Studie
Neubrandenburger Innenstadt nur Mittelmaß
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Tim Prahle
Im bundesweiten Vergleich kommt die Neubrandenburger Innenstadt nicht besonders gut weg. Eine gemeinsame Studie der Fachzeitschrift „Kommunal“ und vom „Standortkompass Contor“ sieht die Kreisstadt der Mecklenburgischen Seenplatte in dieser Hinsicht auf Platz 222 im deutschlandweiten Vergleich aller betrachteten 587 Mittelstädte mit einer Größe von 20 000 bis 75 000 Einwohnern.
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Doch kein Erfolgsmodell?
Eine eher dürftige Platzierung, zumal Oberbürgermeister Silvio Witt bundesweit und international Neubrandenburgs Innenstadt schon als Erfolgsmodell feiern durfte. Im Deutschlandfunk teilte er die Visionen einer lebendigen Innenstadt, die französische Zeitung „Le Monde“ hob am Beispiel der Stadt die gute Zusammenarbeit zwischen privater und öffentlicher Hand hervor, die dadurch viele Pleiten von Händlern während der Corona-Pandemie verhinderte.
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Händler und Kunden sehen Mängel
In der Stadt ist die Sicht etwas differenzierter: Zum Teil missfällt Händlern und Kundschaft die karge Gestaltung des Boulevards, die Kaufhof-Schließung, die kurzfristige Absage des Weberglockenmarktes und auch die Ansiedlung des Online-Händlers Amazon auf dem Datzeberg schmälerten in den vergangenen Jahren die große Flanier-Freude.
City-Manager und Stadtgeld
„Eine Innenstadt muss immer wieder neu gedacht werden“, betont Silvio Witt auf die Studie angesprochen. In den Neunzigern sei es noch um eine stabile Einzelhandelslandschaft gegangen. Nun brauche es mehr Gastronomie, Kultur und erlebbaren öffentlichen Raum. Die Stadt zeige mit der Stelle des City-Managers, aber auch mit anderen Maßnahmen, dass sie die Innenstadt weiter maßgeblich im Blick habe. Ein Beispiel war das „Stadtgeld“ vergangenes Jahr, das sich die kommunalen Neubrandenburger Stadtwerke eine Viertelmillion Euro kosten ließen. Mit zwei groß angelegten Maßnahmepaketen samt Förderung von Land und Bund haben Stadtvertretung und Rathaus bereits weitere mögliche Aufwertungen in Angriff genommen (der Nordkurier berichtete).
Positive Entwicklung im Fokus
Möglich also, dass das jetzige „Ranking der erfolgreichsten Handelsstädte Deutschlands“, wie es die Studienmacher beschrieben, für Neubrandenburg einfach noch zu früh kam. Denn die Kernfrage der Studienmacher war nach deren Angaben: „Welche Städte haben sich in den vergangenen Jahren besonders stark positiv verändert?“ Dabei wurden unter anderem der Beschäftigtenanteil im Handel, aber auch Arbeitslosenanteil und andere Indikatoren zur Lebensqualität betrachtet. Der Anteil der Einfamilienhäuser wirkte sich dabei positiv auf die betrachteten Städte aus, hier dürfte Neubrandenburg kaum gepunktet haben. Das etwa halb so große Winsen an der Luhe im niedersächsischen Speckgürtel Hamburgs, Platz 1 der Rangliste, hat diesbezüglich eine ganz andere, ländlichere Einwohnerstruktur.
Die Neubrandenburger sind das Maß
„Am Ende ist es mir ohnehin egal, ob die Innenstadt bei Studien gut ankommt, sie muss den Neubrandenburgern gefallen“, betont Silvio Witt überlegen. Bundesweit nur Mittelmaß, führt Neubrandenburg zumindest die Mittelstädte Mecklenburg-Vorpommerns in der Studie mit einigem Abstand an. Stralsund (302), Greifswald (303), Güstrow (360), Waren (366) und Neustrelitz (458) sind bei der Bewertung der noch weit schlechter gelistet.