Straßensanierung
„Wir müssen nicht über die Bäume hinweg, sondern mit ihnen planen!‟
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Mirko Hertrich
Die Stadtfraktion von Bündnis 90/Die Grünen fordert einen Erhalt der jungen Linden in der Großen Wollweberstraße in der Neubrandenburger Innenstadt. Sowohl in der Stadtverwaltung als auch in einigen Fraktionen in der Stadtvertretung gebe es aktuell Bestrebungen, auch die sechs jüngeren Bäume zu fällen und nicht mehr wie geplant zu versetzen, teilte die Fraktion gestern mit.
Rainer Kirchhefer, Vorsitzender der Grünen–Stadtfraktion, warnte: „Unsere Aufgabe als Stadtvertretung muss es sein, dafür Sorge zu tragen, Stadtgrün zu vermehren und nicht zu verringern.“
Bäume wertvoll für die Innenstadt
Marcel Spittel, sachkundiger Einwohner der Grünen–Fraktion im Stadtentwicklungsausschuss, kritisierte: „Wenn Bäume im Weg stehen, werden diese eben gefällt.“ Dieser Planungsansatz ist seiner Auffassung nach „überholt“. „Wir müssen nicht über die Bäume hinweg, sondern mit ihnen planen.“ Das müsse nach wie vor sowohl für die Große Wollweberstraße als auch für weitere Vorhaben wie die Sanierung der Treptower Straße gelten.

Auch die Diskussion um die für die Umpflanzung der jüngeren Bäume veranschlagten 183.000 Euro hält Marcel Spittel für verfehlt: „Die Neubeschaffung vergleichbarer Großbäume würde mit etwa 230.000 Euro zu Buche schlagen, was den immensen Wert dieser Bäume zeigt.“ Doch auch abseits vom Geld hätten diese Bäume einen hohen Wert für die Innenstadt, etwa als Schattenspender, aber auch als Lebensraum für Tiere.
Baustraße soll Verkehrsinfarkt verhindern
Über den Erhalt der 13 alten und jungen Linden in der Große Wollweberstraße wird seit Jahren gestritten. Die Fahrbahn der Stadtzu– und -ausfahrt muss erneuert werden. In der Diskussion hatte insbesondere der Einzelhandel darauf gedrungen, dass die Straße zumindest einseitig als Ein– oder Ausfahrt zur Verfügung steht, um einen drohenden Verkehrsinfarkt zu verhindern. Dies könnte über eine temporäre Baustraße realisiert werden.
Nach langen Diskussionen hat auch die mitspracheberechtigte Naturschutzbehörde in der Kreisverwaltung grünes Licht für das Bauvorhaben gegeben, allerdings unter der Maßgabe, dass die jüngeren Bäume an einen neuen Standort in der Carlshöher Straße versetzt werden. Die dafür im Haushalt veranschlagten Mittel von über 180.000 Euro stießen aber einigen Stadtvertretern jüngst sauer auf.
Handel leidet seit Jahren unter Vielzahl von Baustellen
Der Einzelhandel hatte in der Diskussion stets vor negativen Auswirkungen einer möglichen Vollsperrung auf das Innenstadt–Geschäft gewarnt. City–Manager Michael Schröder sagte dem Nordkurier, durch die vielen Baustellen in und um die City in den vergangenen Jahren sowie die Beschränkungen der Corona–Pandemie habe die Innenstadt „echt viel aushalten“ müssen. Hinzu kämen jetzt noch die Auswirkungen von Ukraine–Krise und Inflation. Eigentlich sei ein Kompromiss schon gefunden gewesen, gab er zu bedenken. Alle Beteiligten sollten an einen Tisch, um eine bestmögliche Lösung zu finden im Sinne von Bestandschutz, „aber auch für Handel und Wandel“.