Coronavirus
Neubrandenburger Pflegeheim nach Quarantäne auf sich allein gestellt
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Tim Prahle
Die Stimmung im Vitanas Generationenhaus steuert langsam auf den Tiefpunkt zu. Kurz vor Weihnachten wurde das Haus in der Neustrelitzer Straße wegen aufgetretener Corona-Fälle unter Quarantäne gestellt. Schwerpunktmäßig in einem Wohnbereich gab es Ansteckungen, auch in zwei weiteren wurden Infektionen nachgewiesen. Bis zum Jahresbeginn werde es wohl andauern, schrieb der Landkreis damals auf Nordkurier-Anfrage.
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Und wie sieht es nun aus? Wie viele positive Fälle gibt es denn, wie lange dauert die Quarantäne, wann dürfen die Bewohner wieder von ihren Angehörigen besucht werden? „Ich wünschte, ich könnte darauf Antwort geben“, sagt Einrichtungsleiter Thomas Rütz am Dienstagvormittag. Doch er warte selbst sehnsüchtig auf Informationen. Nachdrücklich versuche er, beim Gesundheitsamt jemanden zu erreichen. Ohne Erfolg. Er wisse, dass man dort auch viel zu tun habe. Aber „man fühlt sich wirklich allein gelassen“, sagt Rütz erschöpft. Die 80 Mitarbeiter würden nach und nach aus der Quarantäne zurückkehren, das Infektionsgeschehen sei „insgesamt wohl eher rückläufig“, vermutet der Einrichtungsleiter.
Plötzlich meldet sich das Gesundheitsamt doch noch
Doch die Bewohner aus drei von vier Wohnbereichen dürfen weiterhin nicht ihr Zimmer verlassen, sind alle einzeln isoliert, Pflege und Betreuung finden gleichzeitig statt. „Das nagt natürlich an jedem Einzelnen, gerade weil wir immer noch keine offiziellen Zahlen haben“, sagt Rütz.
Am Mittwoch fragt der Nordkurier umgehend beim Landkreis wegen der ausbleibenden Informationen für das Vitanas Generationenhaus an. Und schon am Nachmittag meldet sich Thomas Rütz gleich noch einmal: Plötzlich habe das Gesundheitsamt doch noch zurückgerufen. Er habe einen groben Fahrplan erhalten. „Wir führen noch einmal bei zwei Wohnheimen Schnelltests durch, und wenn die Ergebnisse entsprechend sind, können wir die Quarantäne beenden“, sagt er. In dem verbliebenen am stärksten betroffenen Wohnbereich soll bei allen Bewohnern und Mitarbeitern zum Wochenende noch einmal ein PCR-Test durchgeführt werden.
Schritt für Schritt Erleichterungen für die Einrichtung
Offizielle Zahlen kennt Rütz aber immer noch nicht. Zudem bleibe ein weiterer Aspekt offen: „Vielleicht kann die Bundeswehr uns ja helfen“, hofft er. Doch auch zu diesem Aspekt fehlt seit Tagen eine Antwort. Dabei könnte das Pflegeheim jede Hilfe gebrauchen. „Wir testen jeden Mitarbeiter zwei Mal die Woche, jeden Bewohner ein Mal. Zusätzlich zu aller Arbeit, die ohnehin anfällt“, sagt Rütz. Es bleibe eine belastende Situation, auch wenn nun zumindest ein Ende in Sicht ist.
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Doch wie kann es sein, dass eine betroffene Einrichtung auf sich gestellt ist und sich derart im Stich gelassen fühlt? Dazu äußert sich der Landkreis auf Nordkurier-Anfrage nicht. Er bestätigt am Mittwochabend allerdings, dass mit dem Haus ein Plan abgestimmt wurde, der Schritt für Schritt Erleichterungen vorsieht. „So besteht Hoffnung, dass Ende dieser Woche vielleicht erste Lockerungen im Innern des Hauses ermöglicht werden können“, teilt die Kreisverwaltung mit.
Landkreis erwartet weiteren Impfstoff für 1500 Menschen
Im Vitanas wissen sie zumindest ganz genau, dass Ende nächster Woche die Impfteams kommen. Nach Angaben des Landkreises werde für die kommende Woche eine Lieferung mit Impfstoff für 1500 Menschen erwartet. Bislang hätten die mobilen Teams in etwa 25 der 122 Pflegeeinrichtungen in der Mecklenburgischen Seenplatte 1900 Menschen geimpft, darunter Einrichtungen in Neubrandenburg und Lübbersdorf. Die Impfbereitschaft sei bei Pflegepersonal und Bewohnern sehr hoch. So wollten sich etwa 60 bis 80 Prozent der Heimbewohner impfen lassen, heißt es vom Landkreis.