Eltern-Taxis
Ist das Neubrandenburgs gefährlichster Schulweg?
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Henning Stallmeyer
Eigentlich ist das Nachtjackenviertel rund um die Morgenlandstraße und Robert-Blume-Straße ein ruhiges Pflaster. Morgens, kur vor Schulbeginn, ist davon jedoch nichts zu spüren. Im Sekundentakt rauschen Autos die Morgenlandstraße entlang, halten und laden die Schulgänger aus. Es ist Elterntaxi-Zeit.
Eine Anwohnerin beobachtet das Spektakel jeden Morgen und macht sich zunehmend Sorgen um die Sicherheit der jungen Schüler. „Dass da noch nichts passiert ist, ist eigentlich ein Wunder“, sagt die Rentnerin. Um zur Stella-Gesamtschule zu kommen, müssen Schüler die Morgenlandstraße überqueren. Doch in den frühen Morgenstunden ist da kaum ein Durchkommen.
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„Unzumutbare“ Situation für die jungen Schüler
Eine Ampel gibt es nicht. Auch ein Zebrastreifen oder eine Fußgängerinsel, die das Überqueren leichter macht, finden sich nicht. Stattdessen haben Autos Vorfahrt. Die Verkehrssituation an der Kreuzung zur Robert-Blum-Straße ist mehr als einmal unübersichtlich.
Schüler stehen manchmal mehrere Minuten an der Straße und kommen nicht rüber. „Jetzt geht es ja noch, aber wenn es wieder dunkel wird, wird es richtig gefährlich. Die Erstklässler sind doch noch so klein, und die Autos mittlerweile so groß, die können sie doch gar nicht sehen“, zeigt sich die Anwohnerin besorgt.
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Ihre Enkelin geht hier selber zur Schule. Manchmal wenn sie sie begleite, stelle sich die Rentnerin selbst auf die Straße und hält die Autos an. „Anders haben die doch keine Chance.“ Sie habe durchaus Verständnis dafür, dass viele Eltern ihre Kinder zur Schule fahren, wenn die von außerhalb kommen, aber vor der Schule sei die Situation inzwischen wirklich unzumutbar.“
Eltern fordern Zebrastreifen
Ein Vater aus Weitin bringt jeden Morgen seinen Sohn mit dem Auto zur Schule. Er fährt jedoch nicht direkt vor, sondern hält in einer Nebenstraße. Seinen Sohn begleitet er aber bis zur Kreuzung. „Da ist so viel los, da will ich wissen, dass er sicher rüber kommt.“
Eine andere Mutter pflichtet ihm bei. Sie fährt ihre beiden Kinder jeden Tag aus Burg Stargard zur Schule, sie selbst arbeitet in Neubrandenburg. „Meine Kinder sind schon größer, da mache ich mir keine Sorgen. Aber für die Kleinsten ist das wirklich nicht schön“, sagt sie. „Warum macht man hier keinen Zebrastreifen hin?“
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Eine Anregung, die auch Hans Jürgen Schwanke (Bürger für Neubrandenburg), Vorsitzender des Ausschusses für Sicherheit, mit aufnimmt. „Wir gehen an die Grenze und loten alles aus, was geht“, versprach der Politiker. Er selbst wäre sofort für einen Zebrastreifen, weiß aber auch um die hohen Hürden, um so einen einzurichten.
Ergebnisse liegen vor, Maßnahmen jedoch nicht
Die Problematik mit den Eltern-Taxis ist in Neubrandenburg keine neue. Bereits im vergangenen Winter dominierte das Thema die Politik. Im April verabschiedeten die Stadtvertreter einen Beschluss, damit die Stadtverwaltung vor den Neubrandenburger Grundschulen den Verkehr zählt.
Die Ergebnisse lägen zwar vor, bestätigt Schwanke, Maßnahmen lassen aber noch auf sich warten. Im nächsten Ausschuss soll das aber wieder Thema werden.