Gesundheit
Hat noch jemand Angst vor dem Corona-Virus?
Seenplatte / Lesedauer: 3 min

Susanne Schulz
Unvorstellbar scheint heute, was noch vor einigen Monaten ungeliebte Normalität war: Kaum ein halbes Jahr ist es her, dass endlich die letzten Corona-Schutzmaßnahmen aufgehoben wurden. Masken- und Testpflichten waren endgültig passé, ebenso der sorgenvolle Blick auf die Auslastung der Intensivstationen. Aus der öffentlichen Wahrnehmung ist Covid-19 völlig verschwunden. Aus unserem Leben auch?
Das nicht, aber die Infektion habe ihren Schrecken verloren, stellen Mediziner der Region übereinstimmend fest. „Corona spielt keine Hauptrolle mehr“, sagt Dr. Lutz Wilhelm, Ärztlicher Direktor im Kreiskrankenhaus Demmin.
Aus medizinischer Sicht hat sich Situation beruhigt
Wie für alle anderen Infektionen etwa mit Grippe oder dem Norovirus gebe es weiterhin räumliche wie personelle Kapazitäten für Isolation, Betreuung und Behandlung, erklärt Wilhelm. Zwei betagte Patienten, die dieser Tage mit nachgewiesener Corona-Infektion auf einer internistischen Station behandelt wurden, seien durch ihre Grund- und Begleiterkrankungen erheblich gefährdet, eine typische Covid-Symptomatik stehe aber nicht im Vordergrund. „Aus medizinischer Sicht hat sich die Situation beruhigt. Was in den Herbst-, und Wintermonaten auf uns zukommt, muss kritisch beobachtet werden“, schätzt Wilhelm ein.
Bereits einige Wochen ist es her, dass im Klinikum Ueckermünde zuletzt ein Patient mit corona-typischen Symptomen behandelt wurde. Generell seien die beiden Ameos-Häuser in Ueckermünde und Anklam entsprechend den gesetzlichen Vorgaben auf die Behandlung infektiöser Patienten vorbereitet, erklärt Pressesprecher Knut Pilz.
Positiv getestet Patienten werden weiterhin isoliert
Gesonderte Corona-Kapazitäten und -Teams, wie sie in der Hoch–Zeit des Virus nötig waren, sind auch im Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum nicht mehr erforderlich, heißt es aus dem größten Krankenhaus der Region. Positiv getestete Patienten würden isoliert behandelt – was in der vergangenen Woche fünf Personen betraf. Das Klinikum setze weiterhin auf das strikte Screening, bei jeder stationären Aufnahme auf Covid-19 zu testen.
Im DRK–Krankenhaus Neustrelitz wiederum wird nur bei auffälligen Symptomen getestet, verdeutlicht der Ärztliche Direktor Dr. Fred Ruhnau. Lediglich „immer mal wieder“ erwiesen sich Patienten mit Erkältungssymptomen als corona-positiv und würden dann ebenfalls isoliert, aber nicht mehr auf einer eigenen Station. Die Verläufe seien mit denen anderer Infektionskrankheiten vergleichbar und schon lange nicht mehr schwerwiegend, stellt Ruhnau klar.
Corona bereite ihm „seit mindestens zwei Jahren keine Sorgen“ mehr, abgesehen vom „Panikmodus der Politik“, bekennt der Ärztliche Direktor. Allerdings „hinke“ einiges „negativ nach“, schätzt Ruhnau ein. So seien schwerere Verläufe von Krebserkrankungen zu verzeichnen, weil unter Pandemie-Bedingungen planbare Behandlungen verschoben werden mussten und/oder Patienten Angst hatten, sich ins Krankenhaus zu begeben. Bis heute hätten die Belegungszahlen noch nicht wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht. Überdies sorge die angekündigte Krankenhausreform für Verunsicherung, die Ärzteschaft sehe nach Ruhnaus Meinung seitens der Politik „wenig Aussicht auf sachdienliche Unterstützung“.