▶ Neubrandenburg erinnert dauerhaft an NS-Bücherverbrennung von 1933
Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Zum Jahrestag der Reichspogromnacht ist in Neubrandenburg der jüdischen Opfer gedacht und ein Gedenkzeichen an die nationalsozialistische Bücherverbrennung eingeweiht worden. Neubrandenburgs Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos) bezeichnete es bei der Enthüllung des Gedenksteins auf dem Marktplatz als wichtig, „dass wir diesen Erinnerungsort im Herzen der Stadt etablieren” und damit ein Zeichen zu setzen. Die Bücherverbrennung im Mai 1933 gelte als „Zäsur der Meinungsfreiheit und als Beginn des Tilgens von Gedanken, die den Nationalsozialisten ideologisch nicht passten“.
Immer wieder Fragen nach Bücherverbrennung in Neubrandenburg
Für den Gedenkstein wurde einer der vorhandenen Quader auf dem Marktplatz mit Tafeln aus Cortenstahl beklebt. Auf seinen Seiten werden Namen und Werke verfemter Autorinnen und Autoren dargestellt. Nachdem in früheren Jahren mit Veranstaltungen an die Vernichtung von Werken missliebiger und verfolgter Künstler erinnert worden war, hatte der Bibliotheks-Förderverein vor zwei Jahren einen dauerhaften Erinnerungsort angeregt. Im Mai 2021 bewilligte die Stadtvertretung das Vorhaben.
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Die Vorsitzende des Fördervereins der Regionalbibliothek, Irina Parlow, begründete die Initiative damit, dass bei Veranstaltungen immer wieder Fragen aufgekommen seien, ob es auch in Neubrandenburg eine Bücherverbrennung gegeben habe. Es hätten sich aber viele Menschen gefunden, die in der Stadt dem Hitler-Erlass gefolgt seien. „Mit diesem Stein können wir dieser Schandtat auf Dauer gedenken.”
Namenswahl liegt Zeitungsartikel zugrunde
Finanziert wurde das etwa 8000 Euro teure Gedenkzeichen mit Mitteln der Landeszentrale für politische Bildung, der Stadt sowie „aus großen und kleinen Spenden”, über welche laut Irina Parlow der zugesagte Betrag des Fördervereins komplett finanziert werden konnte.
Die Gestaltung orientiert sich an dem Konzept der Lehrpfade „Spurensuche – Orte der Gewalt“. Die Auswahl der Namen liegt einem Artikel aus der Neubrandenburger Zeitung vom 14. Mai 1933 zugrunde, der auf eine „schwarze Liste“ als Basis für die Bücherverbrennungen verweist.
Zu der Enthüllung des Gedenksteins kamen zahlreiche Bürger sowie Vertreter aus Stadtvertretung und Verwaltung. Zuvor fanden sich ebenfalls viele Menschen zum offiziellen Gedenken an das Unrecht, das am 9. November 1938 in der Reichspogromnacht an der jüdischen Bevölkerung verübt wurde, auf dem Synagogenplatz in der Poststraße ein.