StartseiteRegionalNeubrandenburgMehr Frauen in Chefetagen – Mentoren-Programm trägt Früchte

Jubiläumstreffen

Mehr Frauen in Chefetagen – Mentoren-Programm trägt Früchte

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Frauen sitzen immer noch selten im Chefsessel. Das soll sich mit einem besonderen Förderprogramm ändern, das in Neubrandenburg jetzt nicht nur Erfolge feierte.
Veröffentlicht:19.01.2023, 20:22

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In zehn Jahren soll die Geschlechterungerechtigkeit abgeschafft sein. Dieses Ziel formulierte Jaqueline Bernhardt (Die Linke), Mecklenburg-Vorpommerns Ministerin für Gleichstellung, auf einem Treffen zur Förderung weiblicher Führungskräfte in Neubrandenburg. „Frauen sind in Führungspositionen unterrepräsentiert. Wir wollen das ändern und das Thema Gleichstellung weiter vorantreiben“, so Bernhardt.

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Im mittlerweile elften Jahr des Förderprogrammes „Aufstieg in Unternehmen“ haben sich gestern 70 Teilnehmerinnen und etwa 50 Gäste in einer Halle des Neubrandenburger Unternehmens Webasto getroffen. Über mehrere Stunden konnten sie miteinander ins Gespräch kommen. Das Ziel: Aus den Frauen im Alter von 24 bis 55 Jahren sollen über kurz oder lang Führungskräfte werden. Dafür wird jede von ihnen ein Jahr lang von einem Mentor begleitet.

Unternehmen mit hohem Frauenanteil erfolgreicher

Die Vorteile des Programmes hob Koordinatorin Peggy Hildebrand bei der Jubiläumsveranstaltung hervor: „Im Idealfall profitieren alle“, sagte sie. So bekämen die Teilnehmerinnen von ihren Mentoren Erfahrung, Wissen und Kontakte – und könnten gleichzeitig neue Impulse und Ideen zurückgeben. Die Unternehmen haben die Möglichkeit, Wissen und Erfahrung bei sich zu halten und ihre Mitarbeiterinnen zu fördern.

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Dass ein Mentor viel wert ist, betonte auch Jaqueline Bernhardt. Ihr Mentor sei ihr Mann gewesen, der sie „an die Hand genommen“ habe, nachdem sie aus Sachsen nach Mecklenburg-Vorpommern gezogen ist. Gleichzeitig hob sie die Wichtigkeit weiblicher Führungskräfte hervor. „Wir brauchen in der Wirtschaft Frauen, denn sie bringen neue Perspektiven und einen anderen Stil mit“, sagte die Ministerin.

Dass es aber nicht nur um neue Perspektiven, sondern auch um wirtschaftlichen Erfolg geht, hob Anja Bugenhagen, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte, hervor. Unternehmen in denen viele Frauen arbeiten, seien erfolgreicher, dies belegten Studien. „Wir müssen verstehen, dass Frauen für ein Unternehmen eine Bereicherung bringen“, sagte sie.

„Wir denken immer noch sehr traditionell“

Dabei lieferte sie auch schmerzhafte Fakten und sprach von einer „Gerechtigkeitslücke“. Zwar seien viele Frauen in der Region gut ausgebildet – erreichen etwa deutlich öfter die Fachhochschulreife als Männer – doch spiegele sich das nicht im Berufsalltag wieder. Was die Position und das Gehalt betreffe, sei ein Großteil der Frauen benachteiligt. Das liege auch an den vorherrschenden Rollenbildern. „Wir denken immer noch sehr traditionell. Tritt ein Mann resolut auf, bewerten wir das positiv. Eine Frau, die sich gleich verhält, ist unterbewusst oft unsympathisch“, sagte Anja Bugenhagen.

In diesem Jahr nehmen Unternehmen unterschiedlicher Art teil, so beschäftigt das kleinste zwei, das größte etwa 4300 Mitarbeiter. Der Erfolg des Programms ist auch in Zahlen beschreibbar: So seien 80 Prozent der früheren Teilnehmerinnen heute Führungspersönlichkeiten. Wer Interesse an dem Programm hat, kann sich bei der Servicestelle per E-Mail an [email protected] melden.