Neue Ideen

Neubrandenburger Lokschuppen für zweites Großprojekt im Visier

Neubrandenburg / Lesedauer: 4 min

Erst liegt das Lokschuppen-Areal in Neubrandenburg jahrelang brach, jetzt gibt es neben der Schwimmhallen-Idee noch ein anderes Millionen-Projekt, das hier entstehen soll.
Veröffentlicht:24.10.2021, 20:32

Von:
  • Paulina Jasmer
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Das Lokschuppen-Areal könnte womöglich die neue Heimstatt eines neuen Digitalisierungs- und Innovationszentrums (DIZ) werden. Während einer Sondersitzung des Neubrandenburger Stadtentwicklungsausschusses sind solche Überlegungen öffentlich geworden.

Hintergrund dieser Gedanken ist laut Janine Kriegler von der Kommunalen Entwicklungsgesellschaft (KEG), die 2018 vom Land Mecklenburg-Vorpommern beschlossene „Digitale Agenda“. Mit ihr soll die Digitalisierung im Land vorangebracht werden. Schwerpunkte sind der Ausbau der digitalen Infrastruktur und die Stärkung der Digitalisierung in Wirtschaft, Bildung und Forschung sowie der Verwaltung. Dafür sollen Digitalisierungs- und Innovationszentren geschaffen werden. Neben Neubrandenburg geschieht das in Greifswald, Stralsund, Wismar, Rostock und Schwerin.

Vier Standorte für Digitalisierungszentrum geprüft

Franziska Rätsch von der Berliner Firma St. Oberholz Consulting, die sich digitale Transformationsprozesse auf die Fahnen geschrieben hat, machte während der Sitzung darauf aufmerksam, worum es dabei geht: Das neue Zentrum muss gut erreichbar und vernetzt sein, eine Signalwirkung besitzen. Sie sprach von einem „Ort mit Strahlkraft“, der sogar noch erweitert werden könnte, so die Wünsche. Vier potenzielle Standorte sind dahin gehend geprüft worden: der Lokschuppen, das Gebäude des ehemaligen Kaufhofes, ein Neubau an der Hochschule Neubrandenburg sowie die Glashalle auf dem RWN-Gelände. Der Lokschuppen erfüllt nach Ansicht der Firma am ehesten die gewünschten Kriterien.

Doch was soll in einem solchen Zentrum passieren? Immerhin werden die Baukosten mit zunächst 18 Millionen Euro veranschlagt. So geht es um voll ausgestattete Räume (engl. „Spaces“), in denen Akteure mit unterschiedlichen Motivationen und Fragestellungen miteinander oder auch jeder für sich arbeiten können (engl. „Co-Working“). Franziska Rätsch nannte die „Welcome Area“, um erst einmal anzukommen. Dann gebe es den Coffee- und Co-Working-Bereich, um sich ungezwungen auszutauschen. Es folge das Event-Space für Vorträge und Präsentationen. Dann biete das Partner-Office Raum für den Dialog. Das Co-Creative-Space lädt zum gemeinsamen Arbeiten ein und zu guter Letzt sei das Maker-Space da, „um Neues zu schaffen“, zählte sie auf.

Zahlreiche Firmen an Räumen interessiert

Laut Franziska Rätsch stehen zahlreiche Firmen in den Startlöchern, um das neue DIZ mit Leben zu erfüllen, sprich Räume zu mieten. Der Vorteil in Neubrandenburg liegt ihrer Meinung nach auf der Hand: Die Stadt besitzt bereits ein solches Zentrum in der Gerstenstraße. Allerdings platze dieses aus allen Nähten. Ein neuer Standort am Lokschuppen böte eine Fläche von 6000 Quadratmetern. Darüber hinaus könnte ein „ewiges Streitobjekt“ endlich einer neuer Aufgabe zugeführt werden. Der Charme des denkmalgeschützten Ortes könne in dem Zentrum wieder erlebbar gemacht werden. Ein Betreibermodell müsse aber gefunden werden.

Ingo Meyer von den Neubrandenburger Stadtwerken betonte während der Sitzung, dass sein Unternehmen an der inhaltlichen Ausgestaltung – an der digitalen Wertschätzung – interessiert sei. „Es gibt in Neubrandenburg mehr digitale Player, als wir uns vorstellen können“, sagte er. Frank Benischke von der Neuwoges sah in der Digitalwirtschaft den wesentlichen Treiber für die Zukunft. „Wir sind es leid, uns digitale Leistungen einkaufen zu müssen, nur weil wir selber nicht das Know-How haben“, argumentierte er. Durch die Vernetzung könnten Neubrandenburger Firmen untereinander Synergien generieren.

Bewegung auch in der Schwimmhallen-Frage

Allerdings schwebte über all diesen Ideen immer das Thema Schwimmhallen-Neubau, der schließlich auch fürs Lokschuppen-Areal in Betracht kommt. Man wolle der Entscheidung zum Schwimmhallen-Standort nicht vorgreifen, hieß es. Allerdings gäbe es bei einer Abwahl des Lokschuppens als Schwimmhallen-Standort gleich eine Alternative, so Frank Benischke, der darauf drängte, nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Parallel zur Standortfrage sollten weiter Innovationen und Betreibermodell vorangetrieben werden. Andere Zentren seien schon weiter, Greifswald beispielsweise etabliert das DIZ in der Alten Mensa am Wall.

Immerhin kommt in die Schwimmhallen-Frage nun Bewegung, wie es von der Verwaltung hieß. Die erweiterten Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zu den möglichen Standorten Lokschuppen, Weidegang, Messeplatz und RWN-Gelände sollen in einer Sondersitzung am 2.  Dezember vorgestellt werden.