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Kaufhof-Kauf durch Neubrandenburg – Verwalter überrascht

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Die Erwägungen der Stadt, das leer stehende Kaufhof-Gebäude zu erwerben, treffen beim Verwalter der Immobilie auf Skepsis. „Uns liegt kein Angebot vor“, hieß es aus Hamburg.
Veröffentlicht:11.01.2023, 20:15

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Der Verwalter der seit über zwei Jahren leer stehenden Kaufhof-Filiale in der Neubrandenburger Innenstadt hat verhalten bis skeptisch auf die Kauf-Offerte der Stadtverwaltung reagiert. Verwaltungsleiter Philipp von Mering von der Grundstücks- und Vermögensverwaltungsgesellschaft Andresen mbH teilte dem Nordkurier auf Anfrage mit: „Wir sind offen für Angebote, aber nur für ernst gemeinte“. Noch liege aber keins vor.

Neubrandenburgs Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos) hatte in einer Pressemitteilung am Dienstag verkündet, dass angesichts der zähen Verhandlungen zur weiteren Nutzung der denkmalgeschützten Immobilie „alle verbliebenen Optionen“ in Betracht gezogen werden müssten. Dies beziehe auch die Möglichkeit eines Kaufs durch die Vier-Tore-Stadt ein.

Erstaunen über Vorgehensweise des Bürgermeisters

Philipp von Mering zeigte sich überrascht, dass der Neubrandenburger Rathauschef so schnell mit der Kaufoption an die Öffentlichkeit geht. Er habe erst am Montag eine E-Mail von Silvio Witt bekommen, dass dieser die Geschäftsführung eines städtischen Unternehmens gebeten habe, einen Kauf zu prüfen, sagte der Verwaltungsleiter. Er habe am Mittwoch darauf geantwortet. Seiner Auffassung nach hätte die Stadt bei einem Kaufinteresse auch schon früher auf den Investor zukommen können. Dann hätte sich der Eigentümer eine Machbarkeitsstudie durch mehrere Experten sparen können, die bislang schon über 100.000 Euro gekostet habe.

Mehr lesen: Investor würde Kaufhof in Neubrandenburg am liebsten abreißen

Der Verwaltungsleiter gab auch zu bedenken, dass die Machbarkeitsstudie zu dem Ergebnis gekommen sei, dass eine reine Erdgeschossnutzung „wirtschaftlich und technisch nicht darstellbar“ sei. „Damit haben wir die Voraussetzungen geschaffen, um einen Abrissantrag zu stellen.“ Allein die Kosten, um eine Nutzung des Erdgeschosses möglich zu machen, beliefen sich schätzungsweise auf 20 Millionen Euro. „Hier eine wirtschaftlich nachhaltige Nutzung hinzukriegen, wage ich zu bezweifeln“, so von Mering.

Schnelle Nachnutzung des Gebäudes unrealistisch

OB Witt hatte seinen Vorstoß damit begründet, im Herzen Neubrandenburgs wichtige Einzelhandels- und Gewerbeflächen schnell zugänglich machen zu wollen. Damit strebt der Oberbürgermeister nach eigenen Angaben eine zeitnahe Lösung an, um dem Gebäude nach nunmehr zwei Jahren Leerstand baldmöglichst eine Nachnutzung zukommen zu lassen. Philipp von Mering zeigte sich diesbezüglich eher skeptisch. Man werde sehen müssen, ob das, was von der Stadt komme, am Ende ein Angebot sei, über das man reden könne.

Nach der Insolvenz des Mutterkonzerns war die Kaufhof-Filiale in Neubrandenburg als eines von 40 Häusern deutschlandweit am 31.  Oktober 2020 geschlossen worden. Das ehemalige Centrum-Warenhaus hätte im Schließungsjahr eigentlich sein 60-jähriges Bestehen gefeiert. Zunächst hatte es Pläne gegeben, dort einen von vielen Innenstädtern gewünschten Lebensmittelhandel unterzubringen.

Zu den Hintergründen: Kaufhof-Aus ein Verlust in doppelter Hinsicht

Philipp von Mering führte an, dass der Verwalter regelmäßig Gespräche mit Lebensmitteleinzelhandel, einem Bio-Markt sowie Gastronomie führe. „Man darf nicht glauben, dass das so einfach ist, da stehen alle fünf Meter dicke Stützen und wir haben einen ‚Tanzsaal‘ mit 80 Meter Länge.“ Der Verwaltungsleiter kann sich des Eindrucks nicht erwehren, hier solle „um jeden Preis eine wie auch immer geartete Nutzung des Standorts auf den Bestand beschränkt“ werden.