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Leerstand

Macht Neubrandenburg jetzt Ernst beim Kaufhof-Kauf?

Neubrandenburg / Lesedauer: 4 min

Am Donnerstag gab es ein Treffen mit dem Eigentümer des leer stehenden Kaufhofs. Auch andere Städte haben so einen Kauf bereits gewagt – nur mit unterschiedlichem Ausgang.
Veröffentlicht:26.01.2023, 19:46

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Das Ziel ist ganz klar. Es soll wieder Leben einziehen in das leer stehende Kaufhof-Gebäude im Herzen Neubrandenburgs. Dafür will die Stadtverwaltung auch gerne selbst sorgen und erregte vor Kurzem mit der Idee Aufsehen, das denkmalgeschützte Haus zu kaufen. Zu diesem Thema war am Donnerstag ein Vertreter des jetzigen Eigentümers, der Grundstücks- und Vermögensverwaltungsgesellschaft Andresen  mbH, zu Gesprächen zu Gast. Sowohl ein möglicher Kauf durch die Stadt als auch Fördermöglichkeiten für Investoren würden besprochen, verriet ein Rathaus-Sprecher der Stadt im Vorfeld. Alle Parteien seien schließlich daran interessiert, den Leerstand so schnell wie möglich aufzuheben.

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Sollte ein Kauf durch die Stadt durch die Gespräche tatsächlich realistischer werden, würde Neubrandenburg damit keineswegs Neuland beschreiten. Schon andere Städte kauften leer stehende Kaufhäuser – mit ganz unterschiedlichem Ausgang.

Mit Fördermitteln könnte es klappen

Ein positives Beispiel zeigt die saarländische Stadt Neunkirchen. Erst im vergangenen Jahr beschloss die Stadtvertretung der rund 50.000 Einwohner zählenden Kreisstadt den Kauf eines Kaufhofs, der 2020 geschlossen wurde. Die Kosten belaufen sich laut Angaben der Stadt auf rund 11,3 Millionen Euro. Das Interessante: Das saarländische Innenministerium erkannte die Summe als „sanierungsbedingte Ausgaben“ an. Dabei gehe es darum, die Kosten des Kaufs mit den darüber hinaus zurückzuzahlenden Fördermitteln aus dem entsprechenden Programmbereich zu verrechnen.

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Eine Option, die auch für Neubrandenburg denkbar sein könnte. Ein Kauf ohne Fördermittel scheint aussichtslos. In Neunkirchen ist man mit der Entscheidung zufrieden. So wolle man langjährigen Leerstand in dem Prestige-Objekt verhindern, sagte ein Sprecher der Stadt. Neunkirchen arbeitet derzeit an einem Nutzungskonzept. Der Sprecher der Kreisstadt erklärte, dass nach Abwägung aller Möglichkeiten wohl ein Verwaltungsgebäude für Mitarbeiter des Landkreises in dem früheren Kaufhaus entstehen soll. Bis es soweit sei, würden aber noch einige Jahre ins Land gehen.

Altersheim statt Handel und Gastronomie

Deutlich länger als in Neunkirchen, nämlich ganze sieben Jahre, stand ein ehemaliger Kaufhof in Rendsburg (Schleswig-Holstein) leer. Die Stadt hatte zuvor das Gebäude gekauft, fand aber keine Investoren für Einzelhandel und Gastronomie. 2020 wurde der Leerstand endlich behoben – eine Seniorenresidenz zog mithilfe von Investoren in den früheren Kaufhof ein. „Das war nicht unser Wunsch, aber letztlich mussten wir uns der Realität geschlagen geben. So ist es besser, als wenn es noch länger leer stünde“, sagte Thomas Krabbe, Stadtpräsident von Rendsburg, auf Nordkurier-Anfrage.

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Ein Szenario, das nur allzu gut an das Desaster um die Rückseite des Neubrandenburger Marien-Carrées, erinnert. Damals wollten die Stadtvertreter auch unbedingt Gastronomie, doch am Ende entsteht dort nun ebenfalls eine Seniorenresidenz.

Andere Städte wie Bremerhaven oder Usum in Schleswig-Holstein haben ebenfalls nach der Schließungswelle die Immobilien vor Ort erworben, sich dann jedoch für einen Abriss entschieden. Das kommt für Neubrandenburg wohl nicht infrage, wenngleich es die Wunsch-Option des jetzigen Eigentümers wäre. Einzig der Denkmalschutz verhindert diese Pläne.

Einwohner wünschen sich Geschäfte und Wohnungen

Viele Neubrandenburger wünschen sich den Erhalt des Gebäudes. Bei einer Nordkurier-Straßen-Umfrage wurden der Einzug eines Supermarkts und regionaler Geschäfte im Erd- und Wohnungen im Obergeschoss als Vorstellungen genannt.

Das wäre laut dem jetzigen Eigentümer aber unwirtschaftlich. Als Hauptgrund gibt die Grundstücks- und Vermögensverwaltungsgesellschaft Andresen  mbH, den maroden Zustand der Immobilie an. Allein für die Sanierung des Erdgeschosses wird mit Kosten von rund 20 Millionen Euro gerechnet.

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Sollte die Stadt tatsächlich den Kaufhof übernehmen, zum Beispiel über die städtische Wohnungsgesellschaft Neuwoges, stünde sie vor denselben Problemen der Sanierung und des Findens passender Mieter. Was genau zwischen Stadt und Eigentümer am Donnerstag besprochen wurde, wollten beide Seiten jedoch noch nicht bekannt geben.