#nichtgenesen

Long-Covid-Betroffene protestieren still in Berlin

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Auch eine Neubrandenburgerin nimmt an der Aktion von „#NichtGenesen“ teil. Ihr Mann ist seit elf Monaten arbeitsunfähig. Hoffnung macht ihr eine neue Behandlungsmethode.
Veröffentlicht:18.01.2023, 07:25

Von:
  • Author ImageHenning Stallmeyer
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400 Feldbetten mit Portraits von Long-Covid-Patienten kann man nicht übersehen. Das hoffen zumindest die Organisatoren von „#NichtGenesen“, einem Verband aus Patienten und Angehörigen, die sich mehr Hilfe aus Berlin für Betroffene wünschen.

Am Donnerstag planen sie eine große „stille Installation“, wie sie es nennen, auf der Rasenfläche vor dem Reichstag. „Es ist keine klassische Demo, wir haben zwei, drei Banner, aber keine Plakate“, stellt Mareike Mitschele klar. Die Neubrandenburgerin gehört zum Organisationsteam und wird am Donnerstag in Berlin vor Ort sein. Ihr Mann Sven ist im Februar 2022 an Corona erkrankt, seitdem hat sich das Leben der fünfköpfigen Familie aus dem Reitbahnviertel komplett verändert.

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Deutschlandweit schätzungsweise 300.000 mit Corona-Langzeitfolgen

„Es geht uns darum, Präsenz zu zeigen. Long Covid haben mittlerweile sehr sehr viele Menschen“, sagt Mareike Mitschele. Sie hofft, dass die Politik mehr Geld in die Forschung stecken kann. Bislang gibt es nur vereinzelte Methoden, die den Betroffenen Menschen helfen. Viele haben sich bis heute, so wie ihr Mann, nicht richtig von ihrer Corona-Infektion erholt.

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Dabei weist sie auch auf den wirtschaftlichen Schaden für Deutschland hin: „Schätzungsweise 300.000 Menschen leiden in Deutschland an den Langzeitfolgen von Corona. Die meisten können nicht mehr arbeiten, die fehlen den Unternehmen“, warnt sie. Sie hofft, dass vor allem die Entscheider in Berlin die Aktion bemerken. Zwischen 10 und 16  Uhr wollen sie vor dem Reichstag still protestieren. Am selben Tag findet im Bundestag eine Debatte zu einem Antrag der CDU/CSU statt. Die Abgeordneten beraten ab 18.15  Uhr den Antrag mit dem Titel „ME/CFS-Betroffenen sowie deren Angehörigen endlich helfen – Für eine bessere Gesundheits- sowie Therapieversorgung, Aufklärung und Anerkennung.“ Man habe deshalb die Aktion an den Tag gelegt, so Mareike Mitschele.

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Ihr Mann werde nicht mit in Berlin vor Ort sein, dafür sei er noch zu schwach. Zwischenzeitlich hatte das Paar Hoffnung. In der Uniklinik Rostock wurde im Sommer bei Sven eine Blutwäsche durchgeführt. Das führte zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität. „Er war wie ausgewechselt, konnte sogar wieder Sport treiben. Mit seinem Arbeitgeber sprach er bereits über die Wiedereingliederung“, erinnert sich Mareike Mitschele.

Kampf auch für mehr Hilfe von den Krankenkassen

Doch nach wenigen Monaten verschlechterte sich Svens Zustand wieder, und es ging ihm so schlecht wie vorher. Im Dezember bekam er eine zweite Blutwäsche. „Es geht ihm wieder besser und ich freue mich, dass er am Familienalltag wieder teilnehmen kann, aber wir bleiben natürlich skeptisch, dass er wieder einen Rückschlag erleidet“, sagt Mareike Mitschele.

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Die Blutwäsche wurde in ihrem Fall von der Uniklinik finanziert. Die Krankenkassen zahlen noch nicht für diese Methode. Normalerweise koste eine solche Maßnahme bis zu 15 000 Euro, berichtet Mareike Mitschele. Sie kenne viele, die so etwas privat bezahlen, sich verschulden, damit es den Angehörigen wieder besser geht. Auch dafür, dass die Krankenkassen für die Behandlung der Betroffenen aufkommen, kämpfe sie.