Fördermittel

Katholiken sanieren ihre Müther-Kirche in Neubrandenburg

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Nach dem Grundentwurf eines der bekanntesten DDR-Architekten entstand in Neubrandenburg ein katholisches Gotteshaus. Das Dach des Baus der DDR-Moderne wird jetzt saniert.
Veröffentlicht:22.07.2021, 09:30
Aktualisiert:06.01.2022, 21:59

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Mit der Übergabe des Fördermittelbescheids machte sich der hohe Besuch aus Schwerin selbst eine große Freude. „Einfach faszinierend“. Mit diesen Worten outete sich Justizministerin Katy Hoffmeister (CDU) gleich nach ihrer Ankunft bei der Katholischen Kirche St. Josef-St-Lukas Neubrandenburg als großer Fan des Architekten Ulrich Müther (1934-2007), einem der führenden Vertreter der DDR-Moderne, dessen Schalenbauten in den vergangenen Jahren wieder stärker in den Fokus der Öffentlichkeit rückten.

Seltener Sakralneubau aus der DDR

Nach diesem Prinzip entstand für die immer größer werdende Gemeinde mithilfe von Devisen aus Westdeutschland auch die 1980 eingeweihte Katholische Kirche in der Heidmühlenstraße. Dabei handelt es sich um einen der wenigen Sakralneubauten in der damaligen DDR, der heute wie die ebenfalls von Ulrich Müther mit entworfene Neubrandenburger Stadthalle unter Denkmalschutz steht.

Allerdings hat der Zahn der Zeit an dem markanten Gebäude genagt. Die Folienschicht des Hyparschalendachs weist Schäden auf, die bei der Sanierung des erst in Nachwendezeiten errichteten Glockenträgers entdeckt wurden, wie der Bauausschussvorsitzende der Pfarrei St. Lukas Neubrandenburg, Frank Nötzel, erläuterte. Seitdem haben die Kirchenvorstandsmitglieder an einem umfangreichen Sanierungsprojekt gestrickt, das jetzt in die finale Planungsphase geht und nach dem Erhalt des Fördermittelbescheids auch bald in die konkrete Umsetzung gehen soll.

Das Landesförderinstitut hat einen Zuwendungsbescheid in Höhe von 150.000 Euro für die Dachhautsanierung übermittelt. Gleichzeitig sind auch die Fensterbänder über dem Haupteingang noch aus der Erbauungszeit und sollen im Zuge der Arbeiten restauriert oder teils ersetzt werden. Zudem möchte die Pfarrei im Haupteingangsbereich eine Rampe für einen barrierefreien Zugang in die Kirche und zu den Gemeinderäumen schaffen.

467.000 Euro Gesamtkosten

Frank Nötzel rechnet mit Gesamtkosten von rund 467.000 Euro, die in den kommenden ein bis zwei Jahren verbaut werden sollen. Unter anderem vom Erzbistum Hamburg und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz kommen weitere finanzielle Zuwendungen, bei deren Einwerbung der CDU-Landtagsabgeordnete und Kreisvorsitzende Marc Reinhardt einen großen Anteil hatte, wie Pastor Engelbert Petsch lobte.

Die nach 40 Jahren notwendige Dachhautsanierung soll jetzt schnell über die Bühne gehen. Wenn entsprechende Angebote reinkommen, können die Bauarbeiten im August begonnen und im Oktober abgeschlossen werden. Damit die einstmals weiße Folie ersetzt werden kann, wird die Kupferverkleidung entfernt und ersetzt. „Unter den Blechen werden wir noch einige Überraschungen entdecken“, schwante dem Bauausschussvorsitzenden.

„Viel Lust und Last”

„Gutes Gelingen und Gottes Segen“, wünschte Ministerin Katy Hoffmeister der Gemeinde, die nach den Worten des stellvertretenden Vorsitzenden des Kirchenvorstandes, Markus Bitto, aktuell rund 2.800 Mitglieder hat. Dabei reicht der Sprengel in der katholischen Diaspora von Friedland bis nach Malchin. Insgesamt acht Kirchenbauten nennt die Gemeinde ihr Eigen, mit denen sie „viel Lust und Last“ hat, wie Frank Nötzel es beschrieb.

Pastor Engelbert Petsch wird die Sanierung der Neubrandenburger Pfarrkirche allerdings nur aus der Ferne verfolgen können. Der gebürtige Bayer verlässt nach sieben Jahren seinen „kleinen Vatikan“ und wird Gefängnisseelsorger in der Berliner Justizvollzugsanstalt Plötzensee. Mit Florian Edenhofer steht sein Nachfolger schon fest, der zum 1. September sein Amt antritt.

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