine Sprecherin, der am Nachmittag oder Abend etwas Auffälliges gesehen oder gehört hat, möge sich bitte umgehend bei der Polizei melden.

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Gemeinde beteiligt sich an Spendenaktion

Pragsdorfs Bürgermeister Ralf Opitz (54) war am Donnerstagabend an der Suche nach dem vermissten Joel beteiligt und ist am Freitag tief erschüttert. Genau dort am Park mit Spielplatz und überdachter Feierhalle am See, wo sich die Bewohner und Gäste des attraktiven Dorfes gern erholen und vergnügen, ist der kleine Joel gewaltsam ums Leben gekommen. Die Gemeinde, das hat der Bürgermeister schon beschlossen, werde sich an einer Spendenaktion für die betroffene Familie beteiligen. Eine Bekannte hatte die Sammlung kurz zuvor ins Leben gerufen.

Regina Pukys, alteingesessen in Pragsdorf, hat am Donnerstagabend den Hubschrauber der Polizei gehört und darüber gestaunt: „Wir hatten von der Suche nach dem vermissten Kind noch nichts mitbekommen und wunderten uns, warum der Helikopter denn nicht runterkommt. Rettungshubschrauber landen gewöhnlich auf der Wiese nebenan, aber dieser Hubschrauber kreiste immer über dem Dorf. Dann haben wir auch mitbekommen, warum“.

Der Park und das Seeufer in Pragsdorf liegen verlassen da, nur einige Hundebesitzer gehen mit ihren Vierbeinern spazieren und beobachten aus der Ferne, was vor und hinter dem Absperrband geschieht. Viel zu sehen ist allerdings nicht. Freitagmittag haben Polizei und Staatsanwaltschaft noch nichts Neues zu vermelden, die Ermittlungen laufen und die Auswertung der Spuren dauere noch an.

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