Kultur
Große Pläne und große Namen für neue Theatersaison
Neubrandenburg/Neustrelitz / Lesedauer: 4 min

Susanne Schulz
Das ist ja mal ein dickes Ding, dieser Ausblick auf die nächste Spielzeit der Theater und Orchestergesellschaft Neubrandenburg/Neustrelitz (tog). Schlicht „Spielzeit“ ist das fast 200 Seiten starke Saisonheft betitelt: Zeit zum Spielen, mit voller Kraft und Leidenschaft, wie Intendant Sven Müller betont. 18 Premieren sowie zehn Philharmonische Konzerte plant die tog für die kommende Saison, dazu viele spezielle und vor allem diverse neue Formate, die sowohl regionale Partner einbeziehen als auch mit Prominenz wie Harald Schmidt und Angelika Milster, Charly Hübner und Caren Miosga auftrumpfen.

Als neue Spartenchefs hat Müller, neben dem Intendantenamt auch Operndirektor, dabei Daniel Geiss als Generalmusikdirektor der Neubrandenburger Philharmonie und Maik Priebe als Schauspieldirektor an seiner Seite — zwei Personalien, die vor Jahresfrist angesichts der auslaufenden Verträge von Sebastian Tewinkel und Tatjana Rese noch offen waren, dann aber doch so rechtzeitig besetzt werden konnten, dass die beiden „Neuen“ der Spielzeitplanung bereits ihr eigenes Gepräge geben konnten.
Solo–Parts zunächst aus eigenem Orchester besetzt
Mit Begegnungen und Kennenlernen beschreibt dabei Chefdirigent Daniel Geiss die Prämissen seiner ersten Saison im Nordosten. So sollen beim „Bach Project“ die solistischen Parts aus dem eigenen Orchester statt mit Gästen besetzt werden. Dem Publikum vorstellen will der neue GMD auch Musiker, die für seine berufliche Entwicklung wichtig waren, vom New Yorker Pianisten Maxim Lando über die Trompeterin Lucienne Renaudin Vary bis hin zum Violin–Weltstar Daniel Hope.
Region und Musik miteinander bekannt machen will Geiss nicht nur mit kammermusikalischen Angeboten, sondern auch mit dem KlangLabor, das Talente aus der Kreismusikschule Kon.centus zusammenbringt mit Studierenden der young academy rostock (yaro) und der Rostocker Hochschule für Musik und Theater. Den Titel „ZukunftsMusik“ trägt zudem ein groß angelegtes Projekt, bei dem sich Schulklassen übers Jahr damit beschäftigen, was in der Region für Nachhaltigkeit getan wird — inspiriert von Haydns Oratorium „Die Schöpfung“, dessen Aufführung das Finale bildet.
Johnson–Lesungen und Koch–Plaudereien
Theater als Ort, an dem Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen miteinander ins Gespräch kommen und „einen neuen Blick auf das eigene Leben werfen“, ist der Anspruch von Schauspieldirektor Maik Priebe. „Es ist eine Welt, gegen die Welt zu halten“, zitiert er Uwe Johnson, den er als seinen Lieblingsautor benennt und dem er eine ganze Veranstaltungsreihe widmen wird, mit Filmaufführungen in der Alten Kachelofenfabrik Neustrelitz sowie Lesungen mit Schauspielern aus dem eigenen Hause sowie prominenten Gästen wie Charly Hübner und Caren Miosga, Jutta Wachowiak und Nicole Heesters. Ebenfalls mit TV– und Bühnen–Ruhm kommen die ersten bereits feststehenden Gäste für Priebes Reihe „Wir bitten zu Tisch“ nach Mecklenburg: Zum Kochen und Plaudern hat der Schauspielchef da bereits für Harald Schmidt und Angelika Milster reserviert.

Solch Prominenz soll indes nicht die Pläne für die zehn neuen Produktionen des Schauspielensembles überschatten. Eröffnet wird die Saison am 19. August auf dem Vorplatz des Neustrelitzer Theaters mit der Komödie „Stolz und Vorurteil * oder so“, die Jane Austens „Weltromanze“ aus der Sicht von fünf Dienstmädchen erzählt — unter Mitwirkung dreier Studentinnen der Berliner Hochschule „Ernst Busch“ und der musikalischen Leitung von Jazz–Ikone Pascal von Wroblewsky.
„Polizeiruf“ als interaktives Abenteuer
„Wir wollen wieder große Geschichten erzählen“, verspricht Priebe für die weitere Saison, die unter anderem mit einer Theaterversion der „Känguru–Chroniken“ und der deutschsprachigen Erstaufführung „Alle meine Männer“ des Briten Ray Cooney aufwartet. Der Schauspieldirektor selbst wird Regie führen bei „Merlin oder Das wüste Land“ von Tankred Dorst sowie „Glaube Liebe Hoffnung“ von Ödön von Horváth und wagt sich beim Sommerspektakel im Schauspielhaus Neubrandenburg an das Musical „Cabaret“. Das Publikum aus dem Sessel holen will er zudem mit einem theater–eigenen, interaktiven „Polizeiruf 110“, bei dem die Zuschauer das Ermittlerteam durch die Stadt begleiten.
„Vielfältig, relevant, qualitätvoll und einladend“ will Operndirektor Sven Müller Theater machen und hat dazu fürs Musiktheater acht neue Produktionen ausgewählt. Auf das neue Musical „The Famous Door on Swing Street“ in Zusammenarbeit mit der Deutschen Tanzkompanie folgen die frivole Komödie „Die spanische Stunde“ von Maurice Ravel sowie speziell für den Opernchor die Mafia–Parodie „Mia Bella Italia“ sowie populäre Zugnummern wie „Der Freischütz“ und „Die Fledermaus“; im Sommer macht Mozarts Kammeroper „Bastien und Bastienne“ als „Wandelvorstellung“ im Schlossgarten Appetit auf die Festspiel–Operette „Der Walzertraum“. Sich solch volles Spielzeit–Programm Stück für Stück zu erschmökern, ermöglicht das Spielzeitheft, das jetzt an den Spielstätten und in den Servicebüros der tog erhältlich ist.