Anwohnerbeschwerden
Kritik am Milchkontor – Messungen sollen Klarheit bringen
Altentreptow / Lesedauer: 3 min

Tobias Holtz
Für die Einwohner von Klatzow und Rosemarsow ist der Geduldsfaden mehr als überstrapaziert. Sei Jahren fühlen sie sich in ihrer Lebensqualität massiv eingeschränkt. Schuld daran soll die Deutsche Milchkontor GmbH (DMK) sein. Denn aus Sicht der Bürger würden die vorgeschriebenen „Grenzwerte für Lärm sowie die Geruchsemmissionswerte“ durch das Unternehmen und die dazugehörige Biogasanlage „offenkundig nicht eingehalten“. Geforderte Lärmschutzmaßnahmen seien „durch Aussitzen ignoriert worden“, heißt es in einer Petition, mit der sie die Stadt jüngst auf den angeblichen Verstoß aufmerksam gemacht haben.
Wie Altentreptows Bürgermeisterin Claudia Ellgoth (parteilos) bereits auf der letzten Stadtvertretersitzung betonte, hätte die Verwaltung bislang nichts davon gewusst, dass es an dem Standort der DMK derartige Probleme gibt. „Wir nehmen diese Beschwerden natürlich ernst und werden bei einem Vor–Ort–Termin beraten, wie damit weiter zu verfahren ist“, versicherte die Rathauschefin in der vergangenen Woche.
Unabhängige Langzeitmessungen
Wie der Nordkurier am Donnerstag auf erneute Anfrage hin von ihr erfuhr, hat das Treffen mit den Anwohnern bereits am Montag stattgefunden. Dabei sei vereinbart worden, in Abstimmung mit den dafür zuständigen Behörden unabhängige Langzeitmessungen durchführen zu lassen. „Wir brauchen belastbare Werte, die über einen längeren Zeitraum erhoben werden und keine Momentaufnahmen. Nur so können wir herausfinden, ob beispielsweise beim Lärmpegel der Immissionsrichtwert von 70 Dezibel tatsächlich überschritten wird. Falls das der Fall sein sollte, müssen wir gemeinsam mit dem Unternehmen nach Lösungen suchen, wie sich das in Zukunft vermeiden lässt“, stellte Ellgoth klar.
Und was ist aus der Diskussion um die mögliche Erweiterungsfläche für das DMK geworden, die nach den ursprünglichen Plänen der Verwaltung als „Grünes Gewerbe– und Industriegebiet“ ausgewiesen werden sollte? Auch in dieser Angelegenheit seien nach dem eher holprigen Start gegenseitige „Abmachungen“ getroffen worden, sagte die Bürgermeisterin, ohne näher ins Detail zu gehen.
Bei Grünen Gewerbegebieten redet auch das Land mit
„Wir sind den Bürgern mit der Reduzierung der vorgesehenen Planungsfläche auf ein Drittel schon ein großes Stück entgegen gekommen und werden ihre Belange im Rahmen unserer Möglichkeiten bei der weiteren Planung mit berücksichtigen“, so Ellgoth. Fakt sei aber auch, dass die Stadt bei der Entwicklung der Grünen Gewerbegebiete die Fäden nicht zu 100 Prozent allein in der Hand hält, da das Vorhaben vordergründig bei der Landesregierung angebunden sei.
So hatte Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) erst vor wenigen Tagen verkündet, den Ausbau Grüner Gewerbegebiete in Mecklenburg–Vorpommern mit erhöhten Fördersätzen von 90 Prozent vorantreiben zu wollen. Allerdings ist die finanzielle Unterstützung an konkrete Kriterien geknüpft. Dazu gehöre verpflichtend das Vorhandensein eines Energiekonzepts der jeweiligen Kommune. Der Energiebedarf der angesiedelten Unternehmen müsse anfangs mindestens zur Hälfte aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden. Zudem werde ein nachhaltiges Flächenmanagement vorausgesetzt, erklärte Meyer.