Sanierung

Gutshaus-Rettung – Großer Berg Arbeit im kleinen Ramelow

Ramelow / Lesedauer: 3 min

Immer wieder werden alte Gutshäuser dem Zerfall überlassen, weil die Rettung teuer und aufwendig ist. Doch in Ramelow bei Friedland schickt ein bekannter „Gutshaus-Retter” sich an, die Ruine wieder auf Vordermann zu bringen. Obwohl sogar ein Feuer das Vorhaben schon erschwerte.
Veröffentlicht:08.12.2022, 07:22
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  • Author ImageTim Prahle
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„Leckere Erdbeeren und fette Schweine.“ Das wurde einst mit dem Ramelower Gutshaus verbunden. Dem frühromantischen Maler Philipp Otto Runge wird dieses wohlgemeinte Urteil zugesprochen. Seine Schwester Ilsabe Dorothea war damals mit Hermann Jakob Christian Helwig verheiratet, der unter anderem das Gutshaus in dem kleinen abgelegenen Dorf gepachtet hatte. Philipp Otto soll gerne mal zu Gast gewesen sein.

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Mehr als 200 Jahre ist das bereits her, mit dem Gutshaus Ramelow dürften derzeit nicht einmal mehr dürre Schweine und ungenießbare Erdbeeren in Verbindung gebracht werden. „Als wir es das erste Mal sahen, war alles eingewachsen, das war ein trauriges Bild“, beschriebt Knut Splett-Henning das Anwesen in dem Dorf bei Friedland.

Gutshaus muss auf einer Seite abgestützt werden

Die Stadt, zu der Ramelow gehört, entledigte sich bereits vor Jahren des großen Objekts, dessen Sanierung samt Denkmalvorgaben für die Kommune kaum möglich gewesen wäre. Seitdem Splett-Henning es 2021 von einem privaten Eigentümer kaufte, tut sich jedoch wieder etwas. Gemeinsam mit seiner Frau Christina von Ahlefeldt-Laurvig hat Splett-Henning schon mehrere Gutshäuser wieder auf Vordermann gebracht. Der Norddeutsche Rundfunk verlieh ihm in einer Doku bereits den Titel „Gutshausretter“. „Es geht auch darum, das Haus zunächst zu sichern“, sagt Knut Splett-Henning, der, wann immer es geht, in Ramelow anpackt.

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Doch es wird noch ein Haufen Arbeit für das Paar und seine Helfer. Das Gutshaus aus dem 18.  Jahrhundert alleine ist 500 Quadratmeter groß, hat 30 Räume und muss auf einer Seite gestützt werden. Zum 15 Hektar großen Anwesen gehören mehrere Nebengebäude, darunter ein großer Kuhstall mit einem eingefallenen Dach und eine große Scheune. „Hier haben wir noch nicht so viel geschafft“, sagt Knut Splett-Henning, der ursprünglich aus dem Hamburger Raum stammt.

Nach Brandstiftung noch größerer Aufwand nötig

Erschwerend war ein Feuer Anfang September. Unbekannte hatten in dem leer stehenden Gebäude gezündelt. Eine Nachbarin hatte den Brand gesehen, kurz darauf standen mehr als 70 Feuerwehrleute auf dem großen Grundstück. Zurück bleiben verkohlte Bodenplatten und ein mit Blick auf die Feuerwehr dankbarer, mit Blick auf die Täter verärgerter Gutshausretter, der sich nun mit noch mehr Arbeit konfrontiert sieht.

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Entmutigen lassen wollen sie sich jedoch nicht. Schon jetzt planen Christina von Ahlefeldt Laurvig und ihr Mann, Künstlern das Haus für Ausstellungen zu öffnen. Sie selbst werden für das Gutshaus einen Käufer suchen, sobald das Gröbste geschafft ist und das Haus problemlos von anderen Eigentümern genutzt werden kann. Das ist das Prinzip des Paares, das damit allerdings nach eigenen Angaben auch nicht reich wird. „Alles, was wir bei einem Verkauf einnehmen, stecken wir dann wieder in das nächste Gutshaus“, sagt Knut Splett-Henning. Doch soweit sei man ohnehin noch nicht, wenngleich sich die Retter schon nach Interessenten umschauen. Bis jemand das Gutshaus in Ramelow das nächste Mal mit leckeren Erdbeeren und fetten Schweinen in Verbindung bringt, wird es auf jeden Fall noch etwas dauern.