Angriff auf Bandido-Gelände
Macheten-Mann gibt Einhörnern die Schuld
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Matthias Lanin
Der Prozess um den Machetenangriff vorm Bandidos-Vereinsheim in Neubrandenburg wird mit jedem Termin eigenartiger. Nun sollen drei ausländische Einhörner den geschädigten Ronny G. in den besagten Morgenstunden so zugerichtet haben. Zumindest hat das der Angeklagte bei seiner ersten Vernehmung durch die Polizei direkt nach der Tat ausgesagt.
Die Kammer des Landgerichts hat nun versucht, mithilfe weiterer Zeugen herauszufinden, was an diesem Sonntagmorgen vor fünf Monaten nach einer Geburtstagsparty wirklich geschehen ist. Dafür kamen Rettungssanitäter, Polizisten, eine Ersthelferin und die Freundin des Angeklagten zu Wort. Als ein Kriminaloberkommissar von den ersten Antworten des Beschuldigten berichtete, fragte der Vorsitzende Richter Jochen Unterlöhner am Montag ungläubig nach.
„Zuerst hat er gesagt, das seien drei unbekannte Männer gewesen. Beim zweiten Nachfragen hat er schon von drei Ausländern gesprochen“, erklärte der Beamte im Zeugenstand. „Da habe ich schon gezweifelt, ob der uns auf die falsche Spur locken will“, fügte er hinzu. Die Polizei wollte bei dem Bild, das sich vor dem Bandidos-Vereinsheim bot, nämlich schnell eine Fahndung auslösen – falls nötig. Auf den ersten Blick sah die Szene so aus, als seien der Angeklagte und Ronny G. beide Opfer eines vielleicht getürmten unbekannten Täters gewesen.
Dumm gestellt oder komplett neben sich?
Direkt vorm Clubhaus des Bandidos MC waren große Pfützen aus Blut zu sehen. Eine rot tropfende Machete lag auf einer Kabeltrommel und zwei Männer saßen blutüberströmt herum. „Dann hat er mir aber, weiter in einem sehr ruhigen Ton, zu Protokoll gegeben, dass drei Einhörner angegriffen hätten“, erzählte der Polizist und wiederholte diese Aussage vor Gericht auf Nachfrage mehrfach. Der Polizist habe die Vernehmung dann beendet. Die Frage, ob sich der Angeklagte dumm gestellt hat oder komplett neben sich stand, konnte der Beamte nicht beantworten.
Als Entlastungszeugin versuchte die Freundin des Beschuldigten, klarzustellen, dass ihr Freund während des Machetenangriffs unter dem Einfluss von Appetitstillern stand. „Die haben schnell gewirkt und viele Nebenwirkungen. Eines ist sogar schon vom Markt genommen“, erklärte sie. Vom Gericht ermahnt, dass sie hier keine Sachverständige sei, fügte sie hinzu, dass der Angeklagte zudem unter großen emotionalem Druck stand. Im September habe er ein Familienmitglied gepflegt, das im Sterben lag und einige Tage nach seiner Verhaftung auch verstarb.
Gäste der Bandidos provoziert
„Die Vereinszugehörigkeit oder Nichtzugehörigkeit meines Mandaten spielt in diesem Prozess keine Rolle“, erklärte der Verteidiger Michael Rudnicki dem Nordkurier. Vor dem Gewaltexzess, an dessen Ende Ronny G. beinahe verblutet wäre, hat der Angeklagte eine Geburtstagsparty im Vereinsheim besucht. Bei dieser Feier soll er die Gäste insbesondere auf ihre Bandidos-Mitgliedschaft und ihr Vereinsleben hin provoziert haben.
„Das waren so zweideutige Spitzen und nur gegen die anwesenden Männer“, erklärte eine Augenzeugin am Montag. Der Angeklagte soll wütend über die Art und Weise seines Austritts aus dem Motorradclub gewesen sein. Gegen acht Uhr soll er dann seinem Opfer aufgelauert haben. Der Angeklagte selbst behauptet, große Erinnerungslücken wie in einem Wahnzustand zu haben. „Ich war bedroht und umzingelt. Mein Leben war in Gefahr“, hieß es in seiner Erklärung.
Am 4. März wird das Landgericht zwei weitere Zeugen und vielleicht schon die beiden Sachverständigen zum Fall vernehmen.