Bildung
Neubrandenburger Schulen platzen aus allen Nähten
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Henning Stallmeyer
Die Neubrandenburger Schulen haben ein Kapazitätsproblem. Das wird aus aktuellen Prognosen des Landkreises deutlich. Demnach gibt es in der Stadt schon jetzt mehr Schüler an Regionalschulen, als es eigentlich Platz gibt. 1561 besuchen aktuell die drei Regionalschulen in städtischer Trägerschaft. Offiziell ist nur Platz für 1478. Ein mathematisches Problem, dass der Verwaltung und der Stadtpolitik Kopfzerbrechen bereitet.
Prognose sieht Anstieg voraus
„Das Thema ist voller Brisanz und sehr aktuell“, meint auch Steven Giermann (CDU/FDP–Fraktion), Vorsitzender des Generationenausschusses. wie brisant genau, das lässt sich nur schwer sagen. Denn aktuell gibt es zwei unterschiedliche Prognosen über die Entwicklung der Schülerzahlen. Die des Landkreises prognostiziert einen Anstieg der Regionalschüler in Neubrandenburg auf 1676 in zehn Jahren. Fast 200 mehr, als es eigentlich Pätze für Schüler gibt.
Und auch mehr Grundschüler?
Bei den sechs Grundschulen in der Stadt sieht es etwas besser. Aktuell gehen rund 1913 Knirpse zur Schule. Platz gäbe es theoretisch für 2092. Laut der Prognose des Landkreises bleibt die Zahl auch relativ stabil. So soll der Höchstwert von 1924 Schülern im Schuljahr 2029/2030 erreichen. Jedoch unterscheiden sich die Zahlen deutlich zu einer anderen Prognose, die eher weniger Schüler gemäß des demografischen Wandels erwartet.
Klassenraum–Zahl ist entscheidend
Ohnehin ist die Kapazitätsgrenze eher ein theoretischer Wert, über den Lehrer, Schüler und Schulleiter nur schmunzeln können. Sieht die Realität oft doch ganz anders aus. Die Kapazität bemisst sich an den vorhandenen Klassenräumen einer Schule. Pro Schüler rechnet die Schulkapazitätsverordnung von MV offiziell mit 1,9 Quadratmetern pro Schüler. Doch im echten Leben sind Klassen mal größer, mal kleiner. Deshalb weist auch die Stadt daraufhin, dass die Zahl mit Vorsicht zu genießen ist: "In der Praxis können jedoch nicht alle allgemeinen Unterrichtsräume zu 100 Prozent ausgelastet werden, weshalb festzustellen ist, dass der Raumbedarf über der Kapazität liegt beziehungsweise schon deutlich vor Erreichen der Gesamtkapazität alle allgemeinen Unterrichtsräume in Nutzung sind."
Beispiel Regionalschule Ost
Am Beispiel der Regionalschule Ost am Lindetal zeigt sich: Die Kapazitätsgrenze ist schon längst erreicht. Die Schule behilft sich mit der Anmietung von zusätzlichen Räumen. Aktuell gehen 677 Schüler in die Regionalschule, obwohl sie nur für 504 Schüler ausgelegt ist. „Jede Besenkammer wird dort zum Unterrichten benutzt“, formulierte es Martin Ramp, städtischer Abteilungsleiter für den Bereich Bildung, drastisch.
Für gleichzeitigen Bau zweier Grundschulen
Eine wirkliche Lösung ist nicht in Sicht. Außer die geplanten Neubauten der Grundschulen Süd und West. Steven Giermann plädiert dafür, dass nun Lösungen gefunden werden, beide Schulen parallel zu bauen und nicht nacheinander, um Zeit zu sparen. Das würde immerhin mehr Kapazitäten für die Grundschüler bedeuten.
Termin noch unklar
Zunächst wird das Thema auch in einer Sondersitzung im Generationen–Ausschuss im April erörtert. Dazu sollen ebenfalls alle betroffenen Schulleitungen eingeladen werden. „Wir reden hier immer über nackte Zahlen, aber da steckt ja eine ganz individuelle Realität dahinter. Das können uns die Schulleitungen dann im Einzelnen erklären“, begründet Giermann die Einladung. Wann genau der Ausschuss sich trifft, ist noch nicht klar. Wichtig: Vorher sollen die aktuellen Schülerzahlen fürs kommende Schuljahr vorliegen. Damit man noch genauer gucken könne, wo es brennt, sagt der Ausschussvorsitzende.