Kommunalpolitik

Jetzt kontrolliert ein Polizist die Stargarder Stadtvertretung

Burg Stargard / Lesedauer: 2 min

Mit dem neuen Stadtvertretervorsteher könnte tatsächlich mehr Ruhe in die so zerstrittene Stargarder Kommunalpolitik einkehren. Einstimmig wurde ein Polizist gewählt.
Veröffentlicht:12.11.2022, 08:30

Von:
  • Author ImageTim Prahle
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Der Polizeibeamte Stefan Philipp ist neuer Stargarder Stadtvertretervorsteher. Von der CDU ins Rennen geschickt, wurde der parteilose 42-Jährige als einziger Kandidat zum neuen Oberhaupt der Stadtvertretung gewählt. Und zwar – längst nicht selbstverständlich in der zuletzt oft zerstrittenen Kommunalvertretung – einstimmig. Mit einem solchen Vertrauensvorschuss habe er gar nicht gerechnet, sagte Philipp. Er forderte zugleich die Stadtvertreter auf, wieder zur Sachlichkeit zurückzukehren.

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Die vergangenen Wochen mit einem Einspruch gegen die Bürgermeisterwahl und zwei ausgefallenen Stadtvertretersitzungen hatten mal wieder ein eher negatives Bild von Stargards höchstem Beschlussgremium gezeichnet. Die mitunter aggressive Stimmung in der Stadtvertretung hat seit der Kommunalwahl 2019 bereits zwei erfahrene Stadtvertretervorsteher den Rückzug antreten lassen. „Persönliche Sachen haben wir doch gar nicht nötig”, sagte Stefan Philipp ruhig und versprach zugleich sein Amt überparteilich auszufüllen.

In den folgenden drei Stunden konnte er dann zugleich beweisen, dass er die Stadtvertretung wieder in ruhigere Fahrwasser führen kann. Geduldig, aber nicht lethargisch nahm er selbst längere Redebeiträge der Stadtvertreter hin. „Ich fasse mal zusammen” gehörte zu seinen häufigsten Satzanfängen. Zugleich bewies er eine ausgefeilte Kenntnis der Geschäftsordnung, ohne diese zu penibel ins Feld zu führen. Erhitzten sich die Gemüter dennoch mal, half die Glocke, mit der selbst ein kurzzeitig erboster Bürgermeister Tilo Lorenz (CDU) und sein Widersacher Andreas Rösler (AfD) ruhig gestellt wurden.

So brachte diese lang erwartete Stadtvertretersitzung mit stolzen 20 Beschlussvorlagen endlich mal wieder ein paar konkrete Ergebnisse: Ein erneuter Vorstoß der AfD, den derzeit in der Planung befindlichen Mensa-Neubau an der Regionalen Schule noch einmal zu prüfen, wurde mehrheitlich abgelehnt. Zwei weitere Vorstöße der Fraktion – der Bau von öffentlichen Brunnen und die Installation von Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Altstadt – wurden nach erster konstruktiver Diskussion in die Fachausschüsse verwiesen.

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Derzeit wohl besonders wichtig: Das neue Regelungskonzept für den Schulkomplex, mit dem die Stadt Energie und Kosten drastisch reduzieren möchte. Ein dringlicher Beschluss, bei dem die Stadt eigentlich keine Zeit verlieren wollte. Auch die Umsetzung des Konzeptes wurde diese Woche beschlossen.