Hickhack um Schulöffnungen verunsichert Eltern und Lehrer
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

„Rin inne Kartoffeln, raus ausse Kartoffeln” – dieser mecklenburgische Leitsatz bringt in diesen Tagen viele Eltern in der Seenplatte auf die Palme. Denn ihre Kinder, die weiterführenden Schulen besuchen, wurden in den vergangenen Tagen genau wie Mütter und Väter mit widersprüchlichen Hinweisen zur Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts konfrontiert. Und auch etlichen Lehrer sind genervt von diesem Hickhack.
Ursprünglich hatte der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte vor, in den Schulen in kreislicher Trägerschaft ab Montag Wechselunterricht auch für die Klassenstufen 7 bis 11 zuzulassen. Ob dies möglich ist, sollten die Schulleitungen in Absprache mit dem Gesundheitsamt des Kreises entscheiden. Einige Schulen waren sehr schnell in die Vorbereitung eingestiegen und hatten den Eltern Anfang dieser Woche avisiert, sie könnten ihre Nachwuchs ab dem 8. März wieder schicken. Doch nur einen Tag später kam ein neues Schreiben, in dem dieser Schritt erst mal abgeblasen wurde.
Wechselunterricht auf unbestimmte Zeit untersagt
„Es ist für mich nicht nachvollziehbar, wenn ich am Mittwoch die Nachricht bekomme, dass es am 8. März losgeht, am nächsten Tag aber alles wieder zurückgenommen wird, ohne Angabe von Gründen und obwohl der Inzidenzwert weiter gesunken ist”, macht sich eine betroffene Mutter Luft.
Und ist mit ihrem Unmut nicht allein. Auch eine Lehrerin an einem Neubrandenburger Gymnasium macht ihren Frust deutlich: „Eigentlich sollte es am Montag wieder losgehen mit dem Präsenzunterricht. Wir waren alle schon drauf eingestellt, haben uns darauf vorbereitet und jetzt ist es doch wieder anders.” Am Mittwoch habe die Schulleitung vom Gesundheitsamt die Mitteilung erhalten, dass der Wechselunterricht auf unbestimmte Zeit noch untersagt sei.
Bildungsministerium hat sich nicht eingemischt
Eine Begründung für die Entscheidung des Kreises kenne man nicht, heißt es in dem Schreiben eines Schulleiters an die Eltern. Das gibt Spekulationen Nahrung. Hat der Landkreis Angst vor der eigenen Courage bekommen oder wurde man aus Schwerin zurückgepfiffen? Zumindest für das Bildungsministerium macht dessen Sprecher Henning Lipski deutlich, dass es keine Einmischung gegeben habe. Der Landkreis habe die Entscheidung auf fachlicher Basis selbst getroffen.
Dirk Rautmann, Leiter des Schulverwaltungsamtes der Kreisverwaltung, verweist auf Nordkurier-Anfrage auf eine neue Situation. Seit Langem werde in ständigem Kontakt mit den Schulleitungen die schrittweise Rückkehr zum normalen Schulunterricht vorbereitet. Doch maßgeblich sei die Infektionslage, nur dann könne das Gesundheitsamt grünes Licht geben. „Deshalb haben wir einen verbindlichen Termin für den Start trotz sinkender Infektionszahlen bisher nicht festlegen können, weil das hochansteckende mutierte Virus unseren Landkreis erreicht hat und seine Ausbreitung zunächst beobachtet werden muss”, so Rautmann. Er blickt trotzdem gespannt nach Schwerin. Die Seenplatte und alle anderen Landkreise in MV würden jetzt erwarten, dass eine Novellierung der Schul-Corona-Verordnung für Klarheit sorgt.