In Neubrandenburg gefangen
Jäger und Stadt verteidigen Tötung von Waschbärenbabys
Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Thomas Beigang
Friedhelm Stölting macht keinen Hehl aus seiner Ansicht: „Waschbären“, sagt der Vorsitzende des Jagdverbandes Mecklenburg-Strelitz/Neubrandenburg, „sind eine wahre Landplage.“ Die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges eingewanderten Tiere „schaden der heimischen Tierwelt“, so der Jäger und zählt auf: „Waschbären plündern Vogelnester, erbeuten Amphibien und sind ein wahrer Schrecken für Kleingärtner.“
Die Tiere gehören verfolgt, sagt Stölting und wird dabei selbst aktiv: 15 Waschbären hat er im vergangenen Jagdjahr in Lebendfallen in seinem Revier gefangen und getötet. Die Tatsache, dass in der Stadt Neubrandenburg ein Sturm der Entrüstung losbrach, als die Stadtverwaltung entschied, drei am Dienstag gefangene Waschbären-Junge einschläfern zu lassen, hält der in Zachow lebende Jagdverbands-Chef für ein städtisches Phänomen. „Städter sind von den Schäden nicht so betroffen wie Menschen auf dem Land“, sagt er auf Nordkurier-Nachfrage.
Waschbären stehen nicht unter Schutz
Verschlägt es doch Wildtiere in die Stadt, gehören die in die Verantwortung des Stadtförsters oder des Jagdpächters. „Deshalb hat die Feuerwehr die eingefangenen Waschbären auch dem Stadtförster übergeben“, so eine Sprecherin der Stadtverwaltung am Mittwoch und stellt klar: „Die Entscheidung, die Tiere einschläfern zu lassen, war richtig. Waschbären stehen nicht unter Schutz.“
Schwierig wäre auch die Unterbringung der lebenden Waschbärenkinder gewesen. Guntram Prohaska, Chef der Hintersten Mühle, sagt auf Nordkurier-Nachfrage: „Nein. Wir dürfen gar keine Wildtiere aufnehmen“. Die gleiche Antwort kommt aus dem Naturerlebnispark in Mühlenhagen bei Altentreptow. Auch hier eine klare Ablehnung.
Anders wäre die Geschichte wohl ausgegangen, gäbe es in Neubrandenburg jemanden wie Ursula Stöter. Die Dame aus Neuruppin, die in der Nähe der brandenburgischen Stadt einen Privatzoo betreibt, gehört einer Nothilfe-Gruppe für Waschbären an. „Wir kümmern uns um die Pelzgesichter“, sagte die Frau am Mittwoch nach einem Nordkurier-Anruf. Sechs „Babys“ zieht sie gerade mit der Flache groß, in den vergangenen 20 Jahren seien das wohl „etwa 290 Waschbären gewesen“, erzählt die Tierfreundin. Die meisten wurden wieder ausgewildert, einige aber gerieten so zahm, dass die vermittelt werden konnten. „Die Neubrandenburger haben nicht richtig gehandelt“, lautet ihre Einschätzung.